Jung, mobil, tot? Aktuelles über jugendlichen Leichtsinn im Straßenverkehr

Parasol

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Ort
zwischen Ammer und Lech
Mein Auto
T5 Sondermodell
Erstzulassung
29.06.2006
Motor
TDI® 128 KW
DPF
ab Werk
Motortuning
Premium-Diesel
Getriebe
6-Gang
Antrieb
Front
Ausstattungslinie
Volksbus
Radio / Navi
RNS 510
Extras
Hab längst den Überblick verloren
Umbauten / Tuning
Wo soll ich anfangen?
Typenbezeichnung (z.B. 7H)
7HM
Liebe T5-Freunde,

ich nahm kürzlich an einem Verkehrssicherheits-Symposium teil, das sich speziell mit jungen Autofahrern befasste. Da viele von Euch Söhne und Töchter im Führerscheinalter haben (oder irgendwann haben werden), möchte ich Euch hier meinen Artikel präsentieren, den ich dazu für eine Hamburger Automobilzeitschrift verfasst habe. Nur als Denkanstoß und Erinnerung daran, dass das von uns allen geliebte Autofahren immer noch Schattenseiten hat.



Miklos Kiss ist alles andere als ein Panikmacher. Seine ruhige klare Stimme zeugt von Kompetenz und Gelassenheit. Doch ein Satz von ihm lässt die Zuhörer des dritten Allianz-Autotags in Ismaning überrascht aufhorchen: „Ich hoffe, dass meine Kinder diese Phase ihres Lebens überleben!“ Mit Phase meint Kiss, Leiter der Fahrassistenz-Vorentwicklung bei Audi, das Alter der 18- bis 24-Jährigen. Seine Kinder zählen zu dieser Gruppe, die im Verhältnis zu allen anderen Altersgruppen die meisten Unfälle verursacht oder selbst Todesopfer ist.

Das sitzt. Das Auditorium ist betroffen und aufmerksam zugleich. Solche klaren Worte hört man selten von leitenden Größen aus der Automobilindustrie, hier zählen eher wohl überlegte Worte und „political correctness“. Doch Tabus haben während dieser Veranstaltung, die sich vor geladenen Journalisten und Verkehrsexperten mit den Negativseiten des Straßenverkehrs befasst, keinen Platz. Zur Runde der Vortragenden zählen neben dem Audi-Mann Vertreter von BMW, Continental und Google sowie vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Was die nüchtern-traurigen Statistiken nämlich belegen: 22 Prozent der auf den Straßen Getöteten haben den 25. Geburtstag noch nicht erlebt – dabei stellt diese Fahrergruppe gerade mal acht Prozent aller Verkehrsteilnehmer.

Dr. Christoph Lauterwasser, Leiter des Allianz-Zentrums Technik, ergänzt: „Überdurchschnittlich oft ist das Unfallopfer dabei ein Mann, junge Frauen treten weniger in Erscheinung.“ Die Situation für die gefährdeten (und gefährdenden) jungen Verkehrsteilnehmer verschärfe sich noch dramatisch, wenn Alkohol ins Spiel komme und es gerade bei Dunkelheit zu Manövern komme, die von den jungen Fahrern nicht richtig eingeschätzt oder beherrscht würden. Das geflügelte Wort der „nicht angepassten Geschwindigkeit“ kommt hier voll zum Tragen. Oder in knapper, prägnanter Form: Wer jung ist, männlich, angetrunken und nachts zu schnell Auto fährt, wird dies mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht überleben.

Dabei werden die jungen Männer und Frauen nie besser sehen, hören und wahrnehmen als jetzt. Die Reaktionsschnelligkeit ist in Bestform, die Sinne sind bestens ausgebildet – mit Ausnahme des sechsten. Und so bilden mangelnde Fahrroutine und menschliche „Schwächen“ wie Übermut, Leichtsinn, mangelndes Risikobewusstsein, Selbstüberschätzung einen tödlichen Cocktail. Bei jungen Männern kommen noch Selbstdarstellung und Prahlerei hinzu. Beste Voraussetzungen für das, was sich als Disco-Unfall so harmlos anhört und doch so viel menschliches Leid in sich birgt. Jugendlichkeit selbst ist also bereits ein Risiko.

