radljohann

Jung-Mitglied
Ort
Friedberg Bay.
Mein Auto
T5 Multivan
Erstzulassung
2007
Motor
TDI® 75 KW Euro 4 BRS
DPF
ab Werk
Getriebe
5-Gang
Antrieb
Front
Typenbezeichnung (z.B. 7H)
7HM
Wegen der Detail ist dieser Beitrag nicht allzu kurz ;)

Bei 120' km ist ein Zahnriementausch fällig, sagt die Wartungsliste. Also habe ich das Set beim VW-Autohaus gekauft. Inhalt: Zahnriemen, Spannrolle, Umlenkrolle, zwei Schraubenmuttern, ferner Keilrippenriemen und Kühlmittelpumpe. Die Austauschschrauben für den Schwingungsdämpfer/Riemenscheibe habe ich extra ansprechen müssen, dann wurden sie auch dem Set beigelegt.

Mit dem Buch „So wird’s gemacht“ war ich bisher gut bedient, aber zum Zahnriemenwechsel steht so gut wie nix drin. Also guck ich ins T5-Forum und lerne „erwin“ kennen. Daraufhin habe ich 8,33 € investiert und mir die Anleitung für den Tausch des Zahnriemens ausgedruckt. Die gebuchte Stunde wollte ich voll nutzen und habe mir noch einen Pack anderer Reparaturanleitungen ausgedruckt.

Als ich wieder mal Zeit hatte, habe ich die Zahnriemen-Anleitung genau durchgelesen. Plötzlich brauchte ich eine Menge Spezialwerkzeuge. Beim Online-Auktionshaus hatte ich bald ein Set gefunden, welches scheinbar alle benötigten Werkzeuge enthielt. Etwas skeptisch war ich aufgrund der Abbildung des Teils für das Nockenwellenrad. Die Skepsis war berechtigt, denn das Teil eignet sich nicht für das Nockenwellenrad sondern für die Nabe der Nockenwelle. Das Gerät für die Einstellarbeit des Nockenwellenrades habe ich dann extra bestellt.

Sehr froh war ich, dass mein Bus 2007 geboren wurde, denn seit 2006 muss man den Motor nicht abschrauben und aufhängen um den Zahnriemen zu wechseln. Diese Freude dauerte allerdings nicht lange …

Beim Lesen der Zahnriemen-Anleitung dämmerte mir die Erkenntnis, dass „erwin“ eine Goldgrube für den Anbieter ist. Z.B. der Tausch des Keilrippenriemens → Kapitel. Natürlich hatte ich bei meiner ersten Stunde mit „erwin“ dieses Kapitel nicht im Fokus. Also buche ich nochmals eine Stunde für 8,33 € und achte diesmal darauf alle Kapitel und alle Pos. auszudrucken.

Nun hatte ich fast alles beisammen, nur ein langer krummer Maulschlüssel SW 16 fehlte zum Tausch des Keilrippenriemens. Aus meinem Schatz an Maulschlüsseln werde ich wohl ein geeignetes T 10447 basteln, dachte ich mir und ging den Wechsel an.

Auto über die Schmiergrube in Position gebracht, Unterfahrschutz abmontiert und laut Anleitung mit dem Ladeluftrohr begonnen. Abweichend von der Anleitung habe ich auch das gekrümmte Gummirohr der Ladeluft weggemacht, da es sichtlich störte.

Als Nächstes sollte ich den Keilrippenriemen mit dem T 10447 entspannen. Alle meine Maulschlüssel SW 16 waren zu lang, bis auf einen. Da dieser so kurz ist, kann man damit nur wenig Kraft aufbringen. Davon braucht man aber recht viel um das Spannelement zu bewegen. Den engen Verhältnissen Rechnung tragend habe ich eine Latte präpariert damit ich mit ihr den Schlüssel drücken kann. Dazu brauchte ich beide Hände und mein Körpergewicht. Aber mit der freien Hand sollte man mittels Absteckdorn das Spannelement arretieren. Helfer organisiert, dann hat es geklappt. Fazit T 10447 ist sinnvoll, aber es geht auch anders.

Der Ausbau des Keilrippenriemens, des Schwingungsdämpfers und der Zahnriemenabdeckungen klappten gut. Nun sollte ich die Nabe des Nockenwellenrades so arretieren, dass „der Pfeil am Zahnriemenschutz hinten … mit den Nasen des Nockenwellengeberrades übereinstimmen“. Dazu gibt es zwei Varianten, entsprechend ob man ein rundes oder ovales Kurbelwellenzahnriemenrad hat. Wie man dies erkennt, steht nirgends! Die Abbildung zum Pfeil am Zahnriemenschutz hinten bezeichne ich als einen Witz, ich konnte keine Ähnlichkeit mit der Realität erkennen.

Mit dem Absteckstift 3359 zum Arretieren der Nabe hatte ich nach mehreren Versuchen Erfolg. Allerdings entsprach dabei die Position des Nockenwellenrades nicht ganz der Abbildung: Das Zahnsegment steht nicht auf etwa 100° wie in der Abbildung sondern auf etwa 80°. Witzig, oder?!

