Nachdem ich mich nun nochmals sehr intensiv mit dem Thema Rückabwicklung auseinandergesetzt habe, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass für mich eine Rückabwicklung meines Fahrzeuges VW T6 California nicht in frage kommt.
Anlass zu diesem Sinneswandel war der Filmbericht in der ARD vom 7.1.19 “ Das Diesel Desaster.“
Hierbei ist mir doch sehr deutlich geworden, was für ein „ Desaster „ die gegenwärtige Diskussion um die Dieselproblematik in Deutschland ist.
Solange, wie in diesem Film gezeigt, z.B. eine Hausfrau, bzw. in diesem Falle ein Student, die ihre Spaghetti auf dem Gasherd zubereitet, ein mehrfaches an Stickoxiden erzeugt als ein moderner Diesel, ist doch die Diskussion um die Grenzwerte eines modernen Dieselfahrzeuges ein Witz. ( muss diese Hausfrau zukünftig ebenfalls mit einem Spaghettikochverbot rechnen ? )
In diesem Film kamen auch anerkannte Fachleute zur Sprache, die bestätigten, dass es in keinster Weise nachzuweisen ist, dass der aktuell gemessene Stickoxid Wert in den vom Fahrverbot betroffenen Städten zum Tode führen kann.
Ich habe meinen geliebten VW T4 vor 2 Jahren verkauft, da dieses Fahrzeug tatsächlich nicht mehr akzeptabel war in dieser Hinsicht. Jedes mal, wenn ich einen Berg hochgefahren bin und dabei kräftig auf das Gaspedal getreten habe, wurde eine Rußwolke ausgestoßen, die meinen Hintermann für kurze Zeit aus meinem Gesichtsfeld verschwinden lies.
So entschloss ich mich mir einen Diesel zu kaufen, der sauber ist und mit dem ich zukünftig mit erhobenem Haupt durch die Gegend fahren kann.
Interessant in diesem Zusammenhang auch, dass eine Straße mitten in einer deutschen Stadt, die kürzlich für einem Marathonlauf genutzt wurde und für einen Tag völlig gesperrt war für KfZ Fahrzeuge, keine geringeren Schadstoff - Messwerte zeigte, als wenn dort in der Hauptverkehrszeit, der Feierabendverkehr vorbeirollt.
Leider bekam meine Hoffnung nun einen sauberen Diesel zu fahren, kurz nach der Auslieferung des neuen Fahrzeuges ein VW T6 Diesel an mich, im Jahre 2017, einen leidvollen Dämpfer.
Ich musste zur Kenntnis nehmen, dass VW einen Auslieferungsstopp für den T6 bewirkte, wegen Probleme mit den Abgaswerten.
Das hat mich nun dermaßen frustriert, dass ich mich entschloss eine Rückabwicklung in die Wege zu leiten und mein Fahrzeug mit der Euro 6b Norm in ein Fahrzeug mit der Euro 6d Norm umzutauschen, die ab Sep. diesen Jahres auf den Markt kommt.
Nachdem ich nun allerdings in dem oben genannten Film gesehen habe, wie willkürlich und völlig logisch und sachlich unbegründet die aktuellen Diesel Grenzwerte festgesetzt worden sind, ist mir klar geworden, dass die Dieseldiskussion nur aus dem Versagen heraus, von den hierfür verantwortlichen Politiker und Institutionen, entstanden ist.
Mit 120 mg oder auch mit 203 mg/km kann ich auch weiterhin mit erhobenen Haupt durch die Gegend fahren ohne befürchten zu müssen, dass ich mit meinem Diesel für den Tod von Tausenden von Menschen mit verantwortlich bin.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Gründe, die mich von einer Rückabwicklung Abstand habe nehmen lassen.
Folgende Gründe hierzu möchte ich anführen:
1. Dieses Fahrzeug hat meines Wissen keine Manipulationssoftware verbaut. Die Abgaswerte 203mg/km dieses Fahrzeuges, entsprachen dem zum damaligen Zeitpunkt ( Auslieferung des T6 an mich im April 2017 ) erlaubten Meßwert der NEFZ Norm/Zyklus.
Das sind Fakten, die ich zur Kenntnis nehmen muss. Es gibt auch anderen Behauptungen und Informationen.