Bis zum Erreichen des 21. Geburtstags gilt in Deutschland die Null-Promille-Grenze: Hände weg vom Steuer, wenn auch nur die geringste Menge Alkohol geflossen ist. „Es ist aber ein schlechtes Zeichen, dass man dann ab 21 Jahren alkoholisiert Auto fahren darf“, wirft Kay Schulte vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat ein. „Alkohol hat im Straßenverkehr schlicht nichts zu suchen. Warum also die Null-Promille-Regel nicht auf 27 oder 28 Jahren ausdehnen?“ In diese Kerbe schlägt auch die Allianz. „Alkohol spielt bei 21- bis 24-Jährigen eine deutlich größere Rolle als bei den absoluten Fahranfängern“, bestätigt Alexander Vollert, Vorstandschef der Allianz Versicherung. In Zahlen* ausgedrückt: Der Anteil der bei Unfällen angetrunkenen Erwischten liegt hier nach Allianz-Zahlen mit 18 Prozent fast doppelt so hoch wie bei den 18- bis 20-Jährigen (zehn Prozent) beziehungsweise der großen Hauptgruppe der 35- bis 64-Jährigen. „Deshalb empfehle ich dringend eine Anhebung der Null-Promille-Grenze auf 24 Jahre!“ Der Versicherer gibt auch technisch dringend notwendige Empfehlungen: Autos der jüngeren Fahrer sollten möglichst eine Ausstattung mit dem Antischleuder-System ESP, eine gute Bewertung bei Crashtests und ein automatisches Notbremssystem haben.“ Auch ein Gurtwarner empfiehlt sich nach einer Allianz-Untersuchung: 15 Prozent der 18- bis 24-jährigen Unfallverursacher waren nicht angeschnallt. Anders die wenigstens 25 Jahre alten Fahrer: Hier schnallen sich „nur“ sechs Prozent nicht an.

Solche in puncto Fahrzeugsicherheit ausgestattete Autos sind allerdings auch deutlich teurer als das Budget der Fahranfänger das meist zulässt: Die Hälfte (47%) der Fahrzeuge der jungen Fahrer ist mindestens zehn Jahre alt, vor allem die ESP-Ausstattungsquote mit dem Schleuderunterdrücker ESP ist mit dreizehn Prozent gerade bei diesem Fahrertypus viel zu gering.

Vollert glaubt, ein erweitertes „Begleitetes Fahren“ könne neben einer sensibleren Fahrschulausbildung ein weiterer Ansatzpunkt sein zur Senkung der immer noch – trotz aller fortschrittlichen Technik – viel zu hohen Opferzahlen sein. Apropos Unfallzahlen: Trotz der bestürzenden Erkenntnisse der Studie und der Tatsache, dass der Tod im Straßenverkehr (weltweit jährlich über 1,2 Millionen Tote) ein Merkmal der modernen mobilen Gesellschaft ist, gibt es Anlass zu Optimismus. Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass die Technik das Autofahren noch wesentlich sicherer machen wird als heute. „Nur in zehn Prozent aller Fälle ist versagende Technik schuld – in neunzig Prozent aller Fälle haben wir es mit ‚menschlichem Versagen’ zu tun“, betont Dr. Lauterwasser. Der Allianz-Experte weiter: „Es sind die Assistenzsysteme, die Leben retten“ und spricht dabei auch eine der Herkules-Aufgaben der Automobilindustrie an: das autonome Fahren.

Spätestens in zehn Jahren sei das vollautomatisierte Fahren möglich, prognostiziert Christian Senger, Forschungsleiter Autoelektronik bei Continental: „Dann wird es möglich sein, während des Fahrens nicht mehr auf Verkehr und Straße achten zu müssen.“ Das Auto bringe einen dann sicher und bequem zum Ziel. „Vor allem im Stau ist dies eine erstrebenswerte und schon bald realisierte technische Errungenschaft“, bekräftigt Dr. Christoph Grote, Geschäftsführer Forschung und Technik bei BMW.

Google-Stratege Jens Redmer weiß, dass „unser Zweisitzer eines Tages Senioren vom Stadtrand abholen wird, die selbst nicht mehr Auto fahren können oder wollen. Diese Technik hilft also Menschen, wieder an der Mobilität teil zu nehmen. Zum Beispiel dort, wo Busse und Bahnen nicht oder nur schwer erreichbar sind.“ Einkaufen in der Stadt würde dann ganz entspannt ohne nervige Parkplatzsuche erfolgen, denn entweder fahre das autonome Auto ohnehin gleich weiter oder suche sich eigenständig einen Parkplatz im Parkhaus und komme nach Anruf wieder zur Gruppe zurück. Einen Zeitpunkt für die Umsetzung dieser Visionen wollte allerdings keiner der Experten nennen. „Wenn die Autos völlig autonom fahren, müssen sie absolut sicher sein und alles beherrschen“, so Dr. Lauterwasser.

