Urlaubsgrüße aus USA Teil 4

WernerII

Aktiv-Mitglied
Mein Auto
T5 Kastenwagen
Erstzulassung
Juli 2006
Motor
TDI® 96 KW
DPF
nein
Motortuning
warum nur?
Getriebe
6-Gang
Antrieb
4motion
Ausstattungslinie
Basis
Umbauten / Tuning
Womo
höhergelegt
Hallo an Alle,
das Interesse an meinen Reisebeschreibungen scheint nachzulassen. Ich versuche es noch mal.

Ich komme zum Highway 90er und folge ihm nach Westen. Er verläuft parellel zur Eisenbahn. Deshalb gibt es einige alte Orte, mit etwas alter Bausubstanz. Alt heißt hier, die Orte sind ca. 150 Jahre alt und die Häuser ca. 100 Jahre. Je weiter ich nach Westen komme, desto geringer wird der Verkehr. Bei Brackettville stehen die Filmkulissen von Alamo mit John Wayne aus den 50ern. Sie sind ziemlich gut erhalten, da sie immer noch benutzt werden. Ich laufe so erfurchtsvoll darin herrum, wie in einer 1000 Jahre alten Kirche oder Burg. Daneben ist San Antonio zur Zeit der Freiheitskämpfe nachgebaut. Ich erkenne einiges aus den alten Western wieder. Da ich den richtigen Alamo nicht gesehen habe, ist das ein guter Ersatz. Die Fahrt durch San Antonio war mir zu stressig. Ich überquere den Rio Pecos. Roy Bean hat hier früher gesprochen – Recht und Unrecht. Sein altes Mehrzweckgebäude, Gerichtssaal oder Kneipe, je nachdem was anliegt, wird vom Parkservice noch aufwändig gepflegt. Mir ist aufgefallen, daß er kein Gefängnis hatte. Fort Stockton habe ich mir in einer alten Landkarte als sehenswert gekennzeichnet. Es gibt ein paar alte, historische Gebäude und die Reste vom Fort. Die Reste vom Fort bestehen in erster Linie aus dem alten Exerzierplatz, der heute eine Wiese ist. Ein großes Schild verbietet das Betreten ohne Eintritt bezahlt zu haben. Frechheit. Außerhalb vom historischen Bereich ist das ein gesichtsloser Ort, wie es ihn zu tausenden an jeder Autobahn gibt. Das Gesammtbild fällt negativ aus, der Umweg hat sich nicht gelohnt. Über Marathon geht es zum Big Bend NP. In Marathon scheint man Ökotourismus zu versuchen. Ich halte die Daumen. Im Park gibt es eindrucksvolle Landschaft. Auf dem Camping habe ich einen Zettel falsch ausgefüllt. Der Ranger, der das kontrolliert, ist sehr freundlich und hilfsbereit. Ich solle schließlich meinen Aufenthalt genießen. Da ich Ausländer bin, bietet er mir an, wenn ich irgendwelche Probleme habe, solle ich zu ihm kommen, er würde Alles versuchen, mir zu helfen. Die Leute im Land heben sich doch sehr positiv von der Politik der alten Regierung ab. Der Park ist so groß, daß man ihn nur mit dem Auto erfahren kann. Der Santa Elena Canyon soll so toll sein, habe ich in einer Zeitung gelesen. Ich unternehme einen Versuch, mich ihm zu Fuß zu nähern. Bei dem Versuch bleibt es. Nach spätestens 15 min breche ich wegen Hitze und Sonne ab. Der Camping im Park hat ohne Dusche und Internet 16$ gekostet. Ich bin jetzt auf einem Camping in Alpine und zahle 14$ incl. Internet und Dusche. Der Ausblick kostet halt. 2 andere Camper empfehlen Fort Davis. Nach dem Reinfall mit dem anderen Fort zögere ich, lasse mich aber dann doch überzeugen. Und es hat sich tatsächlich gelohnt. Die Fahrt dahin geht über eine schöne Hügelkette. Der Ort ist auch ganz nett. Die Hauptstraße ist geteert, alle Nebenstraßen sind geschottert. Im Fort gibt es einen Film, über die wilden Jahre. Er ist auffällig sachlich, und sogar die Indianer werden halbwegs fair beschrieben. Das ist toll. Danach erklärt der Ranger an einem Bild das Fort. Ich bemängele, daß die Mauer oder die Palisaden fehlen, wie sie jeder halbwegs gute Western zeigt. Er grinst und sagt ein paar abfällige Sätze über Hollywood. Es hat nie einen Indianerüberfall auf ein Fort gegeben, die waren also nicht nötig. Nur Weiße haben gelegentlich eins überfallen. Die Indianer wussten, wenn sie einen Soldaten töten, kommt eine neuer aus dem Osten. Wenn ein Indianer getötet wird, muß erste ein neuer geboren und groß gezogen werden. Die Indianer hatten von Anfang an nie eine Chance gehabt. Es geht zurück zum Hwy 90 nach Marfa. In allen Führern wird es hervorgehoben. Das örtliche Hotel soll ein einem Film zu sehen sein. Ich erkenne es nicht. Aber die restliche Bausubstanz ist auch nicht schlecht. Es gibt unzählige Tankstellen, von funktionsfähig bis verfallen. In Marfa gibt es an der Kreuzung Hwy 90 und der Hauptstraße einen 4 way Stop. Ein Stoppschild an allen 4 Einmündungen. Wer zuerst kommt, darf zuerst fahren. Für uns sehr ungewohnt. (Zum Glück haben das unsere Verkehsplaner noch nicht gesehen) Das geht nur bei so wenig Verkehr wie hier.
