Urlaubsgrüße Teil3

WernerII

Aktiv-Mitglied
Mein Auto
T5 Kastenwagen
Erstzulassung
Juli 2006
Motor
TDI® 96 KW
DPF
nein
Motortuning
warum nur?
Getriebe
6-Gang
Antrieb
4motion
Ausstattungslinie
Basis
Umbauten / Tuning
Womo
höhergelegt
Hallo an Alle,

der Ölwechsel ist gemacht, das Problem war das Rücksetzen von der Warnung. Dank schnellster Hilfe im Forum kein Problem. Den Ölwechsel habe ich in einer freien Werkstatt machen lassen. Der Chef wollte den Motor sehen, geht zur Heckklappe und öffnet.... Der Diesel schnurrt weiterhin, und der Krümmer pfeift.

Der Reisebericht:
Im Norden von Florida östlich von Panama City gibt es die forgotten coast. Wer das bei Google eingibt merkt, daß das gar nicht so vergessen ist. Ruhige Städtchen, schöne Strandhäuser und ein großer, weißer Strand. Oder anders formuliert: nichts los. Nur die Hotelketten haben es vergessen, noch. Westlich soll es laut Reiseführer einen ganz tollen Strand geben. Am Ortsausgang von Panama geht’s schon los: Hotelburgen, Vergnügungsparks, Minigolf und alles was der Pauschaltouri so braucht. Etwas weiter, am Anfang der Küstenstraße eine Retortenstadt. Der Baustil ist etwas itialienisch, etwas schweizerisch, etwas wilder Westen und sogar etwas Ostküste der Pilgerväter. Dieser Stilematsch tut in den Augen weh. Dieser allerwelts Ort kann genausogut in einem Skiresort in Colorado stehen. Und tuts wahrscheinlich auch. Aber – es sieht alles SEHR teuer aus. Reichtum geht also nicht mit Geschmack einher. Weiter an der Straße wird es ärmlicher, auf höhstem Nivea natürlich. Nur der ganze Strand ist verbaut und nicht mehr zugänglich. Ich fahre zur Hauptstraße zurück. Hier wird es nicht besser: ein Shopping Center neben dem anderen, endlos. Die bauen zwar keinen Strand zu, aber schön ist trotzdem anders. In der Nähe von Pensacole fangen die Bettenburgen wieder an und reichen bis zum Horizont. So bleibt mir Florida nicht in guter Erinnerung.
Alabama ist in ca. 1 Stunde durchfahren. Landschaftlich geprägt von Sümpfen.
Mississippi (immer wieder spannend wieviele „i“, „s“ und „p“ der Name hat) ändert sich landschaftlich nicht. Auf einem Autobahnparkplatz freue ich mich über das Klohäuschen im Ante Bellun Stil. Zurück auf der Bahn hält die Freude nur Minuten an. Der 1. Stau seit Frankfurt. Die Frage, ob heute noch bis New Orleans durchfahre, ist damit entschieden.
Louisiana fängt wieder so an wie Mississippi aufgehört hat: mit Sümpfen. Die Straßen sind eine arge Tortur für die Stoßdämpfer. Und das wird sich erst weit außerhalb von New Orleans wieder bessern. An den Autobahnen in und um New Orleans sind die Auswirkungen von Katrina noch zu sehen: beschädigte Wohn- und Gewerbegebäude, Ruinen. In der Stadt benutze ich das Navi, um mich zu einem ehemals überschwemmten Vorort östlich der Altstadt bringen zu lassen. Das Navi lotst mich durch die kleinsten Straßen in einem Schwarzenviertel. Die Mehrzahl der Häusen sind zwar hier wieder aufgebaut bzw renoviert. Aber hier ist alles richtig runtergekommen. Nur nicht anhalten, denke ich. Ein paar Fotos habe ich aus den Auto gemacht. Auch die Infrastruktur ist in einem desolaten Zustand. Schulen sind noch nicht renoviert und geschlossen und Brücken total verrostet. In dem Vorort, wo ich hin wollte, ist es nicht besser. Nur leben hier mehr Weiße. Ganze, zerstörte Straßenzüge, wie im Fernsehen, habe ich aber nicht gesehen. Diese Viertel waren aber auch vor der Überschwemmung schon keine bevorzugten Wohngebiete.
