Erfahrungsbericht Baltikum 26.07.-12.08.07 (Teil I)

j.overberg

Jung-Mitglied
Mein Auto
T5 California
Erstzulassung
04/2005
Motor
TDI® 96 KW
DPF
nein
Getriebe
6-Gang
Antrieb
Front
Ausstattungslinie
Comfortline
Radio / Navi
Delta
Extras
PDC hinten, GRA, Zuziehilfe, Climatronic
Umbauten / Tuning
17 Zoll Alu (Sommer)
Hallo zusammen,

nachfolgend findet Ihr einen Bericht über unsere Erfahrungen im Baltikum und wie gewünscht auch einige Bilder von unserm Cali im Einsatz.

Was der Cali hat erleiden müssen, habe ich ja bereits hier beschrieben, Link: http://www.t5-board.de/board/t5-new...-alle-die-trost-und-neuen-mut-benoetigen.html

Den Bericht mußte ich in zwei Teile splitten, wegen der Größenbeschränkung der Beiträge. (Ich hätte Ihn auch direkt als Reisebericht veröffenlichen können aber aufgrund von Kapazitätsengpässen unseres Webmasters hätte das noch lange gedauert. Deshalb verschone ich ihn lieber damit.)


Vorwort

Nachfolgend möchte ich keinen klassischen Reisebericht abliefern, sondern einen Überblick über unsere Erfahrungen während der Reise durch das Baltikum verschaffen. Damit möchte ich aufzeigen, zu welchem Grad sich Erwartungen, Vorurteile, Bedenken hinsichtlich dieses Reiseziels bewahrheitet haben und natürlich auch Tips geben, wie man eine solche Reise gestalten kann.

Es ist anzumerken, dass diese Tips rein subjektiv sind. Also können andere Personen mit anderen Interessen durchaus andere Reiseabläufe empfehlen. Aber vielleicht geben nachfolgend Leser mit ‚Baltikumerfahrung’ ihren Kommentar ab, so dass aus einer solchen Diskussion echte Reiseempfehlungen abzuleiten sind.


Vorbereitung

Für mich ist immer ein guter Reiseführer wichtig. Diesen kann ich im Vorfeld studieren, um eine Reiseroute auszuarbeiten aber auch um die Vorfreude auf eine solche Reise zu genießen.

Dabei war es sehr interessant, sich mit der Geschichte dieser drei Länder zu befassen. Hier ist natürlich die deutsche Vergangenheit, für mich als (zugereister) Lübecker die Hansetradition einiger Städte, die ‚Sowjetzeit’ und ganz besonders das auch während dieser schweren Zeit nicht verlorengegangene Zugehörigkeitsgefühl zum ’Westen’ der Menschen dort, welches letztendlich dann auch zur EU Mitgliedschaft führte, zu erwähnen.

Ein guter Reiseführer weist auch darauf hin, dass unsereins schnell die drei Länder des Baltikums als eine Einheit betrachtet, was aber definitiv nicht stimmt. Wer vor Ort ist wird schnell feststellen, dass es sich um drei verschiedene Länder mit unterschiedlichen Kulturen, Mentalitäten, Architekturen und Landschaften handelt. Besonders ist Estland eher skandinavisch geprägt, ähnelt also mehr Finnland als Lettland. An Abwechslung wird es während der Reise damit nicht mangeln.

Neben vielen anderen Beweggründen sind drei grundsätzliche Ziele zu nennen, die uns veranlaßt haben dort hinzufahren: die Ostsee, die Hauptstädte, die Natur.

Da bei uns (Lübeck) die Ostsee vor der Haustür liegt, war natürlich der naturbelassene Ostseestrand ein Ziel aber kein Hauptziel und wird dementsprechend nachfolgend wenig erwähnt. Für alle die aus dem Binnenland kommen, stellt sich das wohl anders dar. Hier sollte man sich intensiv mit den traumhaften Stränden befassen.

(Für alle interessierten: schaut mal bei lonelyplanet.de nach)


Sicherheit

Da der Cali nicht nur einen hohen materiellen sondern auch immateriellen Wert hat (irgendwie wächst er einem doch ans Herz, besonders auf Reisen, wenn er Obdach und Schutz bietet), sind die Befürchtungen, ohne ‚ihn’ wieder nach Hause zu kommen, natürlich präsent. Hierzu kann ich Folgendes anmerken:

Seit mehr als sechs Jahren sind wir mit unseren Joker/Cali unterwegs und scheuen auch nicht das ‚wilde’ Campen (dies erlauben wir uns, weil wir es dezent betreiben, niemals etwas hinterlassen und manchmal sogar den Müll anderer mit entsorgen!!!). Dabei höre ich auf mein Bauchgefühl. Wenn dieses sagt, hier besser nicht, dann fahren wir woanders hin, egal wie spät es ist. Wohl deshalb haben wir bereits so viele schöne Stellplätze entdeckt, ohne jemals ‚Ärger’ gehabt zu haben.

