Umweltbelastung E-Fahrzeuge und Verbrenner im Vergleich
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Hier sind schon wieder eine ganze Reihe interessanter Meinungen geäußert worden. Leider viele als schlecht begründete Blockingpoints um eine Gegenposition aufzubauen. Andere sehr schön begründet, wie gerade von Tom zum Strombedarf. Mit den begründeten kann man sich dann auch auseinandersetzen.
Verbrenner werden schlecht geredet? E-Mobilität ist schmutzig? Das BMUB informierte gestern über die Klimabilanz des Kilometer E-Mobilität im Vergleich zum Verbrenner
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Der Verbrennungsmotor wird also nicht schlecht gemacht, er ist ökologisch einfach schlechter. Trotzdem kann man natürlich sehr viel verbessern bei Stromerzeugung und Rohstoffgewinnung. Aber hier geht es ja erstmal um den Vergleich zweier Systemkonzepte.
Der Verbrennungsmotor ist ökonomisch besser und mit größerer Reichweite ausgestattet! Das stimmt und so lange dümpelt die E-Mobilität bei einigen Freaks und im reinen Stadtverkehr herum. Der ADAC hat allein für den BMW i3 ausgerechnet, dass dieser rentabler sei als ein vergleichbarer Verbrenner. Ansonsten haben die BEV zu hohe Anschaffungskosten, insbesondere der Akku ist zu teuer. Aber, die Akkukosten werden in den nächsten Jahren um 2/3 fallen, diese Prognose gibt es für Benzin oder Diesel nicht. Ab einem Punkt wird es ökonomischer einen BEV zu fahren und auf diesen Punkt arbeitet auch Tesla hin. Dann wird den Verbrennern ein baldiges Ende vorausgesagt, weil sie einfach teurer sind.
Das BMUB informiert hier mit Zahlen über seine Sicht der E-Mobilität
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„100% BEV“ werden gern als vehemente Gegenposition von den Gegnern als Gespenst argumentiert. Tesla und andere Vertreter der E-Mobilität sehen aber gar nicht die 1:1 Umwandlung der heutigen Individualmobilität mit Verbrennern. Das sind untaugliche Argumentationslinien einer linearen Trendverlängerung. Es wird Änderungen der Mobilitätsformen geben. Gerade wird ja kostenloser ÖPNV thematisiert. Dieses Instrument soll witzigerweise genau den Diesel retten! In Testkommunen wie Bonn und Essen soll der Nahverkehr kostenlos werden und man wird schauen, ob der ÖPNV die Belastung schafft und wie die Entlastung an den Messstationen ausfällt. Übrigens geistert gerade durch das Netz ein Jahr kostenloser Nahverkehr sei nur so teuer wie ein Jahr Elbphilharmonie. Also leisten können wir uns das. Tesla fährt ja auch diese ganzheitlichen Ansätze und entwickelt autonome Taxibots für den Nahverkehr und die Tube für den Fernverkehr.
Die politisch-wirtschaftliche Fragestellung ist, was passiert wenn es in 2030 die Verbrenner nicht mehr zu kaufen gäbe, wie heute vermutlich den TSI? Hätten wir dann Alternativen im Angebot? Um da hinzukommen und der Wirtschaft einen Handlungsrahmen zu geben formulieren andere Wirtschaftsnationen ein politisches Ausstiegsdatum als gesellschaftliche Zielvorgabe. Und sie tun sehr viel um da hinzukommen. Einzelne Kommunen gehen noch weiter, wie Paris ab 2020. Wird sich das auf Touristenzahlen auswirken? Vermutlich nicht. Wir, die Individuen, müssen nur umdenken.
Unsere deutsche Regierung nennt kein Ausstiegsdatum. Aus politischem Opportunismus. Wohl wissend, wenn alle diese Ausstiegsziele formuliert haben, dann muss man selbst nichts mehr sagen. Die Entwicklung läuft sowieso, getrieben vom größten Absatzmarkt China und von vielen anderen europäischen Ländern.
Die kontroverse Diskussion hier ist zum Teil erklärbar mit dem Gartner Hypecycle für Innovationen (einfach googeln). Ein neues Thema wird unterliegt einem Hype und die Prognosen gehen steil nach oben auf den Gipfel des Hypes und dann steil nach unten in das Tal der Desillusionierung. Von da geht es in die Konsolidierung der Technologie am Markt auf niedrigerem Niveau. Und hier bestehen im Wesentlichen unterschiedliche Auffassungen darüber wo man steht, teilweise aus früheren Erfahrungen der Begeisterung. Aber genau das ist das Wesen der Einführung neuer Technologien, dass sie nach einem Hype erstmal aus das machbare abschmieren. Hypecycle
Gartner Hype Cycle Emerging Technologies 2017 | PROJECT CONSULT Unternehmensberatung Dr. Ulrich Kampffmeyer GmbH
Nach meiner Meinung sind wir in einer beginnenden Konsolidierungsphase. Auch Tesla wird das so sehen. Sie haben begonnen mit dem exklusiven Spielzeug, in Deutschland sind soviel 4-türige Tesla S wie 4-tyrige Porsche Panamera zugelassen, und jetzt folgt das Modell 3. Wundert mich, dass sie noch nichts eGo ähnliches für die städtische Kurzstrecke entwickeln.