Ob an diesen Informationen etwas Konkretes dran ist, dazu müsste man den Rechtsweg beschreiten.
2. Die Beschreitung des Rechtsweges kann sich über längere Zeit hinziehen. Ob es zu einem Vergleich kommen wird in der 2. Rechtsinstanz, wie bisher üblich, ist fraglich. Möglich ist auch, dass das Gericht diverse Gutachten von meinem Fahrzeug anfordert, was für mich zu aufwendig, zu kostenintensiv und insofern inakzeptabel ist.
Ich möchte auch meine RV nicht über Gebühr beanspruchen, die mir Kostenzusage für die Beratung durch einen RA gewährt hat.
3. Sollte sich das ganze Verfahren noch 1, 2 Jahre oder gar länger hinziehen, hätte ich in dieser Zeit keine Planungssicherheit für meine Freizeitplanung. Ich müsste jederzeit damit rechnen, dass ich den Bus an den Händler zurückgeben muss, wenn es z.B. schon in wenigen Wochen zu einem Vergleich kommen würde oder doch erst in 1 oder 2 Jahren zur Rückabwicklung oder wann auch immer.
4. Je länger der Prozess der Rückabwicklung dauert, desto teurer wird die ganze Angelegenheit für mich.
Ich muss u.a. davon ausgehen, dass der Händler den Anspruch des Nutzungsausgleiches zugesprochen bekommt.
Dieser hält sich finanziell derzeit noch in Grenzen, steigt allerdings dann zukünftig mit jedem gefahrenen Kilometer an. Hinzu kommt noch, dass das Auto jedes Jahr wegen der Preiserhöhung teurer wird, weil ich mir wieder einen T6 California kaufen möchte.
Schon jetzt beliefe sich mein Verlust auf ca. 5000 Euro, da ich zum Zeitpunkt der Bestellung des Fahrzeuges das DSL Getriebe kostenlos von VW erhalten habe und zwischenzeitlich 2 Preiserhöhungen von VW erfolgt sind.
5. Ein ganz wesentlicher und ausschlaggebender Punkt ist jedoch, dass nach dem Urteil des EuG vom Dez. 2018 davon ausgegangen werden muss, dass auch die Euro Norm 6d in wenigen Jahren von einem Fahrverbot betroffen sein wird.
Es bringt mir insofern nichts, wenn ich jetzt meinen T6 mit der Euro Norm 6b zurückgebe und in ca. 3 oder 4 Jahren wieder vor dem gleichen Problem stehe, wenn ich mir, vorausgesetzt die Rückabwicklung läuft für mich erfolgreich, einen neuen VW T6 California bestelle, mit der dann gültigen Norm Euro 6d, die ab Sep. diesen Jahres greift.
Meine Hoffnung geht auch in die Richtung, dass es möglich sein dürfte/müsste Fahrzeuge mit 6b auf 6d nachträglich aufzurüsten. In diesem Forum wurde über diese Möglichkeit an anderer Stelle ebenfalls schon diskutiert – und das die Politik die Grenzwert auf ein vernünftiges und nachvollziehbares Niveau festlegt.
Sollte sich ein Grenzwert von 80 mg/km rechtlich durchsetzen, müssten wohl fast alle Diesel mit einem Fahrverbot rechnen. Das kann doch nicht im Sinne unseres Landes sein.
Ich finde, so wie es in Amerika praktiziert wird, nämlich 150 mg/km, wäre ein Wert mit dem man leben kann und auch durch den nachträglichen Einbau von Katalysatoren zu realisieren ist.
6. Von der technischen Seite, der Zuverlässigkeit dieses Fahrzeuges gibt es auch keinen Grund, das Fahrzeug nach so kurzer Zeit wieder abzugeben. Ich bin mit diesem T6 sehr zufrieden.
7. Wie ich festgestellt habe, ist es derzeit nicht mehr möglich genau das Fahrzeug, das ich aktuell besitze, in dieser speziellen Konfiguration von VW wieder zu bestellen.
Mein T6 hat fast alle Zubehöroptionen, die damals Ende 2016 bestellbar/konfigurierbar waren.