Dieses Bauchgefühl hat mir im Baltikum nie Gefahr gemeldet. An den abgelegenen Orten hätte es mir passieren können, den Cali ohne Abschließen zu verlassen, in den größeren Städten habe ich natürlich bewachte Parkplätze genutzt. Fazit: wenn ich unseren Cali in Hamburg parke, dann habe ich ein mulmigeres Gefühl als ich es im Baltikum jemals hatte. Ich will hier niemanden in falscher Sicherheit wiegen aber das sind meine Erfahrungen.


Fahrräder

Während der Vorbereitung diskutieren wir immer die Frage ‚Mit oder ohne Fahrräder?’ Selbst im nachhinein kann ich mich nur schwer festlegen, ob unsere Entscheidung, die Fahrräder mitzunehmen, richtig war. Es geht um das ‚mitnehmen’, nicht um das ‚vor Ort haben’; das ist zwingend nötig.

In den Wäldern der Nationalparks ist es herrlich mit dem Fahrrad zu fahren und daher eine echte Bereicherung, wegen der sandigen Böden aber auch oft mit schieben verbunden. Also, wenn Fahrräder, dann möglichst geländegängige Mountain Bikes mit breiter Stollenbereifung.

Wer die Fahrräder mitschleppt, der muß wissen, dass der Fahrradträger wegen der Straßenverhältnisse extrem die Heckklappe belastet und damit die ‚Angst’ ums Auto verstärkt. Also ist Lackschutzfolie Pflicht. An unserem Cali war diese nach dem Urlaub dann auch aufgebraucht und musste erneuert werden. Da wir nun unsere Fahrräder dabei hatten, kann ich nicht sagen wie die Versorgung mit Leihfahrrädern vor Ort ist. Aber beim nächsten Mal würde ich – sofern möglich – vor Ort mieten.


Allgemeiner Eindruck

Natürlich ist das Baltikum kein klassisches Reiseziel und damit wird man nicht von vorn bis hinten mit Freizeitangeboten zugeschüttet. Hier muss man sich selbst kümmern und entsprechend vorab informieren.

Wer ‚feiern’ oder nur entspannen will, der sollte woanders hinfahren; aber wer unbekannte Pfade entdecken will und wer sich auch im einsamen Wald einen tollen Abend bereiten kann, der ist hier genau richtig.

Auch sind die baltischen Länder nicht dazu geeignet aufs gerade Wohl herumzufahren, in der Erwartung, der Rest ergibt sich. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass es besser ist zielstrebig und möglichst schnell ausgesuchte Ziele anzusteuern. So ist es in Ländern wie Südfrankreich, der Bretagne usw. möglich, einfach der Küste zu folgen, im Baltikum kann dies schnell in Sackgassen enden und damit zur Zeitverschwendung führen.


Anreise

Wir haben aus verschiedenen Gründen die Anreise durch Polen gewählt, obwohl Fähren ins Baltikum direkt bei uns in Lübeck starten.

Unsere Erwartung, diese relativ wenigen Kilometer von Lübeck nach Litauen schnell zu bewältigen, muss ich im nachhinein als ziemlich naiv bezeichnen. Wir haben in Polen weder Schnellstraßen noch Umgehungsstraßen angetroffen und Polen ist scheinbar dichter besiedelt als Deutschland. Also, man hat kaum freie Fahrt und wenn doch, dann ist das nächste Ortschild nicht fern. Die Fahrt durch Polen hat uns insg. 48 Std. (2x24) und unglaublich viele Nerven gekostet. Dies würde ich so niemanden empfehlen; also ihr Nordlichter, nehmt möglichst eine Fähre und euch aus dem Süden, die doch auf dem Landwege anreisen, rate ich: Zeit mitbringen, nicht Ärgern und ganz gelassen bleiben (wer das allerdings ohne Aussetzer schafft, der ist für mich ein Held). Die Polenfahrt auf ein Wochenende oder möglichst in die Nachtstunden zu legen, das kann auch helfen.

