Es ist tatsächlich aus der Sicht eines Benzin tankenen Autofahrers sehr schwierig, sich vorzustellen, wie das denn alles gehen soll, mit der Energieaufnahme, dem "Tanken" von Strom. Da ich aus diesem Denkmodell komme, kann ich aus eigener Erfahrung berichten.
Wer ein Auto mit Diesel oder Benzin oder Gas fährt – der muss regelmäßig "Tanken fahren". Das ist ein Teil des automobilen Pflichtprogramms, hat seinen Platz im Tagesablauf, ein ganz wesentlicher und wichtiger Vorgang, der eingeplant und wirtschaftlich und zeitlich verdaut sein will. Wir reden hier über eine routinemäßige Unterbrechung in der Größenordnung von 15 Minuten, die alle 5 bis 10 Tage stattfindet, teilweise auch häufiger. Es soll schnell gehen und es geht auch meistens schnell.
Wer Strom tankt, hat bei 95% der "Tankvorgänge" eine vollkommen andere Situation. Das erfolgt nämlich quasi nebenbei, wenn der Wagen sowieso mehrere Stunden am Tag oder in der Nacht rumsteht. Zuhause an der Steckdose. Oder woanders an der Steckdose. Das ist ein Vorgang, der insgesamt weniger als 2 Minuten Zeit "beansprucht" und Teil der täglichen Routine ist – ähnlich wie den Mülleimer aus der Küche zur Mülltonne tragen, die Wäsche aus der Maschine in den Trockner packen, die Jalousien morgens rauf und abends wieder runter zu lassen. Genauso kurz und genauso stressfrei. Stecker rein. Fertig. Stecker raus. Fertig.
Die Batterie ist somit eigentlich immer "voll". Ganz anders als beim Benzintanker, mit dem plötzlichen Schweissausbruch beim "ich habe ja das Tanken vergessen!"
Wenn man über ein durchschnittliches Organisationstalent verfügt und z.B. weiss, dass man sich nach dem Pinkeln die Hose zu macht und den Deckel runterklappt, hat man das "meine Batterie ist immer voll" genauso schnell drauf wie jeden Tag die Unterhose und die Socken wechseln. Sind ja nur ein paar Handgriffe, die merkt man überhaupt nicht mehr.
Was man merkt ist aber: "Ich brauche ja garnicht mehr Tanken fahren!"
Man merkt auch: "Ich brauche nur das Tanken planen, wenn ich mal alle 4 oder 5 Wochen eine längere Strecke als sonst fahre."
Im Urlaub stehen natürlich alle im Stau vor der Zapfsäule. Und wahrscheinlich auch vor der Ladesäule. Wobei es so unendlich viele Steckdosen auf dieser Welt gibt, dass man wirklich die Frage stellen muss, warum man ausgerechnet und zwingend an einer Ladesäule Strom fassen muss. Warum man dort sein muss, wo alle anderen auch sind. Warum man so blöd ist, sich wie ein Lemming zu verhalten und dort ansteht, wo schon jemand ansteht (könnt ihr täglich beobachten, wenn sich vor einer roten Ampel auf einer mehrspurigen Straße eine Schlange auf einer Spur bildet und die andere Spur ist regelmäßig bis zur Haltelinie frei).
Im Gegensatz zur Tanke hat der E-Mobiliist doch millionefache Alternativen in Form von Steckdosen in Hülle und Fülle. Gut, da steht er dann eine Stunde lang rum – wenn er Scheisse geplant hat. Oder auf der Langstrecke dann halt 20 Minuten am Supercharger anstatt 15 Minuten mit dem Benziner. Big fucking deal.