Urlaubsgrüße aus USA Teil 14

WernerII

Aktiv-Mitglied
Mein Auto
T5 Kastenwagen
Erstzulassung
Juli 2006
Motor
TDI® 96 KW
DPF
nein
Motortuning
warum nur?
Getriebe
6-Gang
Antrieb
4motion
Ausstattungslinie
Basis
Umbauten / Tuning
Womo
höhergelegt
Hallo,

jetzt ist es doch passiert. Beim Rangieren auf einem Camping habe ich mir eine kleine Beule und ein paar Schrammen geholt. Nichts Ernstes, aber ärgerlich.

Viele Grüße
Werner



Es ist Freitag, und ich bin in Sturgis. Zwar ist offizieller Beginn erst morgen, aber fast alle Stände sind bereits aufgebaut, und jede Menge Besucher sind schon da. Ich schlendere die main street und die Lazelle st., die Hauptdurchgangsstr., entlang. Hier sind die ganzen Läden, und hier ist bereits jetzt alles voller Mopeds. An jeder Kreuzung gilt 4 way stop. Diese Erfindung ist für solche Veranstaltungen ideal. Man kann anhalten, wird gesehen und kann selbst sehen. Dann kann man im wahrsten Sinne des Wortes losdonnern, bis zum nächsten Stopp. Noch scheint die Sonne und es bläßt ein starker Wind, sodaß ich Augen und den Mund voller Staub und Sand habe. In den Läden gibt es ALLES zu kaufen, was der engagierte Harley Fahrer NICHT braucht, und einiges was er vielleicht brauchen könnte. Es gibt Stereoanlagen, die das Auspuffgeräusch übertönen müssen, es gibt Becherhalter, es gibt bunte LED- oder Neon Beleuchtung, es gibt Lederbekleidung und es gibt Damen- und Herrenunterwäsche. Es gibt auch massenweise Aufnäher. Einer ist mir aufgefallen: loud pipes save lifes. So habe ich das noch nicht gesehen. Es gibt auch jede Menge ungebaute und durchgestylte Harleys. Die Amis wissen gar nicht, wie glücklich sie ohne TÜV sein können, und wie fürchterlich unsere riesigen Nummernschilder aussehen. Es gibt auch Dienstleistungen wie Tätovierungen oder wie bike wash von Bikini Mädels. Ich muß mich auch von einem Vorurteil verabschieden. Es gibt nicht nur dicke und häßliche Sozias, sie sind aber in der Überzahl. Bei einem Harley Händler bleibe ich stehen und schaue mir die neuen Modelle im Retrodesign an. Gefallen mir. Ein Verkäufer läßt nicht lange auf sich warten. Der Spaß kostet 28000 $ oder runde 17000 E. Ob die TÜV fähig sind, wusste er natürlich nicht, hat sich aber alle Mühe gegeben, das rauszufinden - erfolglos. Eine sofortige Zulassung wäre kein Problem. Der Boss Hoss Händler hat noch nicht aufgebaut. Sein Vorzelt ist von einer Windbö weggeblasen worden. Die dicken Stangen sind jetzt verbogen. Ich durfte mir im Anhänger die Motorräder anschauen. Preise und Ausstattung hat er auch genannt. Nur, wenn ich einen V8 wollte, müsste er 4 Räder rundherum haben. Teurer wird das nicht. Einige Anwohner haben ihre Gärten als Camping oder an Händler vermietet. Andere haben Bänke zur Straße aufgestellt. Statt umher zu laufen, ist es angenehmer, sich eine schattige Bank und ein Getränk zu suchen und zu schauen, wer da alles auf und ab fährt oder läuft. In einer Autowaschstraße sind Duschkabinen eingebaut worden. Gegen Mittag fängt es leicht an zu regnen. Ich fahre zum Camping. Das ist eine riesige, hügelige Wiese mit Bad, Bar und Bühne. Das ganze kostet 27 $ / Nacht. Hier treten unbekannte Gruppen auf. Ich habe das Program von einem anderen Camping. Da treten u.a. Chuck Berry, George Thorogood, the guess who und Aerosmith im Lauf der Woche gegen extra Eintritt auf. Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne wieder und die Temperatur steigt auf über 30°. Ich fahre zum Mt. Rushmore, dem Berg mit den Presidentenköpfen. Ich fahre über eine kurvige und angenehm zu fahrende Landstraße durch die black hills. In Deadwood und Hill City sind die Innenstädte für Autos gesperrt. Nur Mopeds dürfen hinein. Hier ist alles auf die Harley Rally eingestellt. Obwohl es noch Vormittag ist, wird an fast jeder Tankstelle oder Frittenbude bereits gefeiert. Unmengen von Bikern sind unterwegs. Die Polizei zeigt auffällige Präsenz, damit erst keiner auf dumme Gedanken kommt. Das geht im Umkreis von über 100 km so weiter.