Wenn dann endlich Litauen erreicht ist, ändern sich die Verkehrsverhältnisse. Relativ wenig Verkehr auf guten breiten Straßen ermöglichen ein recht rasches Vorankommen.


Kuhrische Nehrung

Unser erstes Ziel war die Kuhrische Nehrung, diese ist natürlich Pflichtprogramm. Bei schönem Wetter die Strände und Wälder mit dem Fahrrad entdecken, ein Besuch der großen Dünen, herrlich. Auch in einem der Badeorte zu flanieren ist toll. Touristisch haben diese Orte bereits jetzt schon genug zu bieten.

Schlechtes Wetter zwang uns aber zu einem recht kurzen, nur zweitägigen Aufenthalt. Es gibt hier bestimmt mehr zu entdecken. (Da zeigt sich mal wieder der Vorteil des Reisens mit dem Wohnmobil: schlechtes Wetter, na und, dann fährt man halt woanders hin!)


Teil II und Bilder folgen.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Erfahrungsbericht Baltikum 26.07.-12.08.07 (Teil I)

Baltikum Teil II


Berg der Kreuze

Auf dem Weg von der Kuhrischen Nehrung nach Riga stand ein Halt am ‚Berg der Kreuze’ auf dem Programm. Dabei handelt es sich um einen wirklich beeindruckenden Berg aus unzähligen Kreuzen, die von den Litauern - aber neuerdings auch von Menschen aus aller Herren Länder - aufgestellt wurden. Es sind unbedingt die Hintergründe hierzu in Erfahrung zu bringen, bevor man dieses Ziel ansteuert bzw. versteht. Stellvertretend für die litauische Volksseele und deren Freiheitsdrang steht wohl der ‚Berg der Kreuze’, daher sollte man dies gesehen haben.

(Tipp: Das Nachfolgende wird durchs erste Bild verständlicher.)

Wir hatten eine Ankunft bei Dunkelheit, was bedeutet, auf dem davor liegenden Parkplatz zu übernachten, um dann in der Früh gleich mit der Besichtigung beginnen zu können. Hinzu kam nun noch ein Vollmond bei wenigen schnellziehenden dunklen Wolken, der die recht nahen Kreuze in einem unheimlichen Licht erschienen ließ. Wer jetzt bei geöffnetem Fenster oben im Cali liegend, mit dem Bild der unzähligen vom Mondlicht erleuchteten Kreuzen vor sich, die Augen schließt um einzuschlafen, dem wünsche spannende Träume.

Aber genau das sind die Erlebnisse, die einen Cali so wertvoll und eine Reise unvergeßlich machen. Auch bestärkt so etwas die Verbundenheit unter den Wohnmobilfahrern. Auf jeden Fall war es für uns beruhigend, daß wenigstens noch ein weiteres Wohnmobil anwesend war. Und umgekehrt bestimmt auch (so vermuten wir wenigstens, nachfragen konnten wir nicht aufgrund unserer späten Anreise und der frühen Abreise der anderen).

Auch die Besichtigung am folgenden Tag war ebenso beeindruckend, tiefgreifend und unbedingt empfehlenswert.


Riga

Wie einstimmig alle Reiseführer empfehlen, haben auch wir die Hauptstädte der drei Länder in unsere Reiseroute aufgenommen. Dies zu tun, kann ich auch uneingeschränkt empfehlen. (Wobei ich hier allerdings nicht für Vilnius sprechen darf, daß aber auch nur weil uns nicht mehr die Zeit geblieben ist, diese Stadt zu besuchen.)

Riga als Hauptstadt von Lettland zu erleben ist abwechslungsreich und toll. Die planlose Einfahrt in Richtung Zentrum – in einer neuen Stadt machen wir immer zuerst eine solche Orientierungsfahrt - hat uns zum Parkplatz vor der Oper geführt. Nachdem wir erkannt hatten, daß die Atmosphäre vor einem solchen Gebäude mit angrenzendem Park zum bleiben auffordert und die Cafes und Restaurants der Altstadt von unserem Bulli aus bereits in Sichtweite sind, kann man dem Drang hin zum Kühlschrank einfach nicht mehr standhalten. Also war schnell beschlossen, kein Meter mehr für den Bulli und so ein kühles Bier, nach getaner Fahrt, ein unglaublicher Genuß (und da sind sie auch schon wieder, die geliebten Eigenschaften des Cali: Kühlschrank und Bett).

