Hoi zäme,
jetzt muss ich als Strom-Fahrer mich auch mal zu Wort melden. Aus meiner Sicht hat sich in den letzten 10 Jahren leider an der Elektrofahrzeugfront fast nichts getan. ABER: Die Akkutechnik hat sich extrem weiterentwickelt. Mein CityEl aus dem Jahr 1990 hat ein Leergewicht und war mit 3.6kWh Bleiakkus mit einem Gewicht von reichlich 100kg bestückt. Die Reichweite betrug 50..70km und ein guter Akkusatz hat allerhöchstens 10.000km gelebt, häufig aber auch nur ein Drittel. Im Winter ist die Reichweite aufgrund der Temperaturen massiv gesunken.
Ich habe jetzt auf LiFePO4 - 43.2V / 60Ah umgerüstet.
Das Fahrzeug wiegt nicht mehr 320kg mit Akkus sondern nur noch 228kg. Die Reichweite hat sich trotz geringerer Kapazität (2.6kWh) deutlicher erhöht (geringeres Gewicht und der geringere Innenwiderstand der Akkus "Peukert-Efferkt"), Kälte ist kein Problem mehr und der Akkusatz ist für 500.000km .. 1Mio. km ausgelegt (das schafft das Fahrzeug dann aber wohl doch nicht). Bezahlt habe ich 1200€ für den Akkusatz und noch mal 200€ für ein kleines BMS und Ladegerät.
LiFePO4 brennt (im Gegensatz zu klassischen Lithium-Akkus) auch nicht.
Was habe ich davon jetzt?
- keine Wartezeiten an der Tankstelle - stecke nur den Stecker am Abend zu Hause ein
- Getriebe: nicht vorhanden
- Kupplung: nicht vorhanden
- AGR, DPF: nicht vorhanden
- Motor: deutlich weniger Verschleiss als beim Benziner und beim Diesel
Mit anderen Worten: Ich erkaufe mir mit einer deutlich geringere Reichweite, der Beschränkung auf innerstädtische Fahrten und der Notwendigkeit einer Steckdose auf dem eigenen Grundstück viele Vorteile in Bezug auf geringerer Komplexität des Fahrzeuges und Verschleiss.
Den T5 oder T6 (oder auch den Sprinter) mit der vorhandenen Grundkonstruktion nachträglich auf Elekto umzubauen ist aus Sicht des Ingenieur natürlich völlig unbefriedigend - aber ohne Aussicht auf Stückzahlen baut man auch kein komplett neues Fahrzeug.
Noch meine Meinung zu Radnabenmotoren: Wenn man etwas umrüstet und keinen Platz mehr hat, dann erscheint dass als das Wunderding schlechthin. Aber letztlich habe ich lieber einen Drehstromotor als die ungefederte Masse der Radnabenmotoren, die dann auch noch während ihres Einsatzes auf das schlimmste Schläge einstecken müssen.
Fazit: Elektro ist nicht das Wunderding schlechthin - aber werft mal eure alten Vorurteile über Board und überdenkt Vor- und Nachteil neu! Ich habe einen Diesel-T5 und eine elektrisches CityEl. Mit dem einen möchte ich nicht dauernd in der Stadt fahren und mit dem anderen nicht in den Urlaub ;-)
Gruss aus Bern
ALF_BE
PS: Verbrauch (ab Steckdose) ca. 5 kWh / 100 km.