Auf dem KOA angekommen, ist der Übernachtungspreis wegen einer Veranstaltung stark angehoben worden. Das führt zur Abwertung. Auf dem Camping waren auch 3 Womos, die mit mir verschifft hatten. Ein kostenloser Bus bringt uns am nächsten Tag in die Altstadt. Der Fahrer holpert nicht auf direktem Weg in die Stadt, sondern zeigt uns ein paar etwas nettere Gegenden und die Gegend nahe am Deich. Das french Quarter und die Häuser mit der vorgesetzten Balkonen hat jeder schon auf Bildern gesehen. Dazwischen gibt es eine Menge Straßenmusiker. Störend sind die Mülltonnen, die überall rumstehen und stinken. Mit der Straßenbahn fahre ich noch in den Garten District, wo die Besservierdienenden wohnen. French Quarter und Garten District liegen über dem Meeresspiegel und waren von der Überschwemmung nicht betroffen.
Insgesammt fand ich New Orleans nicht so toll.
Außerhalb besuche ich die Oak Alley Plantage, schon stilvoll. Ich fahre noch etwas im Flußdelta umher. Ich komme auf eine Straße, die ca. 30 km lang durch einen Sumpf führt. Teils auf auf aufgeschütteten Dämmen, teils auf viele km langen Brücken. Mit dem Auto ist die Durchquerung kein Problem, nur wie war das früher zu Fuß oder zu Pferde? Das wäre was für Extrentouris: statt mit Skiern zum Nordpol, zu Fuß durch die Sümpfe.
Aus den Sümpfen wieder drausen, steht am Straßenrand eine F16. Ich drehe sofort um und halte an. Sie gehört zu einem Museum. 2 Männer „restaurieren“ sie. Dh. Sie schmieren Spachtel auf die großen Beulen. Einer der Männer war als Soldat in Stuttgart. Er interessiert sich fürs Auto. Ich möchte lieber ins Cockpit sehen. Die Leiter darunter geht nicht raus. Die Klappe hat jemand mit Silikonkleber gesichert. Ich klettere also über die Flügel nach oben. Die Scheiben sind ganz matt, und es ist nicht viel zu sehen. Es scheint aber alles ausgeschlachtet zu sein.
Ich komme zu einem acadian cultural center. Die Akardier stammten ursprünglich aus Frankreich und siedelten im heutigen Nova Scatia oder damals Akadien. Vor ca. 250 Jahren wurden sie von den Briten vertrieben und viele gelangten nach jahrelanger Irrfahrt nach Louisiana. In dem Zentrum wurde ein sehr emotionaler Film über die Vertreibung gezeigt. Die Vertreibung wurde den Engländern nicht vergessen und auch nicht vergeben. Nach dem Film sehe ich den Sprachenstreit in Kanada mit anderen Augen. Jetzt versucht das Zentrum ihre Kultur mit aller Macht in einem kleinen Museum gegen den american way of life zu verteidigen.
Es geht weiter nach Texas. Die Sümpfe haben erst hinter Houston ein Ende. Vielleicht bin ich jetzt auch nur zu weit von der Küste entfernt. Ich fahre Richtung Austin und komme durch Eglin. Eine nette kleine Westernstadt. So wie ich mir des zumindest vorstelle. Sie hat ein paar 100 Jahre alte Häuserzeilen, einen Bahnhof und eine Eisenbahnkreuzung. Am nächste Morgen fahre ich nach Austin. Ich fahre in der Stadtmitte umher und finde keinen Parkplatz. Ich finde aber auch keinen Grund, warum ich anhalten solle.