Der anschließende Bummel durch die Altstadt und der Besuch eines mittelalterlichen Restaurants, mit auch wirklich mittelalterlichen Speisen, hat uns einen schönen Abend bereitet.

Hier ist uns dann auch zum ersten Mal aufgefallen, daß der Tourismus dort auf die alte Verbundenheit der Hanse setzt. D.h. Hinweise auf deutsche Städte wie Lübeck, Hamburg, Bremen usw. sind durchaus anzutreffen.

Auch erinnert die Architektur und Atmosphäre der Altstadt an die deutscher Hansestädte. Hier ist es einem manchmal, als wäre man noch in Lübeck. Riga hat aber noch weitere architektonische Stile zu bieten; diese Stadt zu entdecken lohnt sich. Das war dann auch das Programm für den folgenden Tag.

Da wir uns ein Verweilen in der Natur als Hauptziel gesetzt hatten, ging es bereits am späten Nachmittag weiter Richtung Estland, mit einigen Abstechern an die lettische Küste, inkl. einer Übernachtung.


Saaremaa Halbinsel

Erster Anlaufpunkt in Estland war die Halbinsel Saaremaa. Zu unserem Reiseziel wurde Saaremaa, weil wir einige begeisterte Reiseberichte hierüber gelesen hatten. Aber leider hat Saaremaa uns nicht das bieten können, was wir erwartet hatten. Das heißt nicht, daß Saaremaa uninteressant ist aber nach zwei Tagen hatten wir die Insel entdeckt und sind dann weiter gefahren. Und mit dem Wissen darüber, was uns später noch alles begegnen würde, wären wir wohl noch eher abgereist oder erst gar nicht hingefahren, um diese zwei Tage woanders länger verweilen zu können.


Tallin (Reval)

Nach Saaremaa stand nun Tallin (auf Deutsch Reval) auf dem Plan. Das was wir an hanseatischem Altstadtflair in Riga antrafen, wurde von Tallin nochmals übertrumpft. Also, in Tallin haben wir uns verguckt. Wer Tallin nicht kennt, der hat etwas verpaßt.

Klar, die Altstadt setzt voll auf Tourismus. Cafes, Restaurants, Kneipen ohne Ende aber alles auf hohem Niveau. Hier sind dann auch, für uns doch überraschend, Touristen aus der ganzen Welt unterwegs. Natürlich viele Skandinavier aber auch alle anderen Nationen waren vertreten. Wir haben uns das dadurch erklärt, daß Tallin gerade für Kreuzfahrtschiffe attraktiv ist, da man hier vom Hafen aus die Altstadt zu Fuß erreichen kann.

Auch wenn Tallin eine Skyline, ähnlich der Frankfurts, gleich vor den Toren der Altstadt hat, so ist diese aber nicht störend, d.h. befindet man sich in der Altstadt, so nimmt man die Hochhäuser nicht wahr, sind also nicht präsent.

Auch hier verschlug es uns in ein mittelalterliches Restaurant. Allein schon die Einrichtung in dem historischen Gebäude, nur durch Kerzen und Öllampen erhellt, war beeindruckend. Selbst der Toilettengang wurde zum Erlebnis, auch hier nur Kerzenschein und Wasser aus Kupferkrügen. Besonders war auch die Freundlichkeit der historisch gekleideten Bedienungen. Ein paar Worte Deutsch untereinander und schon wurden wir auch auf Deutsch angesprochen und uns ohne Aufforderung die deutschsprachige Speisekarte gereicht. Wir sind bestimmt nicht von der Sorte Touristen, die es im Urlaub möglichst wie Zuhause haben möchten (welch Geldverschwendung!) aber diese Aufmerksamkeit ist doch was schönes. Und die Speisen, extrem lecker und ganz besonders. So hatten wir z.B. als Vorspeise getrocknetes Elchfleisch im Leinensäckchen und dazu ein Gemisch aus Met und dunklem Bier.

Auch hier war wieder das alte Weltbild der Hanse anzutreffen, als großflächige Karte auf die Wand gemalt, mit der Ostsee im Zentrum und den Hansestädten drauf.

Zu unserer ‚Schande’ muß ich an dieser Stelle eingestehen, daß wir uns in Tallin eine Hotelübernachtung gegönnt haben. Unsere Körper hatten halt eine ‚Grundüberholung’ nötig. Die Frage, wo wir denn den Cali am besten Parken können, wurde uns mit ‚..den können sie gleich hier, direkt vor dem Hotel in Sichtweite der Rezeption abstellen’ beantwortet, auch wenn das dauerhafte Parken in der Altstadt für Auswärtige eigentlich grundsätzlich verboten ist (vgl. Foto).


