Urlaubsgrüße aus USA Teil 12

WernerII

Aktiv-Mitglied
Mein Auto
T5 Kastenwagen
Erstzulassung
Juli 2006
Motor
TDI® 96 KW
DPF
nein
Motortuning
warum nur?
Getriebe
6-Gang
Antrieb
4motion
Ausstattungslinie
Basis
Umbauten / Tuning
Womo
höhergelegt
Hallo an Alle,

Viele Spaß beim Lesen.


Ich verlasse die Küste und fahre Richtung Portland. Östlich davon gibt es am Colunbia river eine Landstraße, die bewußt nicht als reine Verbindungsstraße konzipiert wurde, sondern, nach europäischem Vorbild, als landschaftlich reizvolle Route. An einem Aussichtspunkt über dem Fluß stehen einige Maler und versuchen den Ausblich auf Leinwand einzufangen. Es sieht ein wenig nach Loreley aus. Die Straße führt weiter in vielen Kurven zu ein paar Wasserfällen.
Südlich von Portland, in Milwaukie, gibt es die bomber gas station. Der Besitzer hat als Attraktion 1947 über der Tankstelle eine B-17G "Flying Fortress" auf Stützen aufgestellt. Die Tankstelle war bis 91 in Betrieb. Das Flugzeug hat die vielen „Flugstunden“ nicht schadlos überstanden. Das Flugzeug wird in Teilen nacheinander restauriert. Die Reifen sind aber noch gut. Es ist ein historisches Wahrzeichen geworden.
Ich überquere die Grenze zu Washington und fahre zu mount St. Helens. Er ist 1981 ausgebrochen. Die Zufahrtsstraße bietet immer neue Ausblicke auf den Vulkan. Er sieht aus, wie ein kariöser Zahn, bei dem der Zahnarzt gerade mit dem Bohren fertig geworden ist. Trotzdem eine majestätische Erscheinung. Beim Ausbruch sind alle Bäume im weiten Umkreis umgeknickt worden. Teilweise sieht man die umgeknickten Stämme oder deren Baumstümpfe noch. Der Wald ist aber noch nicht so groß und dicht, um die Aussicht zu behindern. Gleich nebenan steht der mount Rainer, ebenfalls ein Vulkan. Durch dichten Wald hat man nur an wenigen Stellen einen Ausblich auf den Berg. Auch er ist eine majestätische Erscheinung. Auf dem Camping im Park treffe ich das Paar aus Rosenheim wieder. Unsere Wege trennen sich jetzt aber. Ich fahre nach Osten aus dem Park. Die Landschaft ist weiter durch Berge und dichten Wald geprägt. Sie ändert sich ziemlich abrupt und geht in einen hellbraune Wiesen- und Weidenlandschaft wie im südlichen Cal. über. Die Temperatur steigt auf über 34°. In den Bergen bei Leavenworth wird es nicht kühler. Der Ort hat sich in den 60igern, als die Bahn und das Sägewerk abwanderten, auf Tourismus umgestellt. Sie haben ihren Ort bayrisch umgestaltet. Das scheint bei den Amis gut anzukommen, wie der volle Camping zeigt.
Ich verschwende nicht viel Zeit und fahre lieber weiter. Erst wieder ein Stück am Columbia river entlang, der mich wieder an den Rhein erinnert, wenn da nicht die hellbraunen, ausgetrockneten Hänge wären. Im Tal wird bewässert und Landwirtschaft betrieben. Da ist es grün. Dann geht es nach Winthorp. Ein kleines Westernstädtchen mit vielen alten Holzhäuser. Der große Nachteil: viel Verkehr und viele parkende Autos stören das Stadtbild erheblich. Und damit es auch ja richtig staut, gibt es an der einzigen Kreuzung einen 4 way stop. Im „Museum“ ist eine Menge Schrott zusammengetragen worden. Der Eintritt ist kostenlos, aber es wird um eine großzügige Spende von min 2$ gebeten. Wirklich schade um den Ort. Höher geht es in die Berge zum North Cascades NP. Die Straße ist gut ausgebaut und führt in vielen, weiten Kurven hinauf und durch den Park. Unzählige Motorräder begegnen mir. Auf einem Parkplatz komme ich mit 2 Harleyfahrern ins Gespräch. Sie sind 84 und 79 Jahre alt und machen 1 mal im Monat eine Tour. Die Paßstraße ist eine Standartroute für Moppetfahrer, deshalb der viele Verkehr. Ich spräche ganz gut englisch, dafür daß ich ein „german boy“ wäre. Ob ich Hitler gekannt habe, wollten sie noch wissen und ziehen von dannen. Ein Nortonfahrer hat sich in einem Wasserfall die Haare gewaschen, um sich abzukühlen. Er kommt aus LA und wollte eigentlich der dortigen Hitze entfliehen. Concret ist ein verschlafener Ort, mit alter, netter Bausubstanz.
