Urlaubsgrüße aus USA Teil 10

WernerII

Aktiv-Mitglied
Mein Auto
T5 Kastenwagen
Erstzulassung
Juli 2006
Motor
TDI® 96 KW
DPF
nein
Motortuning
warum nur?
Getriebe
6-Gang
Antrieb
4motion
Ausstattungslinie
Basis
Umbauten / Tuning
Womo
höhergelegt
Hallo an Alle,

War die Hauptrichtung bisher nach Westen hat sich das jetzt geändert. Jetzt geht’s nach Norden. Auch wenn ich über die Route 66 erstmal von Amboy nach Seligman, Az Richtung Osten zum Grand Canyon Südseite fahre. Bei Amboy habe ich zum 3. mal den Ort Bagdad gesucht und wieder nicht gefunden. Die Fahrt auf der 66 verläuft ruhig. Es gibt weder etwas besonderes zu besichtigen noch ist viel Verkehr. Viele Motorräder sind unterwegs. In Arizona wird die 66 bis Kingman sehr kurvenreich. Oatman ist ein verrückter Ort. Offensichtlich alt und echt, aber runtergekommen. In jedem Gebäude ist ein Laden mir T Shirts und sonstigem Mist. Auf der Straße laufen Esel frei umher und sauen alles voll. Nach dem Ort führt die 66 in mehreren engen Kehren über einen Paß nach Kingman. Alle Orte an der Strecke versuchen das Route 66 Image zu vermarkten und die Touris im Ort und in den Läden zu halten. Seligman macht das am auffälligsten. Vor Kingman sehe ich am Straßenrand ein sonderbares Fahrzeug. Ich drehe rum und halte an. Der Besitzer hat mich schon bemerkt, kommt auf mich zu und stellt das Fahrzeug vor. Er hat ein Flugzeug in ein Auto umgebaut. Die Flügel ab, und richtige Räder drunter. Einen dicken V8 Motor hinten rein, und die Turbinenattrappe speit auch Feuer. Die Frage nach der Straßenzulassung beantwortet er verwundert mit: natürlich darf er damit auf der Straße fahren.
Mein Auto zickt mal wieder. Zum 2. mal verriegelt die ZV selbstständig beim Schließen einer Tür, während ich draußen bin. Beim 1. Mal war noch eine andere Tür offen, jetzt waren plötzlich alle Türen verriegelt, und ich draußen. Hecktische Schlüsselsuche in allen Hosentaschen, und aufatmen, ich habe den Schlüssel bei mir. Dann werde ich schon wieder nach nur 10.000 km statt 30.000 km zum Ölwechsel aufgefordert. Das vermiest mir das Auto schon, obwohl es sonst gut läuft.
In Valle, in alten Karten auch Bedrock City, sind am Wochenende Flugtage. Eine Ford Trimotor zieht lautstark aber langsam ihre Runden. Es jagen auch 2 WWII Renner, ähnlich einer F16 jedoch mit Propeller (ist das verständlich???) in niedriger Höhe über die Landebahn und den Camping. Einer der Marchals will mir die Trimotor erklären. Die Ju 52 kennt er aber nicht.
Zum grand canyon kann ich nichts Neues beitragen. Jeder hat schon mindestens davon gehört und Bilder gesehen. Der Hwy 89 von grand canyon und Cameron, AZ über Page, AZ nach Kanab, UT bietet Landschaft vom Feinsten. Painted desert im Großformat. Leider ist der Verkehr sehr stark und ich kann nur selten anhalten, ohne einen Stau zu verursachen. In Page sehe ich einen ca. 40 Jahre alten VW Bus mit sonderbaren Kennzeichen. Bei näherer Betrachtung sind es nachgemachte Schilder aus der Schweiz. Der Fahrer ist auch alleine unterwegs und ist jünger als sein Auto. Er kommt aus S Amerika. Dort hatte er längere Zeit eine Tramperin mitgenommen. Eine Mitfahrerin vermisst er jetzt in den USA. Auf seiner Reise wollte er dreierlei lernen: kochen, spanisch und englich verbessern. So hohe Ansprüche habe ich nicht.
Am Glen canyon dam gibt es natürlich ein visiter center mit Dammbesichtigung. Klar, daß ich anhalte. Gleich hinter der Tür vom visiter center schnautzt mich ein Sicherheitsfuzzy an: keine Taschen. Der spinnt wohl. Besichtigung ohne Fotoapparat und Paß und Kreditkarten im Auto lassen. Ich drehe auf dem Absatz rum.
Das Staircase Escalante NM ist schlecht erschlossen, und das soll auch so bleiben, sagte mir ein Ranger. Eine der Staubstraßen könne man aber ganz gut fahren. Das Auto müsse nur ca. 40 cm Bodenfreiheit haben. Witzbold. Ich laufe zu den Toadstools, Steinsäulen mit Hut. Mehr ist für mich nicht drin.