Wegen der Abgasproblematik können neue Fahrzeuge die der WLTP/Euro 6 de-temp Norm entsprechen müssen nur noch in einer ganz bestimmten Konstellation bestellt werden, die mir persönlich nicht zusagt. Mein aktuelles Fahrzeug ist optimal ausgestattet und diese Ausstattungsmerkmale möchte ich auch gerne weiterhin in Anspruch nehmen können.
An dieser Stelle frage ich mich, ob ich mich strafbar machen würde, höhere Steuern zahlen müsste, oder gar mit einem Fahrverbot rechnen muss, resp. den Verlust der Zulassung riskiere, wenn ich z.B. nachträglich eine Markise an den T6 CALI montiere, der ja aktuell von VW entweder nur mit Standheizung oder Markise ausgeliefert wird. Entscheide ich mich für die Standheizung kann ich die Markise nicht bestellen. Montiere ich die Markise nachträglich hinzu oder kaufe mir z.B. 20 Zoll Felgen entspricht das Fahrzeug nicht mehr dem Auslieferungszustand und somit nicht mehr der WLTP/Euro6d-temp Norm ??!
Das kann möglicherweise fatale rechtliche Auswirkungen haben!
Ich denke, das ist eine Problematik, die der rechtlichen Klärung bedarf.
8. Mit meinem VW T6 California bewege ich mich fast ausschließlich in Gegenden, die von einem Fahrverbot in absehbarer Zeit nicht betroffen sein werden. Sollte ich in eine Stadt fahren müssen, bei der ein diesbezügliches Fahrverbot besteht, kann ich das auch mit meinem Zweitfahrzeug einem Benziner tun.
Unter dem Strich muss ich feststellen, dass die Nachteile und Fragwürdigkeiten, die ich mit dem Eintausch/Rückabwicklung meines VW T6 California auf ein Fahrzeug mit der EuroNorm 6d hinnehmen müsste, doch zu groß sind und somit eine Rückabwicklung nicht rechtfertigen werden.
Im Grunde genommen kann man von dem Kauf eines Diesel Fahrzeuges zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur abraten.
Möglich, dass in 2 oder 3 Jahren ein VW California Hybrid auf den Markt kommt oder ein Elektrofahrzeug.
Es darf jedoch bezweifelt werden, dass ein California als Elektrofahrzeug auch unter praktischen Gesichtspunkten realistisch und zweckdienlich ist, gerade wenn man so wie ich, regelmäßig in den Süden fährt und es dort bis dato noch keine Infrastruktur für Elektrofahrzeuge gibt.
Der Diesel wird insofern für uns noch viele Jahre ein Fahrzeug sein, das für unsere Zwecke ausschließlich in Frage kommt, egal ob das nun der Diesel mit Euro 6b oder 6d ist.
All die oben erwähnten Gesichtspunkte bewegen mich nun dazu von einer Rückabwicklung meines aktuellen Fahrzeuges abzusehen.
Eine Rückabwicklung ist m.E. nur für denjenigen interessant, der völlig Abstand von dem Kauf eines Dieselfahrzeuges nehmen wird.
Lediglich der Eintausch dieses Fahrzeuges von 6b auf 6d macht nach Lage der Dinge keinen Sinn.
An dieser Stelle möchte ich mich bedanken bei all den Mitglieder in diesem Forum, die meinen Thread, sachlich, kompetent, aufmerksam und kritisch, bisweilen auch mit viel Geduld verfolgt und kommentiert haben.
Dieses Form hat wesentlich dazu beigetragen, dass ich mich mit der Dieselproblematik und alles was damit zusammenhängt ausführlich beschäftigen konnte.
Vielleicht konnte und kann ich aktuellen und zukünftigen Dieselfahrern eine Entscheidungshilfe bei ihrer Absicht ein solches Fahrzeug zu kaufen oder gar eine Rückabwicklung in Erwägung zu ziehen, mit auf den Weg geben mit diesem Beitrag.
Ach ja, noch etwas: Ich habe gestern meinem Bulli tief in die Augen geblickt, er blinzelte mich freundlich an und da wusste ich, wir sind Freunde und wir werden es auch bleiben, hoffentlich noch für ein sehr lange Zeit....