Danke für die kontroverse und gleichzeitig konstruktive Diskussion, das ist Bulli-Demokratie ;-)). Ich freue mich auf den weiteren Austausch des respektoll-ungehemmten Bild-Besprechens. So haben wir alle etwas davon.
Was ich wichtig finde: Jeder entwickelt mit der Zeit einen eigenen Fotostil, an dem an ihn wieder erkennt. Das kann der Fotograf selbst oft gar nicht selbst benennen, aber andere erkennen sofort spezielle Eigenarten.
Dieser spezifische Stil ist ein weiteres reizvolles Individualmerkmal und auch etwas, was im Grunde gar nicht kritisiert werden kann, weil künstlerisch "unumstößlich".
Was ich oft an im Kern wirklich tollen Motiven weniger schön finde, ist, wenn etwa scheinbar ein Baum aus der Motorhaube wächst, ein Seitenfenster halb geöffnet ist, die Schiebetüre offen steht, die Felge schmutzig ist. Das sind Nachlässigkeiten – oft unvermeidlich, oft aber auch Ausdruck von Bequemlichkeit.
Klar, das ist "live", so ist der Autoalltag eben. Das ist unbestritten, aber – um ein anderes Beispiel heranzuziehen – ich esse im Lokal ja auch gerne von einem sauberen Teller und nicht von einem zugekleckerten. Geschmacklich ist beides identisch, aber es "wirkt" anders. Das Auge isst mit. Deshalb unterscheide ich zwischen "Dokumentation" und "Bild-Enthusiasmus". Beides hat seine Berechtigung, letzteres aber ist das, was bereichert und was hängenbleibt – so meine Auffassung.
Ich habe im Leben (ich fotografiere seit ca. meinem 10. Lebensjahr, meine erste Kamera war eine winzige Rollei 35, spärer eine Olympus (ich weiß den Namen leider nicht mehr), mit 16 dann nach Schlachtung aller Ersparnisse eine Nikon Nikkormat EL) schon so viele "schlechte" Fotos geschossen, heieiei. Das ist ein langer Lern- und Umsetz-Prozess. Ihr kennt das alle, niemand wird als Newton oder Nachtwey oder Staud geboren.
Vor Jahrzehnten erstand ich eine Buchreihe von Kodak aus dem Time-Life-Verlag, worin sehr plastisch und nachvollziehbar die wichtigsten handwerklichen und im Prinzip einfachenKniffe erläutert wurden. Die haben für mich bis heute Wert und Bedeutung. Sehr klassisch einerseits, absolut zeitlos andererseits. Bildaufbau, Bildgegenstand, Motivwahl usw. – das ändert sich nicht, da bleibt. Das ist eine Konstante, damit kann man arbeiten und dennoch so unglaublich kreativ sein.
Vielleicht kann ich so als Kritiker besser eingeordnet werden. Ich erkenne ein gutes Bild und ich erkenne ein weniger gelungenes Bild. In Redaktionen habe ich deswegen in der Bildredaktion mitgearbeitet, oft den Fotografen das Leben schwer gemacht, später es selbst übernommen. Und immer über die Schulter von anderen geschaut. Neue Sichtweisen kennengelernt. Wobei die Bandbreite eines "guten" Bilds zum Glück so breit ist, dass wirklich jeder in der Lage ist, ein gutes Foto abzuliefern.
Das waren ein paar persönliche Einblicke. Es gibt hier einige Leute im Forum, die mich deswegen oft genug, auch per PN, missbilligen und diskreditieren. Mittlerweile habe ich das als "Kollateralschaden" akzeptiert. Die Anonymität eines Internetforums schützt dann weitgehend. Ein paar von Euch habe ich persönlich kennen- und schätzen gelernt. Wer eine Kamera in der Hand hält, ist per se schon mal kein schlechter Mensch ;-))). Ein Bulli-fahrender Fotograf ist dann schon was sehr Besonderes.
Nun freue ich mich auf weitere Beiträge von Euch zu unserer gemeinsamen "Vernissage". Her damit