Gleichwohl nehmen die Experten die berechtigten Kritiken am „entmündigten Fahren“ ernst. Denn mit jedem neuen Fahrassistenzsystem und erst recht mit dem „entkoppelten“ automatisierten Fahren werden die Sinne und früher eingeübten Reaktionsmuster des Fahrers nicht mehr trainiert. Doch der Mensch gewöhne sich schnell an die neue, gewiss auch faszinierende Technik – vor allem dann, wenn er deren Vorzüge kennen und schätzen gelernt habe. Außerdem lasse sich die Technik jederzeit abstellen, der Mensch behalte immer die volle Kontrolle – und gebe sie dann ab, wenn es ihn spürbar entlaste. Der Spaß am Fahren wird also auch in Zukunft eine große Rolle spielen – wenn auch unter anderen Voraussetzungen und Vorzeichen. Der Weg zu weniger Verkehrsunfällen ist vorgezeichnet.



LG

Dirk
 
Hallo Dirk,

ein guter Artikel.

Ein Riesenproblem in diesem Zusammenhang stellt die Tatsache dar, dass mindestens 95% der Fahranfänger durch exzessiven Gebrauch von Fernseher, Computer, Smartphone gar keinen "sechsten" Sinn mehr entwickeln können, und das meist schon ab dem Kindergarten.
Den ganzen Tag, natürlich auch mitfahrend, wird in diese Suchtmaschinen gestarrt, und die Opfer dieser Kreativitätstöter bekommen eigentlich ihr komplettes junges Leben bis zum Führerschein kaum noch mit, was um sie herum passiert.
Wer soll da noch einen Instinkt für den Straßenverkehr entwickeln?

Gruß

hjb
 
Hallo Dirk,

ein guter Artikel.

Ein Riesenproblem in diesem Zusammenhang stellt die Tatsache dar, dass mindestens 95% der Fahranfänger durch exzessiven Gebrauch von Fernseher, Computer, Smartphone gar keinen "sechsten" Sinn mehr entwickeln können, und das meist schon ab dem Kindergarten.
Den ganzen Tag, natürlich auch mitfahrend, wird in diese Suchtmaschinen gestarrt, und die Opfer dieser Kreativitätstöter bekommen eigentlich ihr komplettes junges Leben bis zum Führerschein kaum noch mit, was um sie herum passiert.
Wer soll da noch einen Instinkt für den Straßenverkehr entwickeln?

Gruß

hjb


Hallo hjb,

Du hast leider absolut Recht! Das ist aber ein Prozess und eine Erscheinungsform des modernen Lebens, die wir nicht zurückkehren können. Twitternde Girlies und facebookende oder computerspielversessene Jungs sind das Jetzt, in dem wir leben (wobei ich persönlich das für schleichende Verblödung und Verarmung halte, aber das ist ein anderes Thema). Also müssen wir uns darauf einstellen und technisch und in aufklärender Art dagegenhalten.

Jugendlichkeit an sich ist das "Problem", ohne dass ,man nun Jugendlichen daraus einen Vorwurf machen kann. Sie sind eben so, wir waren es ja auch.

Dumm ist nur, dass es zur Jugendlichkeit auch gehört, in gewisser Weise zu rebellieren und von Erwachseneren nichts anzunehmen. Ja sogar, das Gegenteil zu tun. Auch das kommt mir aus meiner Sturm- und Drangzeit noch zu bekannt vor.

ich persönliche finde die englische Herangehensweise mit Schock-Videos nicht schlecht. Das scheint wirklich betroffen zu machen. Und im Prinzip wünsche ich jedem Fahranfänger einen "glimpflichen" Unfall, der ihn aber nachhaltig beeindruckt und ihm die Augen öffnet.

Ein morgendliches nachgerufenes "Fahr vorsichtig, Junge!" verpufft noch vor Erreichen des Gehörgangs und ist beim Umdrehen des Zündschlüssels längst Vergangenheit.

In absehbarer Zeit wird das Auto selbst solche Situationen beherrschen und entschärfen. Die Pläne dafür liegen längst vor, die von der EU ausdrücklich gewünschte "Vision Zero" ("Alle kommen an, keiner kommt um") wird sich so nur mit massivem Eingriff in den Individualverkehr und völlig neuen Technologien umsetzen lassen. Davon bin ich absolut überzeugt. Es geht auch nicht anders. Das Dummgeschätz des heuchlerischen Lobbyladens ADAC von "Freie Fahrt für Freie Bürger" ist schlimmer Anachronismus. Es ist längst nicht mehr wie vor Generationen die unzureichende Automobil- und Sicherheitstechnik, die heute die Opfer fordert. Es ist nur das "menschliche Versagen": zu schnell, zu unaufmerksam, Handy am Ohr, Cola in der Hand, rote Ampel missachtet, Kurve zu schnell genommen, Freundin beeindrucken wollen, cool um die Ecke rasen u.v.m.

Das alles aber ist "menschlich", das gehört einfach dazu. Also muss die Technik die Folgen dieses Nicht-Beherrschens reduzieren helfen.