Mittels dem Spezialwerkzeug Kurbelwellenstopp T 10050 bzw. T 10100 konnte ich nun herausfinden, dass bei mir wahrscheinlich ein ovales Kurbelwellenzahnriemenrad verbaut ist. Der Kurbelwellenstopp T10100 hat als Markierung einen Strich an einem Zahn. Dieser muss gegenüber einem Pfeil am Zahnrad montiert werden.

Beim runden Kurbelwellenzahnriemenrad befindet sich der Strich an einem Zahn des Zahnrades und der Pfeil zwischen zwei Zähnen am Kurbelwellenstopp des T 10050.

Weiter ging es laut Reparaturanleitung ohne Schwierigkeiten. Als ich aber die im VW-Set enthaltenen Teile (Spann- und Umlenkrolle für den Zahnriemen) tauschen wollte, schlug meine Begeisterung in Verzweiflung um. Der Tausch dieser Teile ist nirgends beschrieben. Der Versuch die Teile auszubauen, scheitert wegen der Motorstütze. Der zur Verfügung stehende Platz ist schlicht zu eng! Ich guck in meinem Buch nach und werde nicht fündig. Ich buche die dritte Stunde zu 8,33 € bei „erwin“ und werde nicht fündig. Also gehe ich
meinen Weg und baue die Motorstütze aus:
- über die Schmiergrube einen Stapel Bretter gelegt und
- mit einem langen Brett als Hebel unter der Ölwanne den Motor gestützt
- danach die Motorstütze ausgebaut.
Die Umlenkrolle konnte ich entnehmen, nicht aber die Spannrolle. Dazu musste ich die Aggregatlagerung Motor lockern.

Freundlicher Nebeneffekt dieser Vorgehensweise: nun war viel Platz und gute Sicht zum Arbeiten vorhanden.

Als Nächstes wollte ich die Kühlmittelpumpe tauschen. Erst einmal laut Anleitung das Kühlmittel ablassen. Laut Buch wird dazu am Kühler der Temperaturgeber entriegelt und herausgenommen. Hat gut geklappt, die Kühlflüssigkeit habe ich, bis auf 3 Tropfen, aufgefangen. Danach löste und entfernte ich die Schrauben der Kühlmittelpumpe.

Vertrauen ist gut, denken ist besser!!!

Die Kühlmittelpumpe liegt tiefer als der Temperaturgeber am Kühler. :uuups: In Folge war meine Schmiergrube ganz plötzlich eine Matschgrube, getränkt mit Kühlerflüssigkeit und ich war nass und klebrig! Ein Auffanggefäß unter der Pumpe hätte dies verhindert. Dieser Hinweis sollte zwingend in jede Reparaturanleitung Eingang finden!!!

Der Einbau der Umlenk- und der Spannrolle sowie der Kühlmittelpumpe erfolgten problemlos. Den Zahnriemen auflegen und spannen war genauso einfach.

Die nun folgenden Einstellarbeiten bestehen in dem richtigen Positionieren des Nockenwellenrades. Dazu die Kurbelwelle drehen bis sie „kurz vor OT steht“. :confused: Aber hallo! Wann steht sie vor/auf OT??? Vermutlich wenn sie mit dem Kurbelwellenstopp T 10100 arretiert werden kann. Dann sollte doch dies in der Reparaturanleitung stehen und nicht „kurz vor OT“! Oder?

Mit dem extra gekauften T 10172 habe ich mehrere Versuche unternommen die richtige Einstellung wie in der Anleitung beschrieben hinzukriegen. Am Ende des Einstellvorgangs sollte sich die Kurbelwelle mit dem T 10100 arretieren lassen. Dies hat nicht geklappt! Deshalb ging ich
meinen Weg:
- nach dem Arretieren der Nabe
- messe ich visuell den Abstand des Stiftes vom T 10100 bis zum Loch ab
- die Schrauben des Nockenwellenrades löse ich und
- verschiebe das Nockenwellenrad um etwa den halben (oben visuell gemessenen) Abstand.
Ich ziehe die Schrauben am Nockenwellenrad an, drehe die Kurbelwelle und arretiere gegen Ende der Drehbewegung die Nabe der Nockenwelle. Nun folgt der Test!

Oh Wunder! Die Kurbelwelle lässt sich mit dem T 10100 problemlos arretieren! Der Stift passt ganz leicht ins Loch und lässt sich genauso herausziehen. Die Arretierung der Nabe geht auch leicht heraus.

Volltreffer!

Der weitere Zusammenbau verlief ohne Schwierigkeiten.

Das Wichtigste: das Auto läuft wieder!!!


Fazit:
- die Beschreibungen sowohl im Buch als auch bei „erwin“ sind z.T. mangelhaft.
- viele der angegebenen Spezialwerkzeuge kann man sich sparen, ein gewisses Geschick beim Basteln vorausgesetzt.
- trotz Buch und „erwin“-Reparaturanleitung muss man immer mit Überraschungen bzw. Unwegsamkeiten rechnen.

Laut :D kostet der Zahnriementausch grob etwa 500 €. Ich schätze, auf der Rechnung steht dann … 650 €. Also habe ich mir trotz Kauf des Spezialwerkzeuges und drei mal „erwin“ ein paar Hunderter gespart.
Der Spaß mein Auto zu operieren war dabei kostenlose Zugabe!
 
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