Ich übernachte auf einem Walmart Parkplatz südlich der kanadischen Grenze in einem Indianerreservat. Hier übernachten sehr viele Womos. Ich frage meinen Nachbarn aus britisch Columbia wo man in Vancouver am besten übernachtet. Er kommt aus Vancouver und weiß das also nicht. Es gäbe einen Camping unter der Brücke nach West Vancouver. Er könne mir alle guten Plätze von hier bis Mexiko nennen, da er seit 25 Jahren im Winter in den Süden fährt. Er kommt aus Rotterdam und ist vor über 50 Jahren ausgewandert. Wir reden lang über Gott und die Welt. Er hat mehr Probleme bei der Einreise in die USA als europäische Touris.
Die Einreise nach Kanada hat über eine ½ Stunde gedauert. Es gab die üblichen Fragen nach Sinn der Reise, verfügbares Geld usw.
Nach meinem Zeitplan hätte ich schon vor 3 Wochen Kanada erreichen müssen. Alaska kann ich also nicht mehr erreichen. Da muß ich in ein paar Jahren mit einem Miet SUV oder Pickup hinfahren, damit ich auch ein paar Schotterstraßen fahren kann.
Die Vororte von Vancouver sehen etwas englisch aus, die Innenstadt wegen der vielen Hochhäuser mehr wie Hongkong oder Shanghai. Auf dem Camping ist der GAU passiert: ein rollendes Hotel ist hier. Wlan gibt es wegen geringer Reichweite nur im Aufenthaltsraum. Dort sitzen mittlerweile eine Menge Leute allen Altersstufen mit Laptops und bearbeiten ihre Mails.
Die Altstadt ist entlang der Hauptstr. ganz nett und entlang den Nebenstr. renovierungsfähig. Ein Stadterneuerungsprogram scheint es zu geben.
Die Hauptrichtung ändert sich wieder. Jetzt geht es nach Osten, nach Hause. Der Trans Canada Hwy Nr. 1 verläuft von Vancouver aus als Autobahn in einer langgezogenen Ebene, die von Bergen umschlossen wird. Es sieht fast wie in der Schweiz aus. Beim Ort Hope verlasse ich die Autobahn und folge weiter Hwy 1, der nun als kurvenreiche Landstr. durch das Tal des Fraser river verläuft. Neben der Straße wächst dichter Wald, der nur selten einen Ausblick auf den Fluß freigibt. Wenn ich mal einen Blick erhaschen kann, ist Parken, ohne einen Stau oder gar einen Unfall zu verursachen, nicht möglich. Der Fluß muß sich mehrfach durch Engstellen hindurch zwängen. Hells gate muß wohl spektakulär sein, wie der Name vermuten läßt, sehen kann ich das leider nicht. Nach einem Paß ändert sich die Landschaft. Die Bäume verschwinden, und es gibt nur noch braunes Gras und kleine Büsche. Es sieht aus, wie in Neu Mexiko oder Arizona. Ähnlich sind auch die Temperaturen. Bis jetzt dachte ich, daß es in Kanada nur endlose Wälder gibt. Die Halbwüsten sind neu für mich. Die Landstr. bis Kamloops kann sich in die Reihe der besonders sehenswerten Straßen einreihen.
In Kamloops wollte ich auf einem Truckstopp übernachten. Der war schwer zu finden, weil die Beschreibung nicht ganz passte, und dann darf man nur 2 Stunden parken. Jetzt stehe ich auf einem Parkplatz vor einem Firmengelände, nachdem ich einen Wachmann gefragt habe. Morgens um 5h, als seine Schicht zu Ende war, klopft er mein Auto und weckt mich. Den lokalen Walmart habe ich nur zufällig gefunden. Das Navi scheint in Kanada Schwächen zu haben. Das Angebot ist begrenzt, mein Fertigessen gibt es nicht, und es ist teurer als in den USA. Obwohl kein Super Walmart stehen viele Womos auf dem Parkplatz. Ich frage Jemanden, ob er hier übernachtet habe. Es wäre in Kanada üblich, auch an den normalen Walmarts zu übernachten. Gut zu wissen.