Es darf nicht sein, dass ich mit dem Leben bezahle, wenn ich aus Versehen ein Rechts vor Links nicht sehe oder auf der Autobahn ausschere, wo ich es besser nicht hätte tun sollen. Dieses von der Gesellschaft immer noch geduldete Lotteriespiel mit tödlichem Risiko muss endlich aufhören. Zu einer modernen Gesellschaft gehört auch dies zum Respekt vor dem Leben, unabhängig von der Schuldfrage.

LG

Dirk
 
Zuletzt bearbeitet:
...die Welt wird immer kleiner und ich, Bj 1969, bin froh meine Kindheit hinter mir zu haben!

Es war eine tolle Zeit, viel draußen in der Natur / Wald gewesen und dort meine/unsere Grenzen kennengelernt. Seit meinem 11 oder 12 Lebensjahr Kontakt mit Teleskopen und später Computer, Vc20, C64, Amiga usw auch eine tolle Zeit - teils viel gezockt und auch heute Zocke ich gerne mal eine Runde - bin mir aber der "Sucht" Gefahr dieses Mediums mehr als bewusst. Meine Tochter hat seit ca ihrem 4 Lebensjahr Kontakt mit unseren Handys und es ist erstaunlich wie schnell so ein Kind Technik begreift. Ich glaube aber das ich die schönere Kindheit hatte, aber heute kann man ein Kind ja auch kaum mit einem gutem Gefühl allein zum spielen in den Wald lassen. Schon die Diskussion was die Schule bzw den Schulweg angeht war mehr als aberwitzige zwischen mir und meiner Frau. Die Schule wo meine Tochter hätte hin gemußt ist max 1 km von uns entfernt und der Weg führt absolut verkehrsberuhigt zwischen Schrebergärten entlang aber das ist wohl das Problem weil die Kinder hier immer wieder von Vollpfosten angesprochen werden. Auch das Einzugsgebiet der Schule ist problematisch.

Jetzt muss meine Tochter was den Verkehr angeht über eine Hauptstraße und über Straßenbahnschienen.

Öhm - war schreibe ich das hier eigentlich? Sorry für das OT
Die Welt ist klein geworden und dreht sich immer schneller.

Mathias
 
Hallo,
ich schicke mal voraus:
Ich bin im Prinzip ein absoluter Befürworter der Sicherheitstechnik in aktuellen Fahrzeugen. Sie können viele Fahrfehler kompensieren und so manches Unheil verhindern.

Aber:
Ich glaube nicht unbedingt, dass sie die Risikofreude der (nicht nur) jungen Fahrer kompensieren können. Der Grenzbereich wird nur weiter hinausgeschoben. So lange es gutgeht, kann ich ja noch ein wenig mehr Gas geben, bis...
Mein alter Käfer aus '67 hatte schlechte Manieren, aber ich konnte mich darauf verlassen. Das Heck hat z. B. recht früh begonnen auszubrechen, das war im Anfangsstadium gut zu meistern und man konnte lernen, damit umzugehen. Moderne Fahrzeuge fahren wie auf Schienen, bis sie in einem recht schmalen Bereich evtl. den (Durchschitts-)Fahrer fordern und dann ganz schnell den Abflug machen.
Dass die passive Sicherheit (Airbags, Knautschone etc.) im Fall der Fälle segensreich sind ist natürlich unbestritten.

Gruß
Herby
 
Hallo miteinander,

Herby sagt da ein paar wahre Worte. Wir, die Anfang oder vor den 70ern geboren wurden, haben den netten Vorteil, noch mit mehr oder weniger elektronikfreien Fahrzeugen
das Fahren gelernt zu haben. Da kam eben kein kleines Helferlein zu Hilfe, da schlug die Physik einfach zu. Für das Erlernen der Grundlagen (zum Beispiel auf einem Testgelände)
würde das einem heutigen Fahranfänger sicherlich guttun. Assistenzsysteme sind imho so lange gut, wie man deren Eingreifen zu schätzen weiss - weil man die Situation und
damit den eigenen Fehler erkennt!
Im Bezug auf neue Sicherheitssysteme (assistiertes / pilotiertes Fahren) werden wir in den nächsten Jahren sicherlich viele spannende Dinge sehen. Allerdings gebe ich mich
keiner Illusion hin - auch diese Systeme werden Fehler haben. Fehlerfreie Software ist in den meisten Fällen leider nur ein Wunschtraum. Unfälle wird es daher wohl auch noch
geben - wahrscheinlich nur weniger und weniger heftig.

Grüße

bonsai
 
Hallo,

......dazu hätte ich einen guten Vorschlag zur Führerschein Prüfung von Neulingen.
Statt die jungen Fahrer insbesondere mit Theorie zu Paragraphen und unwirklichen Situationen zu verwirren, genau genommen auf den Sack zu gehen, sollte gleich mit dem Erwerb des Führerscheines ein Fahrsicherheitstraining inbegriffen sein - bei den Preisen dürfte das ja wohl locker drin sein.
Statt mit 40 über die Landstraße juckeln lernt man gleich mal, was passieren kann, wenn man zu übermütig unterwegs ist und ggf. auch mit so einer Situation um zu gehen.

