Wilde Gebrauchtwagen-Geschichte. Hättet ihr zugeschlagen?

Misery

Top-Mitglied
Ort
Hamburg
Mein Auto
T5 California
Erstzulassung
1/2005
Motor
TDI® 96 KW
DPF
nachgerüstet
Getriebe
6-Gang
Antrieb
Front
Ausstattungslinie
Trendline
Extras
Was kaputt gehen kann, war kaputt. Hoffe ich jedenfalls
Hallo,
ich habe eine schräge Gebrauchtwagen-Besichtigung hinter mir. Es ging nicht um einen T5, sondern um ein seltenes nur alle paar Jahre angebotenes Edel-Wohnmobil auf Kastenwagen-Basis. Preisklasse: neu über 80.000 Euro, jetzt als Jahreswagen knapp über 60.000 Euro teuer.
Die Merkwürdigkeiten begannen schon bei der Kontaktaufnahme: Unter der im Inserat genannten Festnetznummer antwortete niemand. Aber auf die Mailanfrage. Es schrieb ein Herr Schmidt (Namen geändert), am Telefon meldete er sich dann als Müller. Das Auto war auch mehrmals inseriert, jeweils mit verschiedenen Namen, Adressen und Preisangaben.

Normalerweise wäre die Sache schon jetzt erledigt gewesen. Aber das Auto lockte, und es war nicht weit.

Das Gehöft lag abseits der Landstraße auf einem verwilderten Gelände. Über der Zufahrt bogen sich dunkel die Bäume, und der monsunartig prasselnde Regen war dabei, den Weg in eine Schlammpiste zu verwandeln. Neben dem Bauernhaus standen mehrere Autos herum, weiter hinten lagerte scheunengroß diverser Schrott. Daneben stand funkelnd das fast neue Wohnmobil. Es gab viele Wohnungen, aber wenige Klingelschilder. Keines nannte Müller oder Schmidt, im Flur roch es keller-muffig und im Treppenhaus stand ein Sperrmüll-Sofa. So stelle ich mir die Absteigen vor, in denen die Fleischindustrie rumänische Lohnsklaven unterbringt.

Der Verkäufer kam herunter und erzählte, er würde den Wagen für seinen Vermieter verkaufen, der sich mit dem Geschäft nicht herumärgern wolle. Wie die verschiedenen Angaben in den Inseraten zustandekämen, wisse er auch nicht so genau. "Fahren Sie doch mal eine Runde", meint er, drückt mir den Schlüssel in die Hand und geht wieder ins Haus.
Die Probefahrt verlief weitgehend perfekt und wir wollten den Besitzer kennenlernen. Der wurde gleich angerufen und ich konnte mit im sprechen. Es war dann nicht der Vermieter, sondern ein Bekannter des Vermieters und wir verabredeten einen Termin am nächsten Tag bei ihm zu Hause.

Nach dem Erlebnis wollten wir eigentlich nicht mehr. Aber das Auto lockte, und es war nicht weit.

Dank Google Maps wussten wir, was uns erwartete: Eine recht spießige, blitzsaubere Neubausiedlung mit Einfamilienhäusern - genauso, wo man nicht wohnen, aber ein Auto kaufen möchte. Alles schick, auch im Inneren des Reihenhauses. Es stellten sich zwar weitere Ungereimtheiten heraus - die im Inserat als Verkaufsmotiv genannten Altersgründe stimmten offensichtlich nicht, und es war auch nicht 1., sondern 2.Hand wg. Vorführwagen. Aber der Besitzer machte glaubhaft, dass er durch falsche Empfehlungen selber unschuldig an falsche Leute geraten war, die alles vermasselt hätten.
Es gab ein kleineres technisches Problem am Auto, da kam der Oberhammer: "Ich habe keine Zeit, nehmen Sie doch den Wagen mit und fahren zur Werkstatt. Sie können ihn mir übermorgen wieder bringen." Mehr Luxus geht beim Gebrauchtkauf nicht. Kurzfassung: es zeigten sich keine Probleme, es war ja auch noch Werksgarantie drauf.
Bei der Rückgabe und der finalen Verhandlung fehlte der Zweit-Schlüssel - Herr Müller/Schmidt hatte ihn noch. Der Besitzer, der sich anders als zuvor, plötzlich sehr eloquent und kenntnisreich in Autothemen präsentierte, meinte: "Schmidti ist um halbfünf zu Hause, und wenn nicht, kann mir der Vermieter weiterhelfen."

