@MarcusMüller
indem der deutsche "Gesetzgeber" die Autokonzerne unkontrolliert hat gewähren lassen, hat er schon etwas damit zu tun. Natürlich liegt die Hauptverantwortung bei den Autokonzernen, da ja die zulässigen "Grenzwerte" (nach welchen Kriterien festgelegt?), wie du angeführt hast, seit Jahren kennen.
Ich würde mal die Kirche im Dorf lassen, das Überdruckventil öffnen, und dann ruhig und gelassen mit etwas Abstand nochmal auf die Sache schauen.
Ein Versuch, dabei zu unterstützen:
In der Industrie ist es üblich, dass du bei der Fertigung deines Produktes den aktuellen Stand der Normen und Richtlinien einhältst. Bspw. die DIN EN ISO 12100 (Maschinenrichtlinie), nach welcher du mittels eines CE-Kennzeichens und einer Konformitätsbescheinigung den Norm-konformen Zustand deines Produktes bestätigst (und angibst, welche Normen genau zur Anwendung kamen). Niemand kontrolliert, ob das so stimmt. Niemand weiß, ob die zur Anwendung gekommenen Normen vollständig waren, oder ob erforderliche Normen vlt. nicht berücksichtigt wurden. Es gibt nichtmal jemanden, der dich zwingt, Normen anzuwenden - denn sonst wären Innovationen äußerst schwierig... Solange nichts passiert, wird nichts kontrolliert. Gelegentlich gibt es Audits von externen Prüfstellen (sog. "benannte Stellen"/"notified bodies") wie bspw. dem TÜV, für bestimmte Bereiche. Qualitätsmanagement (ISO 9001), Umweltmanagement (ISO 14001). In sicherheitsrelevanten Bereichen wird genauer geschaut, z.B. Funktionale Sicherheit (DIN EN 61508, DIN EN ISO 13849). Da gibt's dann jährliche Prüfungen der Fertigungsstätte, es werden besondere Qualifikationen für Mitarbeiter erwartet, es wird ein entsprechendes Managementsystem erwartet, etc. Aber auch hier gilt: so lange nichts passiert, kannst du vieles verstecken.
Spannend wird es, WENN etwas passiert, weil du die Dokumente zum Nachweis der Normkonformität idR 10 Jahre vorhalten musst. In sicherheitsrelevanten Bereichen geschieht die Einlagerung der Dokumente sogar bei einer benannten Stelle, zum Schutz vor Manipulationsmöglichkeiten seitens des "Inverkehrbringers" (aka Hersteller). Das ist genau das, was jetzt in der Automobilbranche geschieht. Es gibt entsprechende Hausdurchsuchungen bei allen betroffenen OEMs, es werden die nötigen Ermittlungsverfahren eingeleitet, die Unterlagen werden gesichtet. Vieles davon ist technisch ausreichend komplex, dass es mehrmonatiger bis -jähriger Einarbeitung bedarf. Und die Automobilindustrie unterliegt im Vergleich zu allen anderen Industriemärkten einer außergewöhnlich starken Überwachung: damit ein Fahrzeug überhaupt eine Straßenverkehrszulassung erhält, muss einiges an Bestätigungen und Bescheinigungen vorliegen.
Möchtest du eine Industrie, in der alles und jeder kontrolliert und überwacht wird, empfehle ich einen Blick in die Geschichtsbücher. Deutschland hat im Osten der Republik einen Teil, der damit viel Erfahrung hat. Erfolgreich ist/war anders.
PS: Interessant ist im Übrigen viel mehr die Frage, warum in den heimischen Medien ausschließlich die "Big Five" im Fokus stehen und das ganze schön aufgebauscht wird, während alle anderen europäischen OEMs in der Berichterstattung ignoriert werden...