Ich hatte gestern schon mal drauf geschaut, mir fehlte aber die Zeit, zum Kommentieren. Gibt es einen Gesamtscan aller StG?
Vorab: Es lassen sich keine Rückschlüsse auf die Ursache feststellen. Die Daten bestätigen lediglich die Feststellungen und Fehlercodes wie folgt:
- Man sieht die beschriebene Regelgrenze der PDE Nr. 5, welche jedoch hier (fast) ohne Bezug zu anderen Daten erscheint. Die einzige Aussage, die man anhand der Bildausschnittes treffen kann ist, dass die obere Regelgrenze ohne Bezug zur Drehzahl am oberen Anschlag ist. Deswegen hier meine Empfehlung, im Rahmen der evtl bevorstehenen Reparaturen, weitere Daten zu sammeln:
Dazu gehören:
- die Schaltzeitabweichungen der PDE im Leerlauf bei kalten und bei betriebswarmen Motor
- der Kraftstoffvorlaufdruck an der Tandempumpe bei den vorgeschriebenen Drehzahlen (sollten sich hier Druck-Einbrüche ergeben, muss die Intankpumpe geprüft werden, bevor Maßnahmen an der Tandempumpe stattfinden)
- Da die Werte an der oberen Regelgrenze auch auf ein mechanisches Problem im Zylinder hinweisen können, ist eine Zylinder vergleichende Kompressionsdruckprüfung und eine evtl Druckverlustprüfung zu empfehlen- es sei denn, dass der vorherige Quertausch der PDE diesen Fehler evtl auf einen anderen Zylinder "wandern" lässt. Dann wären die PDE Schuld an den Werten. Das alleinige Erreichen der Regel-Obergrenze auf PDE Nr. 5 ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht (allein) auslösend für den Fehler P0299
Anhang anzeigen 374884
Ladedruck:
Anhang anzeigen 374885
Im Verlauf der Datei gibt es mehrere Beispiele für entsprechende Differenzen zwischen Soll und Ist. Ich habe mal versucht, die größte Lücke zu markieren. Am rechten Bildschirmrand gibt es ein Differenz zwischen Ladedruck Soll und Ist in Höhe von 1060,8mbar. Das ist wirklich enorm und findet trotz der ca. 1 Sekunde vorhergehenden Anforderung erst ca. 2-3 Sekunden später in einem Ladedrucküberschwinger sein Ende.
Was ist zu tun:
Leider kann ich an dieser Stelle nur die gebehtsmühlenartig wiederholte Ratschläge zur allumfassenden Inspektion aller in Frage kommenden Baugruppen nennen und wiederholen:
Themenfeld "Unterdruckregelung" für Ladedruck und AGR:
- Überprüfung der Unterdruckregelung: Wieviel Unterdruck steht am N75 zur Verfügung? - Messergebnis=
- Welcher Unterdruck ist notwendig, um die Regelstange an der VTG erstmalig in Bewegung zu setzen? Messergebnis=
- Welche max- Leckage wurde am N75 bei abgestecktem N75 gemessen? Messergebnis=
- bewegt sich die Regelstange vollkommen ruckelfei?
- Welcher Unterdruck ist notwenig, um die Regelstange vollkommen anzuziehen - bzw. bei welchen Unterdruck wird der Anschlag erreicht? Messergebnis=
- Bei Messergebnissen unter der erwarteten Grundversorgung sollte die Anlage sektionsweise auf Leckagen geprüft werden - dazu gehört der BKV, je nach Motor auch die AGR Anteuerung, bzw. die Bypassansteuerung und natürlich auch die Unterdruckdose an der VTG selbst - beim mangelndem Verständnis über die Zusammenhänge der Stellglieder werden oft schon die ersten Dinge übersehen
- Welche Grundspannungsversorgung steht dem N75 zur Verfügung? Messergebnis Oszilloskop= (jeweils Masse und Plus Schiene extra grafisch auswerfen und dokumentieren)
Themenfeld "Ladedruckstrecke":
- Ladedruckstrecke abdrücken - ggf mit Rauch abdrücken
- AGR-Ventil im Rahmen eines Stellgliedtest auf 100%-iges Schließen bei normierter Last = 100% prüfen- Alternativ probehalber das AGR still legen. Hier sind die Verfahren je nach Aktorenart (Unterdruck oder elektrisch) unterschiedlich
- Turbinenwelle auf Freilauf und unzulässiges axiales Spiel prüfen
Themenfeld "Zustand des Verbrennungsraumes/Gasdichtheit":
- Kompressionsdruckprüfung (bei Hinweisen auf Zylinder Nr. 5, diesen gesondert betrachten
- Druckverlustprüfung
- Frage Ölverbrauch?
- ggf. Endoskopie bei abweichenden Kompressiondruckwerten
- zum Thema Gasdichtheit gehört auch das Thema Gaswechsel, deswegen...
Themenfeld "Gaswechsel":
- alles, was den Gaswechsel negativ beeinflussen kann, hat unmittelbare Auswirkung auf die Leistungsentfaltung
- hierzu gehören Restriktionen im Ansaugtrakt (auch Leckagen in der Ladeluftstecke - siehe oben)
- verstellte Steuerzeiten - Motor nach Reparaturen mit Originalwerkzeug abstecken!!!
- eingelaufene Nockenwellenprofile- infolgedessen verschlechterter Gaswechsel
- defekte Hydrostößel - gleiche Folge
- undichte/verbrannte Ventilsitze
- verstopfte Katalysatoren und Dieselpartikelfilter --> dieser Part wird leider auch bei Fahrzeugen ohne DPF leider vollkommen unterschätzt - eine Abgasstrecke mit unerlaubten Restriktionen - wirkt wie eine" Dauerbremse" beim LKW (Motorbremse per Staudruckklappe) und massiven Einfluss auf den Gaswechsel --> Abgase werden zurück verdichtet und bremsen die Turbine (Turbolader) erheblich. Es kann zu ungewollten Folgeschäden am Turbolader kommen (Beispiel: erhöhtes Axialspiel an Turbinenwelle)
- auch falsch messende Temperatur- und Drucksensoren können zu Fehlfunktionen in der Abgasnachbehandlung, oder auch bei der Einspritzmenge führen --> das führt direkt zum nächsten
Themenfeld "alterne Elektrik" - Potentialverlust
- Plus- und Masseversorgung aller Aktoren und Sensoren messen!!!
- Insbesondere bei Abweichungen an/auf der 5V Schiene kann die vollkommen daneben liegende Regelung der EDC zur Folge haben
- Abgleich aller Druck- und Tempsensoren bei Zündung EIN/Motor AUS
Auch wenn die Liste hier nicht vollständig ist:
Grundsätzlich ist im Vorraus immer die Inaugenscheinnahme eines kompletten Scans und die Erhebung von Daten per Diagnoseinterface zu empfehlen, weil diese Maßnahmen erste Hinweise auf mögliche Störungen erbringen können.
Auch evtl. zuvor unbeachtete Fehler in der Zentralelektrik sollte immer hinterfragt und auf Kausalität geprüft werden.
Gruß