Am Mt. Rushmore ist der Aufgang der Besucher zur Aussichtsterrasse vor Jahren umgestaltet worden. Das ist jetzt wie eine Allee im Fahnenwald zum heiligen, amerikanischen Gral. Geschmack ist etwas anderes.
Ich fahre weiter durch den Custer SP zum Ort Custer. Die Straße ist jetzt richtig kurvig und eng und für große Womos gesperrt. Es gibt 3 schmale, einspurige Tunnel und 2 360° Kehren mit Brücke. Solche Schweineschwänzchenkurven kenne ich bisher nur aus Südspanien. Im Park gibt es eine alte, stilvolle Lodge. Die Orte im Norden sehen, wie bereits geschrieben, fast alle sehr aufgeräumt aus, und in der hiesigen Gegend scheinen sie alle noch einen Tick aufgeräumter. In Custer ist natürlich auch alles voller Harleys. Alle Läden haben offen, denn die Amis wissen, wie man den Touris das Geld aus der Tasche zieht. Lautsprecherbeschallung mit Musik und Gequatsche hilft dem nach. 4 Leute, im Stil der Cowboyzeit gekleidet, begrüßen die Biker. Einer, in Nordstaatenuniform, schwingt eine Fahne, ein anderer zupft auf einer Gitarre was das Zeug hergibt. Er hat gegen den Straßenlärm und die Lautsprecher nicht die geringste Chance. Außerhalb von Custer gibt es ein Fort mit Palisaden. Ich bin mißtrauisch und halte an. Es ist kein Armeefort sondern von Goldsuchern gebaut. Laut Vertrag mit den Indianern, die aber alle von den Weißen bis auf 1 gebrochen wurden, war das Indianergebiet und durfte von Weißen nicht betreten werden. Als man Gold fand, strömten unzählige Glücksritter ins Land, und als die Armee sie nicht mehr aufhalten konnte, zog sie sich zurück. Nichts desto Trotz sind die black hills eine schöne Gegend, bei schönem Wetter.
Es geht weiter zum badlands NP. Es scheint ein wenig wie Zabrisky point. Es gibt eine viele km lange Abbruchkante, wo der Regen und die Erosion ganze Arbeit geleistet haben.
Südlich davon erstreckt sich eine große Indianerreservation. Im Ort wounded knee fand an Weihnachten 1890 der letzte Kampf der US Armee gegen die Indianer statt. Die 7. Armee, die schon immer fürs Grobe zuständig war, veranstaltete ein Masaker. Im Reservat gibt es auch eine Waldorfschule.
Ich bin jetzt in Nebraska. Ich will zum carhenge. Jemand hat das englische stonehenge im Maßstab 1:3 nachgebaut. Mit was sonst, als mit Autos. Dort spricht mich ein Ami an: wann das denn fertig werden würde, das wäre ja alles junk? Das war wohl die falscheste Frage. Ich komme aus Germanien um mir die neuzeitliche Interpretation des uralten Themas von Leben und Vergänglichkeit anzuschauen, und dann stellt ein bildungsferner Ami diese Frage. Ich antworte, daß das seit 5000 Jahren fertig ist, und er sich das Original in England anschauen solle, damit er das verstehe. Vielleicht ein bischen direkt, denn er wendet sich ab. Eine Infotafel für Durchschnittsamis wäre unbedingt nötig.
Ich komme durch den Ort Alliance. Als 1. denke ich bei der Einfahrt: oh je. Als ich aber durch die Vorstadttristesse hindurch bin, präsentiert sich der Ort als nette, vielleicht sogar vornehme Westernstadt. Die Altstadt ist mehrere Blocks groß und ist sogar teilweise verkehrberuhigt. An den Giebeln vieler Gebäude stehen deutsche Namen. Es war aber nicht das Wetter, um aus meinem klimatisierten Schneckenhaus auszusteigen und in der drückend, heißen Luft Fotos zu machen. Nur ein Kino in Artdeco Stil und ein weiteres Gebäude habe ich aus dem Auto geknipst.
