Schlingern im Lenkrad bei leichter Bremsung im Bereich 60-80 km/h

poups_panker

Jung-Mitglied
Ort
Hamburg
Mein Auto
T5 Kastenwagen
Erstzulassung
11/2004
Motor
TDI® 77 KW
Getriebe
5-Gang
Antrieb
Front
Ausstattungslinie
Basis
Extras
langer Radstand
Hallo Leute,

habe keinen passenden Eintrag finden können, daher neuer Eintrag mit der Bitte um Erfahrungsaustausch.

Mein 2006er 5.1 LR hat wiederholt das Problem eines sehr unangenehmen Schlingerns, Flattern, Ruckeln im Lenkrad, bis hin zum leichten Zucken des (gefühlt) ganzen Fahrzeugs. Es tritt ausschließlich beim leichten Bremsen im Bereich 60-80 km/h auf.
Habe den Wagen vor 2 Jahren gekauft und nach einer großen Tour (ca. 3000km) das Beschriebene festgestellt.
Nach vielen guten Ratschlägen habe ich einiges an Teilen der Vorderachse (Querlenker & Traggelenke, Felgen & Reifen, Radlager, Bremsscheiben & Belege) und (Bremsscheiben & Belege) der Hinterachse gewechselt/erneuert und ordentliche Qualität vom Werkstattausrüster. Schlussendlich war das Problem weg.
Nun nach ca. 400-500km mit normaler Ladung und ohne Vollbremsung ist das Schlingern leider wieder da. Bremsleistung und Spurtreue sind vollkommen in Ordnung.

Womöglich wird ein erneuter Bremsscheibenaustausch helfen allerdings frage ich mich nach der Ursache für die doch recht kurze Zeit ohne den Fehler und würde diese gern finden und beseitigen. Alles weitere an Teilen der Vorderachse (ich gehe stark davon aus, dass die Hinterachse weniger dazu beiträgt) pauschal auszutauschen ist mir definitiv zu teuer.
Ein Schaden an der Achse wurde mir nicht mitgeteilt und wurde auch von keiner Werkstatt festgestellt. Allerdings wurde keine Achsvermessung gemacht da Spurtreue, Lenkverhalten und Reifenabrieb voll in Ordnung sind. Welche Teile in welche Form in Mitleidenschaft gezogen wurde ist leider unklar und ohne bestimmt nur mit riesigem Aufwand messbar.

Vielleicht hat einer von euch ja schon von dem Problem gehört oder erfahren wie sich so ein Fehler einstellt.

Für jede konstruktive Hilfe dankbar. Gruß Christoph
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Christoph,
neue Bremsen muss man einfahren! Und zwar nicht durch zaghaftes Bremsen, sondern mit folgender Methode:
10x aus 100km/h im ABS-Regelbereich (!) bis fast (!) zum Stillstand abbremsen. Natürlich nur mit allergrößter Vorsicht und entsprechender Rücksicht (wörtlich genommen!). Und auf keinen Fall diese dann glühend heißen Bremsen bei getretenem Bremspedal an einer roten Ampel abkühlen lassen, sondern wieder kaltfahren.

Damit wirst du deine neue Bremse wahrscheinlich noch wieder hinbekommen.

Das Problem ist bekannt, es trifft meistens die Wenig- /Zaghaftbremser, die Bremsen als pure Energieverschwendung betrachten. Ich gehöre übrigens auch dazu und habe so einen nagelneuen Satz Scheiben und Klötze vorne ruiniert. Google mal nach dem "Märchen von verzogenen Bremsscheiben", das findet sich hier auch noch irgendwo im Board.

Gutes Einbremsen wünscht
Jochen
 
Moin, der Thread ist zwar schon älter aber vielleicht nützt meine Antwort ja noch jemandem. Oder noch besser, es liest vlt mal die eine oder andere Werkstatt, die diesen Zusammenhang eigentlich kennen sollte. So musste ich es erst im teuren und zeitaufwendigen Eigenversuch ergründen:
Ich hatte bis vor kurzem das gleiche Problem wie der Themenstarter. Dabei habe ich bestimmt vier mal die Scheiben getauscht, vorne, hinten, mit Klötzen und ohne, no Name, Ate und OEM. Es war meist kurz ganz oder größtenteils weg, nach ein paar hundert oder wenigen tausend km kam es wieder und wurde stärker und stärker, vor allem im warmen Zustand. Zwischendurch habe ich sogar die auch Radnaben tauschen lassen, die Stoßdämpfer, Vorderreifen und die Querlenker. -> Alles Humbug.

