Reisebericht Riesengebirge

nicnac66

Aktiv-Mitglied
Ort
Erfurt
Mein Auto
T5 Kombi
Erstzulassung
2008
Motor
TDI® 75 KW Euro 4 BRS
DPF
ab Werk
Getriebe
5-Gang
Antrieb
Front
Ausstattungslinie
Basis
Extras
Scheibenfolie, AHK, GRA, Alubutyl, RFK, diverse Elektrik
FIN
7HC
Reisebericht Riesegebirge

Samstag, 10.07.2010
So, das ist sie nun – unsere erste große Reise mit dem Bus. Nach einigen kleinen Spritztouren in den letzten zwei Wochen ging es nun gleich auf große Fahrt. Die dritte Sitzbank ist zu Hause geblieben und dafür der Stauraum bis fast an die Fenster mit unseren Habseligkeiten gefüllt. Jetzt fragt mich bloß nicht, was das alles ist. Kein Ahnung, nur das notwendigste, meint Schatzi. Neben dem „Notwendigsten“ haben wir noch zwei, noch eingepackte Schlauchboote, Paddel, das Flitzerädchen vom Kleinen und einen Sportwagen (für Kinder, kein Ferrari ;-) mit. Alles in allem zwei bis drei Kubikmeter.

Samstag morgen ging es los, nur gut, daß der Trapo keine Außentemperatur anzeigt. Der Wetterfrosch hatte irgendwas von „zu erwartenden 38 Grad“ erzählt und sicher Recht damit.
Über die A4 Richtung Dresden, die Sonne auf dem Bauch, die Klimaanlage tut ihren Job. 130 – GRA rein –alles super! Kurz vor Dresden dann Richtung Süden abdrehen, über die Grenze nach Usti Nad Labem und dann quer durch’s Land ins Riesengebirge – so der Plan. Bis hinter Usti war auch alles Roger, doch dann fing das Gerödel an. Wenn man die Route mit Googlemaps, Garmin und der ADAC-Karte macht, kratzt man sich schon etwas den Kopf. Wenn man das Ganze dann aber abfahren will, so kommt einem die Vermutung, dass das Kartenmaterial von drei verschiedenen Planeten stammt, allesamt außerirdisch!
Bis hinter Usti ging alles glatt, wie ich bis dahin einen Nav-Punkt aus Geodaten gesetzt hatte. Meine Vorstellung
war, dass wir dann unterwegs uns Poe a poe neue Nav-Punkte suchen, je nach Gegebenheiten.

Das kannste knicken!

Hinter Usti bekamen sich Schatzi und Fräulein Garmin mächtig in die Wolle und schließlich hat Schatzi mit Hilfe der ADAC-Karte weiter navigiert. Die ADAC-Karte taugt auch nur auf der Autobahn was. Auf kleinen Nebenstraßen bist du erschossen. Das ist in Tschechien also sobald du die Autobahn verläßt. Die Beschilderung der Straßen stürzt dich dabei nur in noch tiefere Verzweiflung weil da immer nur das nächste Nest ausgewiesen wird, das auch nicht auf der obergeilen ADAC-Karte zu finden ist. Das Problem mit der Navisoftware war, jetzt so im Nachhinein gesehen, dass diese Deuschland-mäßig auf „Auto und Motorrad“ stand. Das bedeutet wahrscheinlich „Nimm alle Straßen mit Belag, egal wie die sind“. War in De noch nie ein Problem. Hier jedoch wollte uns Fräulein Garmin 200km quer durchs Land über Pisten lotsen, die zum Teil kaum breiter als der Bus waren. Im übelsten Stück haben wir für 10 km über eine halbe stunde gebraucht. Dabei sind wich durch halb verlassene Dörfer mit leerstehenden, verfallenen Häusern gekommen. Eine der beobachtete uns erst eine Weile, wie wir die nutzlose ADAC-Karte mit der hinterhältigen Navi in Einklang bringen wollten, und zückte dann das Handy um zu telefonieren. Vielleicht habe ich ja zu viele schlechte Filme gesehen, auf jeden Fall kann der Bus auch die übelsten Pisten in hoher Geschwindigkeit meistern!
Irgenwann wieder in der Zivilisation angekommen, war Schatzi dann sehr ruhig - die Seekrankheit hatte sie erwischt.

Das Geeiere setzte sich fort, bis in unseren Zielort, wobei wir das Haus selber problemlos fanden, da ich davon wieder einen Nav-Punkt mit Geokoordinaten hatte.