Lahemaa Nationalpark

Nach einem eineinhalbtägigen Stadtaufenthalt ist der Drang in die wilde Natur entsprechend groß. Der Lahemaa Nationalpark war nun angesagt.

Allein dieser Nationalpark ist schon eine Reise wert und unser dreitägiger Aufenthalt darin war definitiv zu kurz.

Geprägt ist der Nationalpark von tiefen Wäldern, die bis direkt an die traumhaften Strände reichen. Durchzogen wird der Wald von breiten Schotterpisten und durchaus befahrbaren Waldwegen und der Boden ist oft bedeckt von einem endlosen Teppich aus Blaubeersträucher.

Die Blaubeeren waren just zu unserer Reisezeit reif, also schnell gepflückt und Pfannkuchen mit frischen Blaubeeren schmecken in der freien Natur einfach köstlich (wie war das noch mit den geliebten Eigenschaften des Cali: gefüllte Vorratsschränke und ein Gasherd).

Die mit dem Cali befahrbaren Waldwege führen zu einsamen romantischen offiziell erlaubten Übernachtungsmöglichkeiten. Hier sind Feuerstelle und oft bereits auch Feuerholz anzutreffen. Ein Paradies für den Cali.

Ganz wichtig ist die Fahrt zur Touristeninformation oder der Forstverwaltung, um eine detaillierte Karte für wenig Geld zu erwerben. Diese Karte ist äußerst hilfreich.

Da dann Sanitäre Anlagen ab und an doch nötig sind, gibt es im Park natürlich auch Campingplätze. Diese sind einfach aber ausreichend und oft direkt am Strand gelegen. Wir selbst haben auf der gesamten Reise nur dann Campingplätze genutzt, wenn eine Dusche und die Versorgung mit Frischwasser nötig waren. Im Wald ist es doch schöner!

In den Wäldern und den verstreuten Siedlungen offenbart sich dann auch der skandinavische Charakter Estlands. Hier sind liebevoll gepflegte Holzhäuser anzutreffen aber auch herrschaftliche Gutshäuser mit oft deutscher Vergangenheit. Weiterhin findet man Moorlandschaften, die über schmale Holzpfade durchwandert werden können und vieles mehr.

Wer im Wald aber noch in der Nähe von Besiedlungen übernachtet, der kann in der Nacht – gemütlich oben im Cali liegend - der Unterhaltung der Hunde der Umgebung folgen, auch über weite Entfernungen hinweg. Verstehen tut man natürlich nichts, auch wenn man manchmal meint, die Bedeutung zu erkennen. Bei größerer Aufregung ist wohl davon auszugehen, daß sich da im Wald was tut. Was genau will man aber lieber gar nicht wissen, da Elch, Bär und Wolf hier durchaus vorkommen. Begegnungen solcher Art hatten wir aber (leider) nicht.

Mit dem Lahemaa Nationalpark war dann auch bereits der nördlichste Punkt unserer Reise erreicht. D.h. ab jetzt ging es wieder Richtung nach Hause aber zum Glück noch nicht nach Hause.


Gauja Nationalpark

Das nächste Ziel war die Gauja, der längste lettische Fluß, um es genau zu sagen, der Gauja Nationalpark. Selbstverständlich trifft man auch hier auf Schotterpisten mit Waschbrettprofil. Nach einer langen beschwerlichen Anfahrt zum Nationalpark, z.T. über eben solche Pisten, standen wir dann endlich an der Gauja. Der gewählte Weg führte uns zwar an den Fluß aber es war weit und breit keine Brücke in Sicht und unser Ziel lag am gegenüberliegenden Ufer. Nur ein uns zuwinkender Fährmann mit seinem Floß war zugegen, ansonsten waren wir allein. Mein erster Gedanke deshalb, nein bitte nicht die ganze Strecke wieder zurück. Bis wir dann erkannten, daß das Winken des Fährmannes eine Aufforderung war, mit unserem Cali auf das bei niedrigem Wasserstand doch recht tiefliegende Floß zu fahren. Eine solch abenteuerliche Flußüberquerung hatte ich dann doch nicht erwartet, ein vielversprechender Beginn unseres Aufenthaltes an der Gauja. (Und wieder eine Eigenschaft des Cali: große Wohnmobile wären hier gescheitert.)