Gut, bis auf die Radnaben war das eh alles mal dran zu tauschen, hat aber mit der Rootcause für das Problem nix zu tun, wie sich zeigte, obwohl man immer wieder ließt, dass es bei dem ein oder anderen weg war, nachdem er dies oder das getauscht hat.
Die Vibration beim Bremsen kommt meiner Überzeugung nach aber IMMER von einem rotierenden Teil, was beim Bremsen, und nur dann, mit den feststehenden Fahrwerksteilen wechselwirkt. Und da kommen nur Bremsscheibe und Radnaben in Frage. Radnaben sind in der Regel unschuldig, es sei denn, sie sind dreckig an der Scheibenauflage, korrodiert oder die Lager haben einen Schaden. Den Rundlauf kann man aber recht einfach mit einer Messuhr und nem Magnetarm prüfen.
Also die Scheiben: Die können taumeln, krumm sein, eine ungleichmäßige Dicke haben oder über den Umfang verteilt ungleichmäßige Reibbeiwerte. Das übrigens auch, ohne dass man es ihnen ansieht.
Das Tauschen der Scheiben hat bei mir auch kurz geholfen. Aber eben nicht dauerhaft. Die Scheiben sind also der unmittelbare Auslöser, aber noch nicht die Ursache der Symptome. Natürlich hilft es schonmal enorm, wenn die Scheiben und die Radnaben von Anfang an einen möglichst geringen Schlag haben. Da lohnt es bei einem Tausch evtl OEM Teile zu kaufen. Aber das allein hat bei mir auch nicht dauerhaft geholfen. Die Ursache, dass es immer wieder kam und schlimmer wurde, lag in den Bremsätteln. Die darin enthaltenen Bremskolben werden beim Bremsen nur um einige Hundertstel ausgerückt und nach dem Lösen der Bremsen um den gleichen Betrag zurückgezogen. Das ist schwer zu messen ob das ordentlich passiert. Das Zurückziehen ist aber der springende Punkt. Verantwortlich dafür sind Vierkantgummiringe zwischen Bremskolben und Zylinder. Diese werden beim Bremsen im Querschnitt zum Trapez tordiert. Bei Wegfall der Bremskraft ziehen sie sich wieder in ihre rechteckige Form zurück und dabei den Kolben mit. Aber nur, wenn sie nicht alt und spröde sind und wenn die Backen leichtgängig gleiten können. Insbesondere den Zustand dieser Vierkantringe kann man schwer beurteilen, ich habe daher die Sättel komplett getauscht.
(Man kann diese Ringe auch separat tauschen für nen Bruchteil des Preises, dafür mit Dreck und Gefrickel und ohne Garantie). Bei mir war an den alten vorderen Sätteln nichts fehlerhaftes zu sehen, die Gleitbolzen waren ok, die Anlageflächen der Beläge am Bremsträger waren gereinigt und geschmiert worden und trotzdem wurden die neuem Beläge immer wieder schlecht, bis ich neue Sättel spendiert habe:
Wenn die besagten Vierkanntringe den Kolben nicht mehr zurückziehen streifen die Scheiben permanent ganz leicht an. Und da sie nie 100% schlagfrei sind, tun sie dies in einer Umdrehung mal mehr, mal weniger/gar nicht. Dadurch passieren potenziell mehrere Dinge: Die Scheibe wird lokal an einer Stelle warm, am restl Umfang nicht. Die Scheibe wird an einer Stelle lokal etwas dünner, die Scheibe bekommt an der Anstreiffläche lokal eine andere Griffigkeit/Oberflächenstruktur (sieht man wie gesagt nicht zwingend).
Dies alles führt dazu, dass beim Bremsen die Beläge während einer Umdrehung eimal mehr und einmal weniger stark mit den Scheiben reiben. Je wärmer gefahren, desto deutlicher. Das Bremsmoment wird ungleichförmig. Diese Ungleichförmigkeit spürt man letztlich als Vibration im Lenkrad. Je nachdem ob eine Eigenfrequenz der Radaufhängung getroffen wird, spürt man es stärker oder fast gar nicht (geschwindigkeitsabhängig). Also, Gleitbolzen checken und vierkantringe tauschen oder halt den ganz Sattel.
 
...zeitgleich mit neuen Scheiben..
 
Verantwortlich dafür sind Vierkantgummiringe zwischen Bremskolben und Zylinder. Diese werden beim Bremsen im Querschnitt zum Trapez tordiert. Bei Wegfall der Bremskraft ziehen sie sich wieder in ihre rechteckige Form zurück und dabei den Kolben mit. Aber nur, wenn sie nicht alt und spröde sind und wenn die Backen leichtgängig gleiten können. Insbesondere den Zustand dieser Vierkantringe kann man schwer beurteilen, ich habe daher die Sättel komplett getauscht.
Ein Foto vom Bremssattel hinten dazu

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Gruß fotowusel
 
Was viele bei der beschriebenen Bremsen-Thematik übersehen ist die "Gängigkeit" der Gleitbolzen. Die wird durch Korrosion im Sattelgehäuse stark reduziert (Rost reduziert hier den Durchmesser). Der Sattel mit den Belägen klemmt dann mehr als er eigentlich schwimmen sollte. Da bringt es auch wenig, wenn man die Beläge und deren Gleitflächen perfekt macht.

Dazu einfach die "Gummiaugen" raus.....entrosten....gut Fett auflegen (ich nehm SANDERS), und wieder reinploppen. Das "Raus" der Buchsen ist etwas tricky.....aber hinterher weiß man erstmal wie weich und rubbelfrei eine Bremse sein kann.

sat.jpg
 
Es gibt da noch einige andere Ursachen für die hier beschriebene Problematiik
(manchmal sind es mehrere gleichzeitig)



Gruß fotowusel
 
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