Meine jüngste Tochter hat als "Erstwagen" eine "kleine günstige Kiste" mit 4 Rädern bekommen - nach 3 Wochen rief sie mich an, weil sie beim Bergab fahren auf Nässe von der Straße abgekommen wäre, ein kleines Beton Mäuerchen hat die Fahrt dann beendet - sie war total aufgelöst, weil " .........das hat man uns in der Fahrschule nicht beigebracht" :rolleyes: - Daddy hat dem Vorderbau des Fahrzeuges dann mittels Seil an einem großen Betonpfeiler wieder zur richtigen Fahrzeuglänge verholfen.
War zwar lustig - aber danach wusste sie - niemals auf Nässe in einer Kurve voll in die Eisen gehen, weil dann geht es gerade aus.

Ob die ein oder anderen Assistenz Systeme hier eine große Hilfe sind mag ich fast bezweifeln, das dürfte eher noch den Übermut fördern, weil man denkt ja " ....die Technik wird es schon richten".
Wieso gibt es nicht schon mehr Technik, die z.B. fahren unter Alkoholeinfluss unmöglich machen oder eben bei widrigen Straßen Verhältnissen bestimmte Geschwindigkeiten nicht zulassen ??

Meine Kinder sind nun schon alle aus den Windeln raus - im nach hinein bin ich froh, dass die sich alle (fast) absolut unauffällig benommen haben - ich hatte in diesem Alter schon mehr auf dem Kerbholz.:rolleyes:

Mein erster Kontakt mit der "Verkehrsüberwachenden Zunft" - 3 Wochen nach Erhalt meines Führerscheines im Jahr 1979 !!!
Ich und mein Ford Taunus - 270DM teuer, inkl. HIFI Stereo Kassettenradio, voll getankt - bog in Koblenz von einer Nebenstraße auf eine Hauptstraße ein.
Das Ganze mit quietschenden Reifen bis zur Rauchentwicklung und weil es so geil war, gleich vom ersten in den zweiten Gang noch einmal - schön wars :rolleyes:=).

Leider stand an der Ampel der Hauptstraße ein grün weißes Fahrzeug - so gab es meine erste Anzeige und weil sich dabei noch ein alter Mann am Straßenrand erschrocken hat, wurde das damals 70 DM !!!! verbucht.
Ich habe natürlich Einspruch eingelegt und argumentierte, das ich den Führerschein noch nicht so lange hätte und mit Gas und Kupplung noch nicht so gut zurecht kommen würde - Einspruch abgelehnt !!!! :evil::evil:
Das war für eine zukünftige Zusammenarbeit mit diesem Verein nicht gerade förderlich.?(
Über den Rest meiner seit dem mindestens 1,5 Mio KM schweigen wir jetzt mal - aber seit ich T5 fahre habe ich fast nichts mehr angestellt.

Wenn wir, also die schon etwas älteren ( ....ist man mit 54 schon alt ??), mal ganz ehrlich sind, diese Problematik wie sie Dirk aufgeführt hat, ist nicht ganz neu, weil wir waren oft auch nicht viel besser.
Logischerweise denken viele junge Fahrer heute das so manches beflügelt - aber wir waren damals ganz sicher auch keine Engelchen !!!!
Logisch das die Statistiker das heute bis ins kleinste zerpflücken - damals hat man sich das Blech neu geformt und gut war es - damals haben einen Freunde aus dem Graben gezogen, heute wird der Straße gesperrt und ein Gutachter fliegt ein.

Ich möchte auf keinen Fall die Unsitten einigen jungen Fahrern beschönigen - aber man sollte mal ganz ehrlich über seine eigene Jugend nach denken.
Ich habe mir gewünscht, das meine Kinder nur halb so schlimm würden wie ich - und so ist es zum Glück auch gekommen.


Gruß
Claus
 
Moin, tut mir leid, ich verstehe nicht was der Artikel vermitteln möchte.
Es ist das Diktat der Jugend über eigene Grenzen zu gehen. Unterm Strich ändert sich ja nichts. Früher musst man sich auf den Instinkt verlassen. Heute machen das Assistenzsysteme. Trotzdem möchte man (grade als Jugendlicher) an seine Grenzen gehen. Das ist letztendlich ja auch gut so.
Ich fahre seit 25 Jahren Motorrad. Auch wenn sich mein Bewusstsein geändert hat, hat sich an der Gefährlichkeit des Motorradfahrens an sich nichts geändert.
Wer sich soviel Gedanken um die Verkehrssicherheit macht, müsste Motorräder als allererstes verbieten. Man sitzt völlig ungeschützt auf einen Schleudersitz und kann damit über 200km/h fahren. Und das als Jugendlicher.
 