Auf dem nächsten Camping lerne ich ein Paar aus D kennen. Die sind mit ihren Ford Transit Womo die Piste mit den 40 cm gefahren und haben sich das Auto unten beschädigt. Mit meinem Auto wäre das kein Problem. Wäre toll, ich solle unbedingt fahren. Ich verkneife mir das. Sie sind auch schon länger in den USA unterwegs. Wenn die Aufenthaltsgenehmigung ausläuft, fliegen sie in die Karibik und zurück, und die Aufenthaltsdauer beginnt von Neuem. Sie haben ihre Firma verkauft und sind auf Weltreise gegangen. Als das Geld verbraucht war, haben sie noch ihr Haus verkauft.
Mein nächste Ziel ist Bryce canyon NP. Seine „Orgelpfeifen“ hat auch schon jeder gesehen. Trotzdem immer wieder imposannt. Östlich davon liegt der Kodachrome basin SP (benannt nach den Film). Er wird überall gelobt. Für mich war er eine Enttäuschung. Wer Hwy 89 gesehen hat, für den ist das keine Steigerung und keine neue Erfahrung. Wandern war bei über 30° um ½ 9 morgens auch keine Option. Der Blick von dort zum Bryce canyon ist aber sehenswert. Dazu genügt die Zufahrt.
Ich fahre von Norden über eine Staubstraße in das Staircase Escalante NM, um einen Steinbogen anzuschauen. Der Weg läßt sich einigermaßen befahren, obwohl es ein paar heftige Wellblechabschnitte gibt. Schilder im Park gibt es keine, und so ich finde den Bogen nicht.
Der Parkranger sagte, daß Hwy 12, der am Nordrand vom Park entlang verläuft, leicht zu befahren und besonders sehenswert sei. Die Landschaft ist ja ganz nett, aber ein Wow Effekt will sich bei mir über längere Zeit nicht einstellen. Und dann plötzlich – WOOOWW, westlich von Boulder konnte die Landschaft wohl meine schwache Beurteilung nicht mehr hinnehmen und gab Alles, um mich mit einer Aussicht a la Zion NP im XXL Format zu verwöhnen und zu versöhnen. Oben drauf gab es noch einen kleinen grand canyon. Hinter jeder Kurve gab es neue Aussichten und Ansichten, und ich muss erneut anhalten, um zu genießen. Als Steigerung ist die Straße teilweise auf einem Bergkamm geführt, und ich habe auf beiden Seiten einen Blick ins Tal. Östlich von Boulder ändert sich die Landschaft auf hohem Niveau und geht in einen Wald über. Glücklicherweise sieht man auf den Fotos nicht die dunklen Wolken hinter mir. So eine niedrige Durchschnittsgeschwindigkeit hatte ich selten. Wenn das so weiter geht, komme ich nie nach Alaska. J
Danach kommt der Capital Reef NP mit seinen roten Felsen. Ebenfalls Landschaft auf hohem Niveau.
Wenn das einer meiner ersten Parks gewesen wäre, wäre meine Begeisterung wohl größer ausgefallen. So finde ich ihn nur ganz nett und fahre gar nicht bis ans Ende vom Park. Die östliche Zufahrt gefällt mir eigentlich besser. Ein Canyon, durch den die Straße in angenehmen Kurven führt. Sie teilt sich den Talgrund mit dem Fremont river, na ja, das ist eher ein Bach. Der Name stammt von einem Indianerstamm. Der Fluß wird flankiert und begleitet von einem kleinen Wäldchen. Eine schöne Atmosphäre. Außerhalb vom Park ändert sich die Landschaft grundlegend. Sie wird zu einer Mond- bzw Marslandschaft. Ich bin begeistert. Ich muß wieder dauernd zum Fotographieren anhalten. Heute wird es also auch nichts mit Alaska. Ein Schild zum Platz, wo das Dorf Giles stand, erregt meine Aufmerksamkeit. Eine Piste führt über ca. 3 km in die Pampa inclusiv eine Flußdurchfahrt. Ich gestehe, es war der Fremont river. Vom Ort ist, wie erwartet, nichts übrig geblieben, es gibt nur Landschaft. Hanksville ist ein kleines Kaff. Kinderfreundlich, da fast kein Verkehr. In der Nähe wollte ich noch 2 Orte besichtigen. Ich bin aber nicht mehr aufnahmefähig und lasse das ausfallen. Ein Schmankerl habe ich aber dennoch: die Mars Society Desert Reserch Station. Hier wird seit Jahren das Leben auf dem Mars simuliert. War nur leider keiner zu Hause. Der Weg dahin ging an die Grenzen vom Auto. Ohne Allrad und Höherlegung ging nichts. Spaß gemacht hats gerade deswegen. Zur hiesigen Landschaft gibt es nur 1 Kommentar: hoher Suchtfaktor. Der Author warnt den/die Leser/in ausdrücklich vor dem Befahren.