Auch dieser Nationalpark ist von Wald, Waldwegen, kleinen und größeren Ortschaften geprägt aber beherrschendes Element ist natürlich die Gauja. So steht hier auch der Wassertourismus im Vordergrund. D.h. entlang der Gauja gibt es unzählige wildromantische Übernachtungsplätze, angelegt für die Übernachtung der Paddler und Kanuten, direkt am Fluß mit Zeltplatz, Feuerstelle und Toilette (Plumpsklo natürlich, was sonst). Diese Plätze sind nur vom Wasser her ausgeschildert aber in der detaillierten Karte der Nationalparkverwaltung eingezeichnet. Mit dieser Karte erkennt man dann die Plätze, welche nicht nur vom Wasser her, sondern auch über Waldwege und damit per Cali zu erreichen sind. Hier steht dann der Cali direkt im Wald, dicht am Steilufer mit Blick auf den Fluß und das Einschlafen wird vom Plätschern des Flusses begleitet.

Daher nochmals die Empfehlung: erst zur Touriinfo und Karte kaufen!

Kanuverleihstationen laden ein, den Park vom Fluß her zu erkunden. Eigenständige Touren mit anschließendem Abholdienst können dafür gebucht werden. Dabei verrichten einige T5 ihren treuen Dienst und schleppen allabendlich Touris und Kanus wieder an den Ausgangspunkt zurück. Leider hatten wir, aufgrund der nur noch knappen verbleibenden Zeit, nicht die Möglichkeit, noch eine solche Tour zu organisieren. Aber die Wanderung am Flußufer entlang, mit dem Picknick und Bad zwischendurch, war sicherlich genauso schön.


Abreise

Ja das Dilemma mit der Zeit, je schöner sie ist, desto schneller geht sie vorbei. Wir mußten wieder Heim, die Pflicht ruft; das Geld für die nächste Reise muß verdient werden. (Immer vorwärts schauen!)

Schon in Riga hatten wir uns im Internet darüber informiert, ob die zweite Polendurchquerung besser durch eine Fährfahrt zu ersetzen war. Aber leider paßten die Fährverbindungen nicht in unseren Zeitplan, die Verbindungen waren entweder viel zu früh oder eben zu spät und die einzige passende, aufgrund der kurzfristigen Buchung, viel zu teuer. Also ging es auch zurück durch Polen. Diesmal auf einer anderen Route über Danzig aber leider auch nicht schneller.

Der zweite saure Apfel, in den wir beißen mußten, war die Erkenntnis, daß Vilnius nicht mehr zu schaffen ist. Das holen wir aber bestimmt irgendwann nach.


Fazit

Eine wirklich erlebnisreiche und für europäische Verhältnisse recht abenteuerliche Reise, die wir sofort wiederholen würden. Mit dem erworbenen Erfahrungsschatz sähe dabei der An- und Abreiseplan anders aus und die ausgewählten Ziele würden noch zielstrebiger angefahren werden.

Ich hoffe es war interessant diesen Erlebnisbericht zu lesen und er hat all denjenigen, welche über eine solche Reise nachdenken, Mut gemacht es zu wagen.
 

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Bilder Baltikum
 

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AW: Erfahrungsbericht Baltikum 26.07.-12.08.07 (Teil I)

nachfolgend findet Ihr einen Bericht über unsere Erfahrungen im Baltikum und wie gewünscht auch einige Bilder von unserm Cali im Einsatz.
Hallo Jörg,

besten Dank für Deinen informativen Erfahrungsbericht.
Da bei mir nächstes Jahr (2008) eine Baltikum-Reise auf dem Plan steht sehr hilfreich.

Viele Grüße
Ralf und :danke:
 
AW: Erfahrungsbericht Baltikum 26.07.-12.08.07 (Teil I)

Tausend Dank, Jörg!

Wir planen jetzt für das kommende Jahr neu, der Bericht ist einfach Klasse!

:danke::pro:
 
AW: Erfahrungsbericht Baltikum 26.07.-12.08.07 (Teil I)

hi Jörg,
vielen Dank für den aufschlussreichen Bericht und die schönen Fotos.
Im Sommer 2004 sind wir ebenfalls durch Polen zum Baltikum gefahren (T4),
Beim Lesen viele Erkennungsmomente, aber auch viel Neues.
Leider sind wir damals nicht weiter wie Riga gekommen, wollen also in Zukunft noch was nachholen. Also::danke:
Gruss Krasseknar
 
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