Weiter nach Süden ins Tal des north platte rivers. Das ist historisches Gebiet. Hier zogen unzählige Wagenkolonnen auf dem Oregon trail und die Reiter des pony express entlang. An einigen Stellen haben sich die Wagenräder tief in den felsigen Untergrund eingegraben, sodaß man die Furchen heute noch sehen kann. Das ist aber schon wieder in Wyoming. Hier liegt auch das ehemalige Fort Laramie, daß früher mal den Oregon trail bewachte. Richtig viel ist natürlich nicht mehr erhalten. In visitor center wird die Geschichte des Forts erzählt. Ein Vorgänger Fort war von Palisaden umgeben, genau so wie wir es von Hollywood her kennen. Die Erbauer waren Pelztierjäger. Ich fahre weiter zum Ort Laramie. Hier gibt es ein Schmankerl. Eine Radiostation sendet nur alten Rock. Das Radio spielt seit Stunden, da ich schon früh eingetroffen bin, um wieder den „Bürokram“ zu erledigen.
Das nächste Ziel ist Cheyenne. Die nette Innenstadt und die gepflegten Wohngebiete in der Nähe interessieren mich diesmal nicht. Ich will nur ins Eisenbahnmuseum der Union Pacific. In der Touri Info habe ich den Weg beschrieben bekommen. Am roten Gebäude abbiegen. Was der Spaßvogel nicht gesagt hat, hier sind alle Gebäude aus roten Backstein. Gefunden habe ichs trotzdem. Die viele Bilder und ein informatives Video wollte ich nicht sehen, ich wollte nur die Challenger sehen. Die Dame an der Kasse sagte, daß es um 1 Uhr da hinten, sie zeigt aufs Gleisvorfeld, eine Führung gäbe. Das wundert mich, weil die Kasper von der Heimatschutzbehörde in den Häfen einen riesen Aufstand machen, da ja jeder Touri eine mini nuke dabei hat, und hier soll ich auf die Gleise von einem Eisenbahnknotenpunkt? Ich fahre, wie beschrieben, hin, und dort weiß Keiner etwas von einer Besucherführung. Ein 2. Touri ist schon da, und später kommt noch eine Familie hinzu. Ein Eisenbahner telefoniert ein paarmal und bietet an, die Führung selbst zu machen. Einen „quicky“ da er nicht viel Zeit hat. Aus dem Quicky werden über 2 ½ h. Wir sehen die Challenger, die größte fahrbereite Dampflok, in der Werkstatt für die historischen Loks. Obwohl sie schon sehr imposant und wuchtig ist, habe ich sie mir größer vorgestellt, vielleicht weil der Tender abgehängt ist. Nebenan steht noch eine 844, eine Dampflok, und eine 951, eine dieselelektische Lok. Wir dürfen in beiden auf den Führerstand. Dort steht auch ein Servicewaggon. Da es auf den Bahnhöfen für die Loks keine Servicemöglichkeiten mehr gibt, wird der Waggon mit Crew immer mitgeführt. Unser Führer ist Vorarbeiter aus dieser Crew. Er kann uns Alles im Detail erklären. Den Rest des runden Lokschuppen sehen wir auch. Dort steht u.a. eine weiter Dampflok und eine riesige Schneefräse. Sie hat keinen eigenen Fahrmotor und muß geschoben werden. Das war eine ganz tolle Besichtigung. Der Familie, die auch an der Führung teilgenommen hat, ist natürlich wieder mein Akzent aufgefallen. Die haben einige Zeit in Düsseldorf gewohnt. Sie haben mich nach Chicago eingeladen. Der nächste Höhepunkt hätte der Sherman hill sein sollen. Dort ist die 1. große Eisenbahnsteigung am Fuße der Rocky mountains. Dafür sind die Challenger und die größere big boy gebaut worden. Ich erfahre an einer Tankstelle, daß die Gegend von der Bahngesellschaft abgesperrt worden ist, da viele Souvenirjäger Einrichtungen demontiert haben.
Jetzt stehe ich bei meinem Lieblingssupermarkt in Laramie, das Radio läuft, der Parkplatz füllt sich langsam mit Womos und das Internet aus der Nachbarschaft ist diesmal zu schwach.
Von Laramie fahre ich auf der Landstr. 130 nach Westen über die medicine bow Berge. Die Strecke ist zu Recht in der Karte als sehenswert eingezeichnet. Dann ca. 200 Meilen weiter auf der I 80. Eine langweilige, und landschaftlich eintönige Strecke mit viel Verkehr und vielen Baustellen. Die flaming gorge bei dem Ort Green River ist ein Stausee. Der Name klingt gut, die Straße verläuft jedoch in großem Abstand zum See, sodaß nicht viel zu sehen ist.
Im Fossil Butte NM gibt es ein kleines visitor center, wo ein paar Fossilien gezeigt werden. Die Ausgrabungsstätten sind nicht zu besichtigen. Lohnt keinen Umweg.