Hallo,

Und das als Jugendlicher.

....oder als Alter Sack wie ich - ich habe den Moped Führerschein seit 1980 - bin auch zwei Jahre ab und zu gefahren - dann habe ich das Moped gegen drei Kinder eingetauscht, weil bereits damals schon viele Unfälle passiert sind, oft aber waren Autofahrer Schuld.

Ich könnte heute einen 200PS Feuerstuhl fahren - ohne vernünftige Fahrpraxis - baue ich einen Unfall = Pech gehabt - baut den Unfall ein junger Fahrer = Verkehrsrowdy !!!........und wieder ein Negativ Eintrag in der Statistik.

Eigentlich betrifft es mittlerweile alle Lebensbereiche, wo über eine Statistik oder wie auch immer der Teufel an die Wand gemalt wird.

Siehe Diebstahlstatistik T5 .........1992 wurden noch 130.000 Fahrzeuge gestohlen - Versicherungstechnisch ein hoher Schaden - heute werden "nur" noch 10.000 Fahrzeuge gestohlen, aber die Prämien für alle sind um das mehrfache gestiegen - und betrachtet man mal die Zahlen der gestohlenen T5, ist das gar nicht so schlimm, wie das dargestellt wird.
Es wird immer wieder doofe geben, die alles blöd reden - im Falle der Jugendlichen Übertäter geht es ja schließlich um Geld - der Führerschein mit 18 oder eher ist für die Fahrschulen doch eine sichere Bank - die kann man durch immer mehr Schwarzmalerei mehrfach finanziell abschöpfen - mein Führerschein hat mal 800 DM gekostet - das kostet heute die Grundgebühr und Schulungsunterlagen - ohne auch nur eine Stunde gefahren zu sein.

.....wenn ich richtig drüber nachdenke, war ich auch ein schlimmer, weil ich bin zu den letzten drei Theoretischen "Muss" Stunden bereits mit dem Ford Taunus gekommen :rolleyes:

Gruß
Claus
 
Eigentlich betrifft es mittlerweile alle Lebensbereiche, wo über eine Statistik oder wie auch immer der Teufel an die Wand gemalt wird.

Gruß
Claus

Es geht einzig und allein ums Geld verdienen. Und Sicherheit als Argument zieht immer.
 
Hallo,

ich glaube ja schon an den sog. jugendlichen Übermut bzw. Leichtsinn.
Sobald andere geschädigt werden können, muss man da schon eingreifen.

Mir ist es selbst ein vollkommenes Rätsel, wie ich die erste Woche nach dem Erwerb des Führerscheins auf dem Motorrad überlebt habe.


Michael
 
Mir ist es auch ein Rätsel, wie ich als Jugendlicher überhaupt überlebt habe.
Mit Verboten und Einschränkungen und in Watte packen kann man das aber garantiert nicht in den Griff bekommen.
Die Energie muß ja irgendwohin
Man sammelt ja auch Erfahrungen fürs Leben und ist deshalb im Alter so weise ;)
Wenn man aber überall eingeschränkt wird, läuft man irgendwann mit Absicht gegen die Wand.
 
Ich fahre seit 25 Jahren Motorrad. Auch wenn sich mein Bewusstsein geändert hat, hat sich an der Gefährlichkeit des Motorradfahrens an sich nichts geändert.

Da bist du nicht alleine!

Ich habe mich schon heftig mit meinem Moped gelegt und neulich hat sich mein Kumpel gelegt, als ihm in der Dämmerung ein Reh vor seine Enduro gesprungen ist, der liegt jetzt im Krankenhaus.
Mit dem T5 hätte ich das Reh frontal erlegt und evtl. wäre am T5 noch nicht mal ein besonderer Schaden entstanden, mir als Fahrer wäre dabei überhaupt nichts passiert.

Uns ist es schon bewußt, daß Moped fahren gefährlich ist, doch rotzdem fahre ich weiter Moped und mein Kumpel auch, das einzige Assistenzsystem bei unseren Moped´s ist die Sozia hinten drauf. ;)
 
Hallo,

jugendlicher Leichtsinn, Übermut und Sturm und Drang waren schon immer und überall vorhanden. Darüber muss nicht diskutiert werden, weil es immer so sein wird.
Was seit Jahren komplizierend hinzu kommt, ist der galoppierende Verlust kognitiver, grob- und feinmechanischer Fähigkeiten und Empfindungen.

Am Wochenende war Kindergeburtstag, acht männliche Dreizehnjährige anwesend.

Vier waren nicht in der Lage, ein Streichholz anzuzünden.