Das war dann der Killer. Er kannte die oben beschriebene Szenerie anders als zuvor behauptet offenbar doch sehr gut, so gut, dass er in Abwesenheit des Bewohners eine fremde Wohnung betreten und dort den Schlüssel herausholen konnte.
Ob das nun bedeuten muss, dass an dem ganzen Geschäft etwas faul ist, weiß ich nicht. Schräge Leute zu kennen und das zu leugnen, ist ja kein Verbrechen. Man kann alles harmlos interpretieren. Muss man aber nicht. Ich weiß nicht, ob noch Risiken bestehen, wenn man Auto und Papiere in den Händen hält. Wahrscheinlich ist es weit hergeholt zu phantasieren, der Wagen würde z.B. später mit einem unbekannten Schlüssel weg gefahren oder irgendjemand meldet später irgendwelche Ansprüche an das Fahrzeug.
Aber das schlechte Gefühl war da, und damit konnte ich einen Privatkauf in derartigen finanziellen Dimensionen nicht durchziehen.

Könntet ihr es? Wenn ein einmaliges Auto lockt?
 
:D Sehr geile Story.:danke::pro:

Ich glaub ich hätte schon bei den unterschiedlichen Namen im Telefonat aufgehört.
 
Wenn es überhaupt so weit gekommen wäre, hätte ich vermutlich während der Probefahrt bei der Polizei angerufen und gefragt, ob zur FIN des Fahrzeuges eine "Vermißtenanzeige" vorliegt...
 
Nicht das ich neugierig wäre:), aber was war denn das für ein seltenes Edel-Wohnmobil, das so verlockend war ?
 
Naja, wenn das Angebot so verlockend war, die Fahrgestellnummer mit den Zulassungsbescheinigungen übereinstimmten, ist es schon schwer, eine Masche zu erkennen. Es sei denn die Geldübergabe sollte bar erfolgen. Dazu müsste man schon mindestens zwei Kleiderschränke, am besten bewaffnet mitnehmen.........

Aber ein gutes Gefühl vermittelt der Sachverhalt sicher nicht.
 
Danke für das Feedback. Geklaut war der Wagen aber wohl nicht. Die Adresse im Brief stimmte mit der des 2. Termins überein. Und dass mich ein Autodieb allein zur Überprüfung losfahren lässt, scheint mir nicht vorstellbar. Der Besitzer war auch in der Werkstatt bekannt.
 
Moin. Was sollte denn eigentlich schief gehen?

- geklaut
- du wirst überfallen (Geld weg)
- wird zurückgeklaut

Das war wohl deine Chance ;) … obwohl, ein VW WoMo für 60T€ … was ist daran verlockend? Gruß, M.

Danke für das Feedback. Geklaut war der Wagen aber wohl nicht. Die Adresse im Brief stimmte mit der des 2. Termins überein. Und dass mich ein Autodieb allein zur Überprüfung losfahren lässt, scheint mir nicht vorstellbar. Der Besitzer war auch in der Werkstatt bekannt.
 
Da hast du doch alles richtig gemacht - du schreibst zumindest nicht dass nach der Aktion dein Cali abhanden gekommen wäre.. da hätte ich ich mir die meisten Sorgen drum gemacht.. ;);)
 
Da das Thema nach wie vor aktuell ist, hier mal ein Beitrag aus dem BR:

Es darf diskutiert werden

 
Ich verstehe das @Misery , entgegen seinem User, als gutgläubiger Käufer auf der sicheren Seite gewesen wäre. 8)
 
Wäre er, aber das "Geschäftsmodell" muss man ja nicht unbedingt unterstützen.
Wahnsinn, was es so alles gibt.X(
 
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