Den Ort Evanston habe ich auch in meinem heiligen Atlas markiert. Sicherlich eine nette Altstadt. Da es aber keine neuen Erkentnisse gibt, bleibt die Kamera in der Tasche.
Die I 80 bis Salt Lake City in Utah führt durch enge Schluchten und über Pässe. Es ist fast wie auf der Achterbahn. Hinter dem letzten Hügel taucht Salt Lake City plötzlich im Dunst auf. Entlang der Straße, durch die ich zur Innenstadt fahre, sind alle Häuser englisch Stil gehalten. Es bläßt ein starker Wind und wirbelt Staub und Sand auf. Beides habe ich in Mund und Augen. Trotz der schlechten Sicht brennt die Sonne, und es ist drückend heiß. Das Laufen fällt mir schwer. Es gibt also nur einen kurzen Rundgang im Tempelbezirk. Vor dem Walmart patroulliert ein Sicherheitsdienst. Das habe ich zum letzten Mal in Las Vegas gesehen. Die Sicherheitslage im Mormonenstaat scheint nicht so toll zu sein. Ich verlasse Salt Lake City über die Interstate. Da sieht SLC wieder ganz amerikanisch, wie in LA aus. Über Hwy 6 fahre ich zum Goblin Valley SP. Die Landschaft geht bis dorthin in eine rote Wüste über. Im Park gibt es kleine Steinmännchen. Ganz nett.
Der Arches NP darf bei keiner Reise fehlen. Hier gibt es Landschaft vom Feinsten. Wie der Name vermuten läßt, gibt es Steinbögen. Weiter geht es ein Stück am Fluß Colorado entlang.
Weiter nach Colorado, weiter nach Grand Junction. Über der Stadt gibt es das Colorado NM. Diesen Park habe ich bisher nicht zur Kenntnis genommen. Ein Touri hat mir davon erzählt, der keine Kurven mehr sehen konnte. Die Stadt ist von steilen Bergketten umgeben. Im Park führt eine Aussichtsstraße an der Abbruchkante einer Bergkette entlang. Leitplanken gibt es nur wenige und der Berg fällt teilweise 100 oder 200 m senkrecht hinab. Dafür ist die Aussicht ganz gut. Lohnt aber auch keinen Umweg. Die Interstate Richtung Osten muß sich gleich hinter Grand Junction durch ein Tal zwängen. Die Landschaft hat den kurvigen Verlauf den Straßenbauer aufgezwungen.
Ich fahre nach Glenwood Springs. Hier gibt es östlich eine noch engere Schlucht, wo Autobahn und Eisenbahn sich den knappen Platz mit einen kleinen Fluß teilen müssen. Das sieht schon spektakulär aus. Leider gibt es die alte Landstraße nicht mehr. Zurückgebaut zu einem Radweg oder in die Autobahn intergriert. Ich kann also nicht anhalten. Und da ich langsam fahre, spüre ich schon den Atem der Trucker hinter mir in meinen Nacken. Der Ort ist ganz nett. Auf dem dortigen frontier cementery ist Doc Holliday begraben. Den genauen Platz kennt man nicht, aber ein Stein erinnert an ihn. Der Friedhof ist gut besucht.
In Aspen gabs nicht viel zu sehen. Ich habe auch nicht ernsthaft danach gesucht. Der Ort ist nicht mein Stil. Mein Stil ist der top of the rockies scenic byway, der im Ort anfängt. Er führt über den 12095 Fuß oder fast 3700 m hohen Independence Paß. Die Höhe spüre ich schon und muß bei leichten Anstrengungen schon schnaufen. Das Auto spürt es auch. Ich habe den Motor einige Male abgewürgt und es fehlen ein paar PS. Die Straße ist schmal und kurvenreich, und überhalb der Baumgrenze ist die Aussicht gut. Sie kann mit allen Alpenstraßen mithalten. Am Fuß, im Dorf Twin Lakes gibt es ein paar alte Holzhäuser. Leider stören die davor abgestellten Autos das Bild. Der nächste Ort, Leadville, hat eine mehrer Blocks große, lebendige Altstadt. Hinter Leadsville führt die Straße über den 11320 Fuß oder ca. 3500 m hohen Fremont Paß und der top of the rockies scenic byway endet im Ort Mountain an der I 70. Eine schöne Tour.
 
AW: Urlaubsgrüße aus USA Teil 14

:danke::pro:

und was sind schon ein paar Beulen in Relation zum Erlebten.

Take it easy

Gypsy
 
AW: Urlaubsgrüße aus USA Teil 14

Wiedereinmal vielen Dank für den Bericht Werner! :)
 
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