Tom hat uns ja schön den Strombedarf erklärt. Sogar mit fast ganz richtigen Zahlen. Toll. Man muss aber nicht unbedingt gleiche Schlussfolgerungen ziehen und in Richtung Braunkohlekraftwerken gehen. Das Problem fast aller Kraftwerke ist ihr Alter und die schlechte Reinigung. Grundsätzlich kann ein Kohle-Kraftwerk für E-Mobile immer sehr viel sauberer sein als die Abgasreinigung in Verbrennungsmotoren. Die ist bei Dieseln sowieso ein Anachronismus. Quasi jeder Euro 6 Diesel PKW ist eine kleine Kokerei. Und dabei entstehen krebserregende Abgase, die nicht reinigt werden. Allerdings gibt es bisher auch keine limitierende Vorschrift für die sogenannten NILIS (nicht limitierte Schadstoffe).
Man kann zum Strombedarf für die E-Mobilität auch eine andere Rechnung aufmachen. Wohlgemerkt würde ich selbst nicht 100% Umstellungen für erstrebenswert halten. Da darf es parallel noch andere Technologien geben, die aber oft nur eine andere Form der Energiespeicherung aus Strom sind, wie synthetische Kraftstoffe oder Gase.
Hab nur Zahlen von 2016 (die können jetzt etwas rauf oder auch runter gegangen sein):
Gesamtfahrleistung PKW 625,5 Milliarden Kilometer
Jeder PKW durchschnittlich 14.015 km/a (Quelle KBA)
Verbrauch von Elektroautos im Durchschnitt 18,3 kWh/100km
Jährliche Stromproduktion 648 Mrd kWh oder 648 TWh
Notwendige Steigerung: um 114,5 TWh = +17,7%
Stromexport 2016 betrug 50 TWh. Das sollte besser gespeichert werden, z.B. in BEV Akkus.
Abzüglich Strom-Export läge die notwendige Steigerung für 100% Umstellung dann nur bei 9,9 % mehr elektrischer Energie. Ein Wert den man auch mit erneuerbaren Energien erreichen kann.
Tesla versteht sich als Gesamtkonzern für neue Mobilitätsformen mit regenerativen Energien. Auf Grund dieses umfassenden ganzheitlichen Ansatzes sehen unsere Autokonzerne anerkannt Tesla als den größten Gegener. Wenn man so will holt China als gelenkter "Staatskonzern" aus vielen Unternehmen stark auf.
Es braucht nicht nur das Auto als Hardware. Tesla sagt sowieso, dass man mit dem Auto keine Geld verdienen wolle. Auch unsere Autokonzerne geben zu, dass in Zukunft z.B. die Daten und Dienste ertragreichere Erlösquelle sind als die Fahrzeuge. Entsprechend stellt sich Tesla als Konzern sehr breit auf. Die Satellitentechnik als Schlüsseltechnologie mit SpaceX wurde schon erwähnt. Die E-Mobilität wird hochgradig vernetzt sein und das an jedem Ort auf der Welt. Frei Ladesäulen, Reservierungen von Ladesäulen, freie Parklätze, Stausituationen, Baustellen, Unfälle usw. werden in Echtzeit kommuniziert. Dazu kommen neue Bezahl- und Abrechnungsmodelle für Strom an der Ladesäule oder induktiv an der Ampel. Das Auto rechnet selbst ab über die Blockchain, vielfache Kreditstromkarten sind nicht mehr erforderlich. Auch das fahren in elektronisch geregelter Kolonne im Windschatten, das sogenannte Platooning, wird kostenpflichtig abgerechnet. Die anderen Zahlen an das Führungsfahrzeug. Bosch hat sich zu diesem Zweck gerade in eine Firma eingekauft, die solche automatischen Bezahlungen von Maschinen an Maschinen unterstützt.
Wenn unser Exportstrom gespeicher werden soll, dann benötigt man die Technologien dafür. Tesla produziert selbst Batterien und auch Batteriespeicher für Solarkraftwerke.
Für die Steigerung der Erträge aus regenerativen Energien gibt es Solarpanels und Solardachpfannen. Auch hier entwickelt und vermarktet Tesla.
Tesla Energy | Tesla Deutschland
Was unseren Automobilkonzernen Angst macht ist der komplette Konzernumbau zu einem Dienstleister für Mobilität. Und ich fürchte nicht alle werden das schaffen. Aber dafür kann man dann neue Allianzen schließen. Vielleicht fahren wir später einen VW-Dyson, um nur mal ein Beispiel zu nennen. Den Handstaubsauger gibt es dann als serienmäßiges Extra dazu.