Warum sind wir nicht Autobahn über Prag gefahren? Wir dachen es wäre kürzer und schneller. Vergiß es! Aus den errechneten 4:20h wunden 6:30h und kilometermäßig haben wir auch nix gespart.

Die Lehre für Tschechien:
-Fahre Autobahn so lange es geht!
-Stelle die Navi auf LKW oder Bus!
-Stetze in der Planung vorher viele Nav-Punkte, wenn du die Autobahn verlassen mußt!

Das Positive an der ganzen Fahrt war, das auch nach über sechs Sunden mit kaum Pausen keine Verspannungen oder Ermüdungen aufgetreten waren. Das Fahren war für mich sehr angenehm und die Kinder (2 und 9) hatten auch keine Probleme. Es gab faste kein Gequengel –cool! Die Klimaanlage kam, trotz der extremen Hitze gut mit dem großen Volumen zurecht. Dank Scheibenfolie wurden die Kinder nicht gebraten. Irgendwie sitz man im T5 auch nicht so in der Sonne wie im BMW.

In Deutschland bin auch mal ein Stück lang 150 gefahren, geht auch. Dank des vielen Gepäcks hat er auch nicht sehr gedröhnt. Überhaupt, das Gepäck: da merkt man wieder, das man einen Transporten hat, die läppischen 200 bis 300 kg Zusatzgewicht merkt man im Handling kaum (im Gegensatz zu einem vollgepackten PKW). Da sind also noch Reserven.

Das Haus.
Das Haus ist der Hammer! Zwei komplette Etagen – Für zwei komplette Familien geeignet. Innenpool, Sauna Kamin, zwei Terrassen, zwei Garagen, Billardzimmer, Zweimal TV mit allem, WLAN, Sandkiste, Feuerstelle draußen, zig Schlafzimmer. Richtig toll – na ja ist auch nicht billig. Für das Geld hätten wir auch auf die Kanaren fliegen können, wollten wir aber nicht, wegen des Kleinen. Also scheiß auf’s Geld, nach drei Jahren mal wieder Urlaub machen.

Abends noch unser kleines WM-Finale geguckt – alles paletti.


Sonntag.
Eines der Billig-Schlauchboot-Kanus ausgepackt und aufgeblasen – ääähhh gepustet – wie auch immer. Achtern, wo der dicke Nic sitzt, hängt es etwas durch und da kein Kiel, ist auch die Lage im Wasser nicht so toll. Für 30,- Neupreis aus der Bucht kannste nicht mehr erwarten.

Montag.
In der 2.Sitzreihe habe ich die mittlere Kopfstütze entfernt und so das Boot im aufgeblasenen Zustand komplett in den Bus bekommen. Der Kleine sitzt daneben im Kindersitz und finden es lustig. Die Große sitzt vorn in der Mitte. Die Doppelsitzbank ist doch praktisch. Komfortsitze gestrichen!
Ein paar Nester weiter gibt es einen kleinen See mit Campingplatz und, sage und schreiben, zwei Campern! Beides Deutsche Familien, die einen mit einem Wohnwagen und die anderen mit einem T2 mit festem Hochdach. Wir habe uns einen schönen Stellplatz 20m vom Wasser unter Bäumen gesucht. Kein Platzwart, keine Schranke, keine Gebühr für uns. Das Sanitärhäuschen war auch OK.
Nach einer ausgiebigen Seeumrundung mit der Großen, habe ich dann die Strandkneipe erkundet. Ab Mittag erwachte dort das Leben und wir waren die ersten Gäste. Die Karte war recht übersichtlich aber wir wollten es versuchen. Der Wirt, ein junger freundlicher Bursche hat uns auf dem Rost drei super Putensteaks gebraten.
Wirklich klasse! Aus unseren Extrawunsch mit dem Radler hat er erfüllt und Hand-gemixt.
Vier Personen satt mit Getränken für 550 Kronen (25€) ist OK und es war frisch und lecker. Jetzt aber schnell heim und den Kleinen ins Bett zum Mittagsschläfchen!