Wer kennt Johnson City? Man muß es nicht kennen. Lynden B. Johnson ist dort gebohren. Wer es kennt, versteht warum er weggegangen ist. 30 Meilen außerhalb gibt es einen LBJ memorial park. Dort gibt es endlich keine Aligatioren mehr, sondern 2 texas longhorn Rinder und paar Büffel in einem Gehege. Zu dem Park gehört ein Teil der Ranch mit Haus von LBJ. Überraschend kleines Haus. Interesannter im Park fand ich einen alten Bauernhof von deutschstämmigen Siedlern. Ein paar Ranger erklären alles mit viel Geduld. Ich falle schon wieder mit meinem Akzent auf. Die Rangerin war als Soldatin in Ramstein. Ich reklamiere, daß in dem angeblich authentisch eingerichteten Haus eine Couch fehlt. Ich bekomme zwar keine Couch, bekomme aber von ihr eine allumfassende Einweisung in die Besiedlung und das damalige Leben. Auch nicht schlecht. Weiter nach Fredericksburg. Klingt auch deutsch und ist es, wie Vieles in der Gegend, auch. In der Touriinformation frage ich nach Sehenwürdigkeiten. Ich hätte einen Nachmittag Zeit. Das wäre viel zu wenig Zeit, es gäbe so viel zu sehen. Viele Läden, eine Kirche, Restaurants usw. Ich will aber nach Luckenbach. Dort soll es jeden Abend Lifemusik geben. Da ich kein Freund von Hill Billy Musik bin, fahre ich erst am nächsten Morgen hin. Ich bin entsetzt. Luckenbach besteht aus 2 Häusern, 2 Schuppen genutzt als Konzertsaal und 1 Schuppen mit dem Post Office und einem Kramladen, 1 Freilichtbühne und das wars. Das wars, wenn man nicht die unzähligen Pixi Klos mitzählt. Also danach zu urteilen ist Abends einiges los. Ein Mann im Luxuscowboykostüm kommt vorbei. Ich: good morning, er: hey di ho. Ob man das so schreibt, weiß ich nicht. So richtig wie im wilden Westen fühle ich mich noch nicht. Es geht weiter nach Bandera, der „Cowboy Hauptstadt“. Was sich auf der Hauptstraße abspielt ist eher Touristennepp. Ich gehe zum frontier museum, und falle an der Kasse schon nach wenigen Worten mit meinem Akzent auf. Woher ich komme ist also geklärt, warum ich gekommen bin, möchte die ältere Dame an der Kasse noch wissen. Ich habe in D auf einer deutschen Internetseite über Bandera, der Cowboy Hauptstadt, gelesen. Die Dame ist begeistert und ganz aufgeregt. In D kennt man den Ort. Sie ruft gleich noch 2 Leute zusammen, stellt mich vor und erklärt in D kenne man Bandera. Ein 2. Besucher kommt. Er kommt aus einem Nachbarstaat und kann also nicht mithalten. Daß Bandera die Cowboy Hauptstadt ist sei vollkommen klar und berechtigt, es kämen so viele Rodeoreiter aus B, deren Namen ich noch nie gehört habe. Ich trage mich ins Gästebuch ein und dann bekommen wir von der Dame eine ausführliche Führung durch das kleine Museum. Als ehemaliger Karl May Leser kannte ich einiges schon. Irgendwann passiert es. Beide waren schon mal in D, sie wohl als Tourist und er mit der Navi in Bremerhafen. Sie schwärmt von den Alpen, wie gemalt, von den Ortschaften, so beautiful und dem Rheintal, ebenfalls beautiful. In D sei alles so „manikürt“ meint der andere Besucher. Ich frage warum die Amis ihre Städte so runterkommen lassen und nicht auch so pflegen wie in D oder CH. Diese Frage habe ich zum 2. Mal gestellt, und die Reaktion ist die gleiche: peinliches Schweigen. Potential ist eigentlich da. Viele Orte, wir die nächsten Orte an der Bahnlinie, haben alle noch eine historische Häuserfront. Wenn man dann noch was gegen die privaten Müllhalden in den Gärten einiger Messis vorgeht, hat man’s schon fast erreicht.


Fortsetzung folgt
Viele Grüße
Werner
 
AW: Urlaubsgrüße Teil3

Danke Werner für die tollen Einblicke vor Ort.Freue mich schon auf Teil 4 :-)

gruß
mafiabulli
 
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