DA IST ES. Da ist Van Horn. Ich kann die Laster auf der Interstate 10 schon sehen, und an deinem Straßenrand hausen schon die Messies. Highway 90, das ist dein Ende. Hwy 90 du warst seit San Antono ein guter Reisebegleiter. Hwy 90, du hast mir vieles gezeigt. Auf deinen letzten 72 Meilen hast du mir vor allem eines gezeigt: die Eintönigkeit. HWY 90, du hast hier nichts, nicht mal Kurven, na ja keine richtigen Kurven, nicht mal Kreuzungen oder Tankstellen. Unser einzigster Wegbegleiter waren endlose hellbraune Weiden und einige Staubteufel, die auch mal keck mit dem Auto gespielt haben und es ein Stück zur Seite geschupst haben. Dein schnurgerades Band zog sich von Horizont zu Horizont, wo es in den Luftspiegelungen verschwand. Wenn ich mal angehalten habe, war es, als öffne ich den Backofen. Dann war es ganz ruhig. Manchmal quietscht ein Windrad. Lastwagen konnte ich schon hören, bevor ich sie sah. Einmal sah ich einen Lastwagen doppelt, gespiegelt in einer Fata Morgana. Als ich angehalten hatte und dem Fotoapparat bereit hatte, war es schon wieder vorbei. Schade. Dazwischen im Nichts liegt Valentine, TX. Das ist ein Ort, ein Dorf oder ein Kaff, daß man nur in einer Richtung befahren möchte: nach draussen. Ich fahre langsam, da ich am Ortseingang, äh nein: am anderen Ortsausgang ein Cafe gesehen habe, daß ich fotografieren möchte. Am Straßenrand sitzt der Sheriff in seinem Auto und wartet. Es ist nichts los, auf das er warten könnte. Ob er träumt? Vielleicht von einer dreistelligen Anzeige auf seiner Radarpistole? Ich drehe um, um zum Cafe zurück zu fahren. Das wundert einen anderen Autofahrer. Da fährt doch tatsächlich einer in die falsche Richtung. Er beobachtet mich beim fotografieren. Ich glaube, hier gilt Einsteins Zeitanomalie. Hier bewegen sich die Zeiger der Uhren nicht mehr. Ich möchte zu gerne mit dem Auto durch das Kaff rasen. Mal sehn, wie lang der Sheriff zum Booten braucht. Ich habe Angst. Was ist, wenn ich damit die Zeitanomalie zum explodieren bringe? Werde ich ein eine andere Zeit katapultiert? Zum Beispiel wo VW Qualität herstellt, oder wo Cowboys und Indianer wild knallend um die Wette reiten? Ich rase also nicht. Das Risiko, daß etwas passiert, was ich bereue, ist zu groß. Ich fahre also in die einzig mögliche Richtung. Im Rückspiegel sehe ich, wie der Sheriff von der einen Straßenseite auf die andere wechselt. Mein Gott, er ist aktiv. Gibt es was eintönigeres als Valentine, TX. Ja - Lobo, TX. Es besteht aus einer Tankstelle, einem Motel, einem Steingebäude und einigen Baracken. Alles schon vor Jahrzehnten aufgegeben. Einige frankfurter Aussteiger haben es vor Jahren gekauft, um es zu neuem Leben zu erwecken. Ich hatte vor Jahren davon in der Zeitung gelesen. Aber ich habe noch nichts gesehen, daß sooo tot war.
Ich bin also an van Horn vorbei und habe im Guadalupe Mountains NP übernachtet. Der Camping gleicht einem Parkplatz. Am nächsten Morgen ist kühl und wolkig. Es gibt keine Ausrede mehr. Ich ziehe die Wanderschuhe an und los geht’s. Der Park kostet Eintritt und die Benutzung der Trails nochmal. Ich wähle zum Einlaufen einen moderaten Trail mit nur 400 Höhenfüßen. Der Trail verläuft in einem trockenen Wildbach und ich muß aufpassen, wo ich hintrete. Vor 3 Jahren hatte ich mir im Urlaub den Fuß wegen Unachtsamkeit gebrochen. Autofahren mit Gibs war einen besondere Herausforderung. Das soll nicht wieden passieren. Ich bemerke deshalb gar nicht, daß der Bach enger wird. Als der Morgendunst verschwindet, und die Sonne hervorkommt, drehe ich wieder um. In der Nähe, schon in Neu Mexiko, liegen die Carlsbad Caverns. Ein ganz bekannter Park. Entsprechen voll ist der Parkplatz. Die Besonderheit des Parkes ist eine riesige Höhle, in der tags unzählige Fledermäuse schlafen. Bei Sonnenuntergang verlassen alle die Höhle. Die Höhle kann besichtigt werden. Es gibt einen Trail und einen Aufzug. Da die üblichen Ausreden in der Höhle wie Sonne und Temperatur nicht ziehen, ziehe ich heute schon zum 2. Mal die Wanderschuhe an und laufe. Allein bis zum unteren Halt des Aufzuges sind es 1 Meile. Daß die Höhle groß ist, wusste ich, aber so groß, das wusste ich nicht. Sie ist schon beachtlich. Die Beleuchtung in der Höhle ist spärlich. Ein Fotostativ und evtl eine kleine Taschenlampe wären nicht schlecht gewesen. Meine Fotos sind alle verwackelt. Jetzt warte ich auf den Nachmittag und den Ausflug der Fledermäuse und vertreibe mir die Zeit mit Berichte schreiben also dem Bürokram. Ich sage es immer wieder: der Beruf des Touristen ist hart, besonders wenn man ihn so gewissenhaft wie ich ausübt. Am frühen Abend gibt es eine informative und unterhaltsame Veranstaltung von einer Rangerin zum Thema Fledermäuse. Den ganzen Tag fliegen Schwalben um den Höhleneingan. Die Tagschicht, wie die Rangerin meint. Sie machen mehr Dreck wie die Nachtschicht, die Fledermäuse. Fotografieren ist verboten, weil die Fledermäuse durch elektronische Geräte gestört werden können. Auch Händies müssen ausgeschaltet werden. Dann kommen erst einzelne, dann immer mehr Fledermäuse. Sie drehen einige Runden über dem Höhleneingang und ziehen von dannen. Es kommen über 1 Mio. Das Spektakel nimmt kein Ende. Wir sollen leise sein, dann kann man den Flügelschlag als Rauschen hören. Plötzlich klingelt ein Händy, Rington: Hühnergegacker. Alles lacht. Später noch ein Händy. So schlimm kann das mit den Störungen der Elektronik nicht sein. Die angedrohte Strafe wird nicht erhoben.