Auf der Heimfahrt ins Haus dann die Schrecksekunde. Vor uns auf der Straße in ca. 1km Entfernung bildete sich plötzlich eine große Staubwolke. In der Staubwokle sah man ein Auto „Purzelbaum“ schlagen. Ich kann es nicht besser beschreiben - wie im Film! Motorhaube –Kofferraum – Motorhaube – Kofferraum. Drei oder vier Autos vor uns halten und gucken.
Ich: „Scheisse, jetzt müssen wir hier erstmal helfen!“ Warnblinker an, Mütze auf und raus. Die ca 100m bis zur Unfallstelle gesprintet, vorbei an behäbigen Leuten, die genervt aus ihren Autos steigen und nix machen.
Zu einem: „Du! Anrufen!“
Er antwortet etwas auf tschechisch, hat aber schon das Telefon in der Hand.
Vor mir liegt ein PKW auf der Seite, alles voller Glassplitter, Kleinteile, Dreck. Zuerst komme jedoch an einem silberner A4 vorbei und ein Mann sitzt drin und glotzt vor sich hin. Der muß beteiligt gewesen sein. Kein Blut. Nun zum anderen Auto, das auf der Seite liegt. Die Windschutzscheibe ist milchig von den Sprüngen und steht oben etwas ab. Da drin werden sie sein, blutüberstömt in den Gurten hängen. Wie soll ich da rankommen? Nicht mal ein T-Shirt an. Mit Arbeitshandchuhen könnte ich die Scheibe rausziehen. Irgenwie wird es gehen müssen.
Der Kerl im Auto ruft mir was hinterher. Tschechisch, was ich leider nicht verstehen. Was meint er? Eine Warnung? Brennt die Kiste schon?
Das alles ging mir in den letzten Sekunden durch den Kopf ehe ich angekommen war.
Ich blicke rein, aufs schlimmste gefaßt und - nix! Hä? Wo sind die Leute? Hat die einer rausgeholt? Sind die rausgeschleudert worden? Kann keinen finden. Kann nicht sein, ich war der erste. Totale Verwirrung! Ich sehe mir die Karre an, die liegt auf der Seite, aber ist immer noch an einem Anhänger drangeschnallt. Ein Anhänger?

Maaaaaaaannnnnn!

Der Typ mit dem Audi, hat einen PKW auf einem Anhänger transportiert und – so reime ich mir das zusammen - bei der leicht abschüssigen Strecke die Kontrolle verloren. Sicher war der Anhänger ungebremst und hat sich aufgeschaukelt. Dabei ist dann ausgebrochen und hat Purzelbaum gemacht und dabei sein Zugfahrzeug, den Audi überholt. Wenn der in den Gegenverkehr gerauscht wäre....

Ich stütze mich auf den Knien ab. Puls 200, Blutdruck unendlich. Adrenalin ist eine Droge. Glück gehabt! Mittlerweile ist der Audifahrer in der Realität angekommen und ausgestiegen. Fluchend beäugt der sich die Bescherung und telefoniert. Sein Liefertermin verschiebt sich wohl..

Ich mach mich auf den Rückweg. Die anderen Autos sind schon alle am abhauen, keiner macht sich die Hände schmutzig. Fahr nur und räumt mir das Glas von der Piste! Ich überlege noch, ob ich dem Typ irgendwie helfen sollte. Aber als einziger möchte ich auch nicht bei 35 Grad zwischen den fahrenden Autos rumkriechen und Glas aufsammeln. Langsam gehe ich zurück. Der Verkehr rollt um das Wrack herum. PKWs. LKWs Busse – null problemo. „Nur gucken, nicht anfassen“ fällt mir dabei so ein.

Ich habe selber schon einmal schreien auf der Straße gelegen und die Autofahrer sind glotzend an mir vobeigerollt. Ein Scheißgefühl. Was für Arschlöcher es doch gibt.

Zurück im grossen blauen, erstatte ich der Familie Bericht. Noch einen Moment durchatmen dann weiter. Der Adrenalinrausch läßt nach. Ich habe den Laber-flash. Mittlerweile wurde eine schöne Spur durch die Scherben gebildet. Wir warten noch kurz bis frei ist und dann ab. Der Audifahrer telefoniert noch. Scheiß Tag für Dich Kumpel aber sei froh, dass keiner drauf gegangen ist!

Zuhause dann ein Bier aus dem Kühlschrank geholt und ab in den Pool – das restliche Adrenalin abbauen.
 
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Danke für den tollen Bericht...=)
Und gut, daß da wirklich nichts passiert ist... Hat sich ja gerade wie nen Drehbuchausschnitt von Cobra11 gelesen...:eek: (Nicht daß jetzt einer denkt, ich guck so'n Schei*... Ich wurde aber mal über nen längeren Zeitraum von meinem Mann und unserem Nachbarsburschen regelrecht dazu genötigt...:evil::D)

Hat Du denn nen paar Fotos für uns?????? (Also nicht von dem Unfall, sondern von der Gegend, dem Haus, sowas halt...)
Bitte, bitte, bitte...
 