Nur zwei konnten den leichten Wind mit dem Oberkörper abschirmen.

Nur einer wusste, dass das Feuer nur bergauf am Holz brennt. Der hatte aber vergessen, dass er sieben Zentimeter Reststreichholz übriglassen soll und sich ganz stolz die Finger verbrannt. Was die anderen wiederum lustig fanden.

Keiner der acht konnte Hinweise wie: "nebeneinander (oder hintereinander) in eine Reihe stellen" fürs nächste Spiel akustisch aufnehmen und praktisch ausführen.

Länger als eine halbe Minute zuhören ohne zu Zappeln ging gar nicht.

Tischtennisbälle mit einem Besen durch einen Slalomkurs zu bewegen.....ein Trauerspiel. Ein Wunder, dass weder Unfallarzt noch Orthopäde gerufen werden musste.

Die Aufgabe, mit dem Fahrrad fünfzig Meter einfach ohne alles unauffällig nur geradeaus zu fahren ging auch nicht. Lenker hochreißen/loslassen, anhalten, nach hinten schauen, Kurven fahren, ans Handy gehen, alles war dabei, nur nicht gerade aus.

Keiner konnte mittags um halb zwei erklären und begründen, warum die zweite Tageshälfte angebrochen war.

Wir haben die acht dann in den MV gepackt uns sind zwei, drei Ecken ca 800m Wegstrecke, aber nur 50m Luftlinie und am Endpunkt in direkter Sicht auf unser Haus weg gefahren. Nicht ein einziger war in der Lage, uns á piedi trotz Sichtverbindung zurückzulotsen.

Keine Übersicht, kein Plan, keinerlei Instinkt, kein Gefühl, nichts, aber auch gar nichts ausserhalb der Armlänge.

Und da wundert sich jemand, wenn diese Leute mit frischem Führerschein die ersten Jahre sterben wie die Mücken im Herbst?

Da braucht sich niemand über "Jung, mobil, tot" erstaunen.

Unfallverhütungssysteme in modernen Neuwägen mögen ihre Berechtigung und leider auch ihre Notwendigkeit haben, es ist allerdings nichts anderes als eine Kaschierung der Symptome, und leider nicht die Behandlung der Ursache.

Gruß

hjb
 
Deine oben beschriebenen Symptome ziehen sich auch später in die Gesellschaft weiter - die jungen Leute wollen alle nur noch Bürojobs machen, keiner hat mehr Interesse, sich die Hände schmutzig zu machen und eine ehrlichen Handwerksberuf zu erlernen. Körperliche Arbeit? Neh, sowas machen nur Assis. Bestätigt wurde das bei uns in der Region bei einer Ausbildungsmesse, wo sich Handwerksbetriebe um Lehrlinge bemühten.
 
Hallo,
ich denke, auch bei den heutigen Jugendlichen gibt es solche und solche. Bai uns auf dem Land gibt es durchaus Jugendliche, die noch "feinmotorische Fähigkeiten" haben und Freude an körperlicher Arbeit haben. Auch Statements wie "Ich hoffe, dass meine Kinder es nur halb so schlimm treiben ich damals", oder "Wir waren doch auch keine Engel" sind sicher richtig und berechtigt. Aber wurde das damals gut geheißen, was wir so trieben? Ich denke nein! da gab es ein gewisses Regulativ aus der Erwachsenenwelt.
Aber heute muss ich mir (zugegebenermaßen ein Extrembeispiel) vom Vater eines 4-jährigen Jungen sagen lassen, dass dessen Fehlverhalten daher rührt, dass er mehr Testosteron im Blut habe als ein Erwachsener. Deshalb müsse man das wohl hinnehmen. Es sei also völlig normal, dass er seine z. B. 6-jährige Schwester verprügelt. Früher war (zumindest auf dem Land) die soziale Gemeinschaft ein Regulativ, wo vieles auf dem "kurzen Dienstweg" geregelt wurde. Da hat auch mal der Nachbar eingegriffen, wenn der Nachwuchs Mist gemacht hat. Heute geht das doch nur noch über die Polizei!

Ich denke einfach, dass neben allem Verständnis für das Verhalten unserer Jugend auch deutlich gesagt werden muss, dass das weder zu unserer Zeit toll ist, noch zu unserer Jugendzeit toll war. Nichts wird dadurch besser, dass wir das auch getrieben haben!

FAZIT
Verständnis (mit einem gewissen Augenzwinkern) - JA!
Umkommentiert gewähren lassen (mit der Begründung "haben wir ja auch so getrieben") - NEIN!

