Grundsätzlich eine schöne Idee, aber ich sehe hier einige Probleme:
- Norwegen ist -bevölkerungstechnisch- deutlich kleiner als Deutschland (5,3 <=> 83 Mio Einwohner). Damit ein Bürgerfonds also eine "ordentliche" Rendite wie in NOR erzielt, müsste der Fond ungleich größer sein. Damit wäre der Teil der fondbasierten Staatsfinanzierung deutlich abhängiger von der wirtschaftlichen Entwicklung als sie es ohnehin schon ist. Das entsprechende Portfolio wäre gleichzeitig eine veraltungstechnische Mammutaufgabe und sehr träge. Eine kurzfristige schnelle Reaktion auf sich rapide verschlechternde Rahmenbedingungen wäre praktisch nicht möglich.
- die EZB macht ja im Prinzip nichts anderes. Es werden Wertpapiere gekauft und Geld in die Wirtschaft gepumpt. Einzig das dahinterstehende Motiv ist ein anderes.
- Deutschland hat KEINE niedrigige Verschuldung und uneingeschränkt gute Bonität! Deutschland hat aber im Vergleich zu anderen Staaten eine geringere Ausfallwahrscheinlichkeit bei Verbindlichkeiten trotz hoher Verschuldung

Andere Faktoren, die zwar in das Rating einfließen wie Schuldenquote, Neuverschuldung, etc. sind viel zu hoch. Das ist - zumindest meiner unbedeutenden Meinung nach - ein großer Unterschied. Aktuell hat D keine Reserven um ein großes Investitionsprojekt wie einen Bürgerfonds zu stemmen. Das wäre nur kreditfinanziert möglich. Günstig zwar, da die zu erwartende Rendite höher wäre als der Schuldzins, aber trotzdem wäre es eine verdammt riskante Wette. Das aktuelle Rating (Kreditwürdigkeit) ist auch nicht in Stein gemeisselt. Wie schnell sich das ändern kann, hat man bei den USA, Japan, Russland und anderen Staaten gesehen. Wir hatten bisher Glück.
- es ist zu spät. Betrachtet man den wirtschaftlichen Entwicklungszyklus, so geht derzeit eine Boom-Phase zuende. Im Umkehrschluss bedeutet dies, daß wir auf eine stagnierende Phase und schlussendliche auf eine Phase der Rezession zusteuern (fallende Kurse!). DANN und genau dann wäre der richtige Zeitpunkt um tiefgreifende Reformen umzusetzen, denn zu diesem Zeitpunkt steht der nächste Aufschwungszyklus bevor mit entsprechenden Zugewinnoptionen an den Wertpapiermärkten. Jetzt einzusteigen wäre ziemlich unsinnig, da die Kurse derzeit ein recht hohes Niveau haben. Geht das schief hätte der Staat teuer gekauft und würde erwartungsgemäß billig verkaufen => Verlust...
- vorher müssten die Staatsfinanzen von Grund auf analysiert und neu aufgestellt werden. Subventionen streichen, Steuersystem vereinfachen, Personal sinnvoll planen und einsetzen, in Infrastruktur investieren, etc... Wertpapierabenteuer dann, wenn die grundlegenden Baustellen beseitigt sind.