Es geht weiter zum Nordeingang vom Jasper NP auf Hwy 5. Die Straße ist als touristisch sehenswert gekennzeichnet. Ganz nett ist sie ja, aber nicht mehr. Plötzlich gibt es vor mir einen kleinen Stau. Ein Schwarzbär läuft gemütlich über die Straße. Die Landschaft ändert sich, als ich zum Jasper NP abbiege. Man blickt direkt auf den imposannten Mt. Robson, dem höchsten Berg in den kan. Rockies. Er steht im Mt. Robson Prov. Park. Der grenzt direkt an den Jasper NP an. Bei der Einfahrt in den NP muß ich angeben, wie lange ich bleiben will. Danach richtet sich die Eintrittsgebühr. Ein sehr blödes System, da ich nicht genau weiß, wie lange ich bleiben will. Durch die Parks bis zum Ort Jasper führt eine Hauptverkehrsstr. mit viel Durchgangsverkehr incl. LKW. Parkplätze am Straßenrand gibt es keine und der Seitenstreifen ist zu schmal zum Halten. Die Bergkulisse und die Landschaft sind vom feinsten, und ich kann kaum anhalten. Es ist eine Katastrophe. Das trübt meine Laune merklich. Ich fahre kurz durch den Ort Jasper. Er bietet die übliche Freizeit- und Hotelarchitektur auf einem geringfügig höheren Niveau als in Benidorm. Auf der Straße von Jasper nach Süden ist nicht mehr ganz so viel Verkehr, es gibt keine LKW mehr, aber immer noch keine Parkplätze. Da ich langsam fahre, habe ich immer eine Kolonne hinter mir und kann nicht nach Belieben anhalten. (den Witz mit der Schlange kenne ich schon) Das mit den Parks können die Amis erheblich besser. Auf dem Camping im Park warnen die Ranger vor Bären. Ein Weibchen mit 2 Jungen ist in der Nähe gesehen worden. Wer möchte diese Nacht im Zelt schlafen? Als ich nachts raus musste, habe ich erst mal alles mit der Taschenlampe abgesucht. Am nächsten Tag habe ich mich wieder beruhigt. Es gab entlang der Straße einige Parkplätze und sonst habe ich halt am Straßenrand angehalten. Und genug Gründe zum Anhalten gab es. Die Landschaft, die Bergkulisse und die Wasserfälle sind, wie gestern auch, vom Feinsten. Es gibt nicht nur die Columbia ice fields, sondern auch noch jede Menge weitere Gletscher. Unterwegs treffe ich ein Paar aus Wiesbaden. Sie sind mit einem ca. 20 Jahre alten VW Bus unterwegs. Er hat 8 davon und lange überlegt, mit welchem er die Reise machen soll. Sie sind Ende April in Baltimore angekommen, und sind im Hafen kontrolliert worden, ob die Autos angemeldet sind. Am lake Louise war ich auch, weil er so berühmt ist. Seinem Ruf wird er aber, finde ich, nicht gerecht. Die Eisenbahn fährt auch durch die Parks über die Rockies. 2 Spiraltunnel liegen im Yoho NP. Als ich ankomme, ist gerade ein Zug durchgefahren. Ich beschließe nicht auf den nächsten Zug zu warten und einen Camping im Tal anzusteuern. Im Tal sehe ich, wie gerade ein Zug Richtung Berg abfährt. Also doch wieder auf den Berg und zuschauen. Der untere Tunnel ist von der Straße aus einsehbar. Leider sind die Bäume etwas hoch und behindern die Sicht stark. Mein Zug kommt aus Osten und ist auf Bergfahrt. Er fährt unten in den Tunnel ein, kommt oben wieder heraus, macht eine weite, nicht einsehbare Schleife nach rechts also Osten, kommt unterhalb vom Aussichtsplatz wieder Richtung Westen vorbei, fährt links in den 2., nicht einsehbaren Tunnel, kommt oberhalb des Aussichtsplatzes wieder vorbei und fährt endgültig nach Osten.
In Cranbrook habe ich getankt. Der Tankwart fragt wo ich herkomme. Es sagt, es gäbe viele Deutsche im Ort. Sowohl Touris als auch Bewohner.
So, jetzt bin ich wieder in den USA. Nachdem ich viele unterschiedliche und teils schauerliche Geschichten zur Wiedereinreise mit Verlängerung der Aufenthaltsdauer gehört hatte, bin ich mit gemischten Gefühlen zur Grenze gefahren. Den kleinen Einreiseschein hatte ich bei der Einreise nach Kanada abgegeben. Jetzt musste ich die Imigrationsprozedur erneut über mich ergehen lassen und habe von den Amis wieder 6 Monate Aufenthaltsdauer ohne Fragen innerhalb von eine paar Minuten bekommen. Das Ganze war gebührenpflichtig: 6$. Der Aufenthalt bis Ende Oktober ist gesichert.