Fortsetzung bei Interesse folgt
 

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Hallo Werner,

also ich lese Deine Berichte immer sehr interessiert und freue mich über neuen Input immer wieder! :D

Vielen Dank und gerne auch ein paar mehr Fotos! ;)
 
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Hallo Werner,

sicherlich lesen wir alle gerne Reiseberichte, auch Deine.
Allerdings ist es etwas mühsam den Bericht in der Art zu lesen wie Du ihn hier
Einstellst. Vorschlag von mir. Mache doch einfach eine kurze Zusammenfassung hier
und dann eine Worddatei im Anhang im Blocksatz. Ich glaube dann lesen sich solche Berichte leichter und interessanter.

Grüße aus Hamburg von
Wolfgang

Werner, bitte nicht böse sein wegen der Kritik.
Und natürlich Fotos, Fotos, Fotos.
 
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Hallo Yves, hallo Wolfgang,
vielen Dank für die Rückmeldung. Fotos gibt es in meinem Onlinefotoalbum, wie in Teil 2 beschrieben. Über eine Zusammenfassung werde ich mal nachdenken. Es ist für mich aber sehr schwer, meinen Unsinn zu komprimieren, weil es mir auch auf die kleinen Geschichten ankommt.

Viele Grüße
Werner
 

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Ich find deine Berichte interessant und spannend ! ;)
 
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Hallo Werner,

unbedingt weitermachen ... dein Schreibstil ist unterhaltsam und flüssig ... nur ein paar Absätze würden dem Lesefluss helfen ... aber egal ... mache auf jedem Fall weiter ... und mache viele viele Bilder
 
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Hallo an Alle,
das Interesse an meinen Reisebeschreibungen scheint nachzulassen. Ich versuche es noch mal.

Hi!

Na bitte nicht, mich interessiert es auch sehr! Gerne mehr davon.

Gruß in die Staaten,
CHR
 
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Toll! Hab mir gerade mal eine halbe Stunde Zeit genommen und mir deine Berichte in der richtigen Reihenfolge zur Gemüte zu führen. Nun hast du mich auch gepackt. Mich würds auch interessieren wie es weiter geht. Lass dich nicht beirren! The show must go on.
 
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