Gruß
Herby
 
Wir sind als Kinder nahezu jeden Tag in den Wald gegangen, haben dort Baumhäuser, Laubhütten oder Tarzanschaukeln gebaut. Wussten Eicheln von Bucheckern zu unterscheiden. Wir stapften in Gummistiefeln durch die Bachläufe, bauten Staudämme und wussten, dass Moos auf der Nordseite der Bäume wächst. Wir fanden immer heim, weil wir wussten, dass die Sonne im Osten auf- und im Westen untergeht. Unsere Fahrräder haben wir selbst geflickt, später das Mofa frisiert. Das Telefon zuhause war klobig, hatte eine schwergängige Wählscheibe. Wenn die Nachbarn kamen, weil sie selbst noch keins hatten, haben sie danach zwanzig Pfennig daneben gelegt. Die haben wir Kinder dann schnell geklaut.

Wir hatten kein Facebook, kein Twitter, kein Bluetooth, kein Google, kein WhatsApp. Beim Bremsen wussten wir, dass man es nicht übertreiben darf, sonst ging es geradeaus. Wenn auf Schnee das Heck mit den grobstolligen Reifen ausbrach, haben wir vor Freude gejauchzt und das Gegenlenken geübt. Am Wochenende trafen wir uns oft erst gegen Mitternacht und fuhren Privatrennen durch die ausgestorbenen Eifelregionen. Von ABS, ESP, Lane Assist, PreSafe und AAC hatten wir noch keine Ahnung. Wir hatten unsere Sinne, unser Popometer. Oder einfach Angst als natürliche Bremse. GPS und Navis waren noch nicht mal als Gedanken erfunden, wir konnten noch Karten lesen, wussten mit dem Maßstab umzugehen.

Früher war alles besser? Nein, es war nur anders. Und die Zukunft? Der Mensch wird immer mehr computerisiert und ist längst Teil vernetzter und ineinander greifender und sich gegenseitig bedingender Systeme. Er verdummt zusehends – obwohl er Wissen anreichert – und verarmt an motorischen und sensitiven Fähigkeiten. Er wird immer abhängiger von den ihn entlastenden und doch so abhängig machenden Systemen und Assistenten. Was wäre ein Junge oder ein Mädchen heute ohne iPhone? Einsam, isoliert, wertlos, ausgestoßen. Fremde. Menschliche Eigenschaften treten da in den Hintergrund, Netzüberdeckung ist wichtig. Die Mitteilung des Erlebten ist wichtiger als das Erlebte. Die SMS ersetzt die eigenständige Sprache.

Aufhalten lässt sich das nicht. Nur beobachten. Und das tun wir. Und sind fassungslos. Der Indianer in uns will das Gelernte weiter geben, doch es kommt nicht mehr an.

Dirk
 
Zuletzt bearbeitet:
Das hört sich aber wirklich schon an wie damals bei Onkel Hans und Tante Hertha, die den Untergang des Abendlandes vorausgesehen haben.
Ich finde ja auch nicht alle Entwicklungen gut, aber wenn ich da den Vergleich zu unseren Auszubildenden sehe, dann muß ich mich über eure Aussagen schon sehr wundern. Nicht nur das sie ,obwohl sie recht viele Freiheiten haben, stehts respektvoll und freundlich auftreten. Irgendwelche körperlichen Defizite sind mir noch nicht aufgefallen.
Natürlich können sie nicht alles wissen. Aber das was ihr der Jugend nach sagt, kann ich absolut nicht bestätigen.
Liegt vielleicht ein bißchen daran, das man bei uns dem Spruch : "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" nicht lebt....
Aber so hat jeder seine eigenen Erfahrungen gemacht.
 
Das Abendland ist ja schon immer gefühlt untergegangen. Diese Untergangsstimmung wurde und wird ja von Generation zu Generation weitergereicht. Trotzdem sehe ich ähnlich wie hjb eine starke Abhängigkeit der Jugend von den oben beschriebenen Systemen. Das macht diese auch auf sehr subtile manipulierbar. Für mich ist diese Jugend aktuell die unpolitischste überhaupt. Aber das Recht, ja die Pflicht der Jugend ist doch aufzubegehren und zu protestieren, zu hinterfragen Und das fehlt einfach. Es wird ja alles so angenehm geregelt, es passiert ja nichts, wenn man nicht fragt.

Da sind die Fahrassistenzsysteme eher eine Spielart, ein Nebenschauplatz.

Ich bin mal gespannt. Mein Sohn ist auch gerade erst dreizehn.

Dirk
 
Die allerallerwenigsten der Führerscheinaspiranten haben schon einmal manuell die Reifen gewechselt. Die Fahrlehrerin meiner Tochter hat´s aus den Socken gehaut, als die Kleine ihr bei einem Platten am Fahrschulauto kurzerhand das Rad getauscht hat (die Fahrlehrerin wollte zuvor den Chef zur Hilfe rufen), es gab dann eine Fahrstunde gratis.

Gruß

hjb
 
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