Die letzten Tage war ich nur in kleinen Dörfern unterwegs, die keinen Supermarkt hatten. Entsprechend sehen meine Vorräte aus. Ich musste an einem Abend sogar Dosensuppe essen. Jetzt fahre ich zum einzigen Walmart weit und breit, um aufzumunitionieren, wie es der Schweizer beim vorletzten Walmart umschrieb. Im Ort werden Vorbereitungen für eine Parade getroffen. Ich oute mich und frage die Kassiererin was los sei. Die Feier zum 4 Juli, sagt sie verwundert. Vor dem Laden erklärt mir eine andere Kundin, was das bedeutet. Weiter geht es ein Stück auf der Autobahn bis zu einem Schild: historic fort Cove. Das Fort hat eine Steinmauer. Das bedeutet, wie gelernt, ein Mormonengebäude. Als pflichtbewußter Touri, der ich nunmal bin, schaue ich mir das trotzdem an. Der Führer meiner Gruppe möchte mich werben. Da ist er am Richtigen. Ob ich von den Kreationalisten gehört hätte. Natürlich habe ich, und die sind ein rotes Tuch für mich. Ich denke, der ist leichtes Spiel für mich und frage nach dem Urknall. Den kennt er nicht mal ! Wie soll ich mit den Leuten diskutieren, wenn die so engstirnig sind und von Nichts Ahnung haben. Er will mir das Buch der Mormonen aufschwatzen, und ich solle es unvoreingenommen lesen um alle Antworten zu finden. So Leute sind einfach nur ärgerlich wenn nicht gar gefährlich, wie alle Extremisten. Ich hoffe, ich bin Niemandem meiner lieben Leserschaft zu Nahe getreten.
Weiter geht es von Beaver, UT zum geat basin NP in Nevada. Der Ort Milford sieht von Weiten wie ein netter Ort aus. Seit Californien sind fast alle kleineren und mittleren Orte sehr adrett. Hier gibt es einen Ortskern mit alter Bausubstanz und Bahnhof. Es hat hier aber Alles einen leicht morbiden Charme. Da ich am Bahnhof auf den Gleisen für eine gute Fotoeinstellung herumlaufe, kommt gleich Jemand angerannt. Wir unterhalten uns. Personenzüge gibt es hier schon lange keine mehr. Letzte Nacht durchfuhr ein 120 m langer Güterzug mit 8 Loks den Bahnhof. Jetzt kommt einer mit 11 Waggons und 2 Loks und hält sogar, um das Personal zu wechseln. Er empfiehlt die Geisterstadt Frisko außerhalb vom Ort. Hinter dem Ort steht ein Schild: no services next 80 miles. Frisco ist leicht gefunden, aber Schilder und Schranken verwehren den Zugang. Ich störe ein paar Leute am Friedhof mit Metallsuchgerät beim Plündern. Oder wie soll ich das anders nennen?
Die Straße führt weiter über einen Paß in ein Tal, ähnlich trostlos wie das Tal des Todes. Die Straße führt weiter über einen 2. Paß in ein größeres Tal und führt über einen 3. Paß in ein noch größeres Tal.

Fortsetzung folgt

Viele Grüße
Werner
 

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Hallo,

wieder ein super Bericht ... der umfangreichste Bericht, dazu mit einer
enormen Fülle an Details, den ich hier jemals im Board gelesen habe.

:danke:

Ich hab mal - für die Fans Deines Berichts - Deine Berichte Teil 1 bis 10 in
eine Datei gepackt ... kann man dann auf seinem Smartphone gleich als
Reiseführer mitnehmen ;-))

Gypsy
 

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Hi Werner,

wieder ein super Bericht danke Dir.

WIllst wirklich bis nach Alaska? Oder wars nur ein Scherz?

Viele Grüsse
Holger
 
AW: Urlaubsgrüße aus USA Teil 10

Alaska oder nicht Alaska, warten wir auf die nächsten Teile.

Werner
 
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Hallo Werner,

verschlinge Deine Reiseberichte aus good old USA regelmäßig und träume schon davon, daß ich mir das als Rentner in jedwider hinsicht erlauben kann, Alaska wäre aber auch für mich ein Knaller.
Weiter gute Reise und immer schön mitschreiben :tongue:.
 
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