In Libby, Montana steht ein VW Bus mit geteiler Frontscheibe und den kleinen, runden Rückleuchten an einer Eisbude, leider tiefergelegt. Ich parke daneben und frage den Besitzer, ob ich Bilder machen dürfe. Er hat das neue Model natürlich noch nicht gesehen und knipst auch. Wir unterhalten uns einige Zeit. Sein Motor hätte thermische Probleme. Auch die derzeitigen Temperaturen von über 30° sollte er eigentlich wegstecken. Als wir losfahren, wir fahren beide in die gleiche Richtung, überholt er mich gleich schon im Ort, und außerhalb fährt er nur Vollgas. Daher die thermischen Probleme.
Ich übernachte in Kalispell (gesprochen Kali – spell) auf dem Parkplatz von einem normalen Walmart. Dort stehen bereits viele Womos und nachts werden es über 10 St. sein. I Net gibt’s von irgendwo. Der ganze Tag war tropisch heiß und abends gibt es ein trockenes Gewitter. In einer Wolke blitzt es pausenlos. Nachts regenet es und morgens sehe ich genau an den Bergen dunkle Wolken hängen, wo ich hinfahren möchte. Es sind die Berge des Glacier NP.
Ich überlege ein Alternativprogramm, fahre dann aber doch hin. Im Park folgt die Straße erst einem See und dann einem Gebirgsbach. Beide sind wegen dichtem Wald nur selten zu sehen. So rechte Stimmung kommt bei mir nicht auf. Die bessert sich erst, als es bergauf Richtung Paß geht. Die Wolken nehmen ab, die Sonne kommt hervor, und die Ausblicke von oben ins Tal und die gegenüber liegenden Hänge werden immer besser. Die Straße verläuft an einer steilen Wand und ist schmal und kurvenreich. Große Womos mit Alkhoven sind absolut ungeeignet. Gerade dann, wenn die Aussicht am besten ist, gibt es, wie immer, keine Parkmöglichkeit. Es herrscht viel Verkehr, und auch der Parkplatz auf den Paß ist voll. Es ist Wochenende. In der Nähe vom Paß grast eine Herde Bergziegen, und ich kann nicht anhalten. Auf der Ostseite des Parks komme ich ins Reservat der Blackfeed Indianer. Ich möchte nach Browning zu einen Museum der Steppen Indianer. Der Eintritt ist mit 4$ günstig, leider gibt es dafür nicht allzu viel zu sehen und fotografieren ist verboten. Die Landschaft hat sich grundlegend geändert. Hier scheinen die great plains anzufangen oder zu enden, wie man es betrachtet. Aprupt hören die Berge auf, nur noch Hügel mit Gras und Weiden, soweit das Auge reicht. Ich fahre wieder Richtung Kalispell an der Südseite des Parks entlang und weiter nach Missoula. Die Straße bis Kalispell ist zu Recht als landschaftlich sehenswert in der Landkarte gekennzeichnet. Unterwegs bekomme ich dann auch noch ein paar Bergziegen zu sehen.
Viele der hiesigen Orte haben eine lebendige, sehenswerte Altstadt. In Hamilton ist heute Straßenfest. Die Orte sehen allerdings nicht nach stürmischer ökonomischer Entwicklung in den letzten Jahrzehnten aus. Hier dominieren Land- und Forstwirtschaft. Ich habe den Eindruck, daß eine Umgestaltung nicht nötig und finanziell nicht möglich war.
Ich besuche den travellers rest SP bei Lolo. Das ist eigentlich ein über 100 Jahre alter Campingplatz. Hier trafen sich im Sommer Trapper, Indianer und Händler. Hier sah man sich nach einem lange Winter wieder, feierte und verkaufte die Pelze der Tiere, die man im Winter erlegt hatte. Clevere Händler hatten die Idee diese Messe im mittleren Westen abzuhalten, damit die Trapper nicht die Zeit für eine Reise an die Ostküste aufwenden mussten, also mehr Zeit zum Jagen hatten.
Die Gegend südlich von Hamilton hatte ich mir als sehenswert im Atlas markiert, und sie war auch ganz nett.

Viele Grüße
Werner
 
AW: Urlaubsgrüße aus USA Teil 12

Hallo Werner,

danke für diesen 12. Teil Deiner hervorragenden Reisebeschreibung.

Weiterhin eine gute Zeit in den USA.

Gypsy
 
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