AW: Reisebericht Riesengebirge

So siehts aus, mehr Bilder geht erst mal nicht (USB-Kabel vergessen).

HausCZ.jpg
 
AW: Reisebericht Riesengebirge

Donnerstag:

In einem Sportgeschäft habe ich eine Handpumpe für die knallroten Gummiboote gekauft. Da kann man mehr Druck erzeugen, als mit dem Elektrogebläse. Zum Transport lass ich jetzt die Häflte der Luft runter und falte den Kan hinten rein, sonst bekommte man Schlamm-Streifen am Himmel.

Bis jetzt sind wir ca 750 km gefahren und der Tank ist noch zu 1/4 voll. Demnächst werde ich dann doch mal tanken müssen, wir wollen ja nicht bis zum letzten Tropfen warten. Diesel kostet 30,90 Kronen der Liter, entspricht 1,24€. Das ist teurer als in Deutschland. Benzien kostet dagegen nur 1 Krone mehr.

Von Anfang an waren uns die sorgfältig ausgebauten Blitzableiter hier überall aufgefallen, in dieser Nacht erfuhren wir auch warum das so ist. Meine Fresse - was für ein Gewitter! Unsere Freunde vom Campingplatz haben sicher kein Auge zu gemacht. Heute morgen war der Himmel wieder wolkenlos und die Sonne hat gestochen.

Mit der Gastronomie sind wir mittlerweile auch wieder versöhnt. Nach zwei kulinarischen Katastrophen, gleich zu Anfang, haben wir nun auch wirklich gute Gaststätten gefunden. Merkwürdigerweise besteht eine Korrelation zwischen der Bedienung und der Qualität der Speisen, sodaß man fast Absicht vermuten könnte. Ich bin gewiss nicht pingelig, aber wenn man das Gulsch mit rohem Fleisch gesteckt bekommt, geht das in Richtung Attentat.
Es schein auch so, das man als Deutscher hier keinen sonderlichen Ruf genießt, was Anlaß zu Spekulation gibt, dass zur Ski-Saison hier Horden besoffener Teutonen, "Heil!" brüllend durch Land ziehen. Das wurde mir auch von einer anderen Urlauberin vorsichtig bestätig. Die drei Hanseln, die im Sommer aus Germany hierher kommen, können den Ruf auf jeden Fall nicht so aufgebaut haben.

Dieses Phänomen kann man aber sicher überall studieren, wo
a) die Wehrmacht schonmal war
b) Massentourismus wütet

Das wir bei der nächsten Urlaubsplanung auf jeden Fall mit berücksichtigt werden. Nur wo kann man da noch groß hin (ohne zu fliegen)??(
 
AW: Reisebericht Riesengebirge

Nur wo kann man da noch groß hin (ohne zu fliegen)??(


Immer wieder gern genommen, und wir sind noch nie enttäuscht gewesen: Kroatien.
Auch kein Schnäppchen-Urlaubsland mehr, aber man bekommt Qualität für sein Geld.
Und die Leute sind durchweg freundlich und hilfsbereit.
(Ausnahmen bestätigen sicher die Regel, aber wir mußten die Ausnahmen bei mehreren Kroatienaufenthalten noch nie erleben!)
 
AW: Reisebericht Riesengebirge

Montag 19.07. Reiten

Hier ist ein Reiterhof. Durch Zufall haben wir eines der spärlichen Hinweisschilder entdeckt und den Ort tatsächlich auch gefunden.

Kinder ab 12 dürfen alleine, Erwachsene natürlich auch ;-). Es gibt eine Parcourt mit Hindernissen und einen runden Herum-führ-Kreis.
Unsere Große (9) war ganz aus dem Häusschen und so habe ich eine Stunde Ausritt gebucht. Sie wurde von einem Pferdemädel geführt und ich durfte alleine hinterher. Dass ich meine Reitkünste direkt von Old Shatterhand und Winnetou gelernt habe, hat mein "Boris" auch sofort gemerkt und ausgenutzt. Das verfressene Vieh hat sich auf die Wiese gestellt und die Handbremse angezogen. Nach einigen "Ermunterungen" des mürrischen Pferdemädchens gelang es mir jedoch nach und nach "Boris" in den Griff zu bekommen. Der Ausritt dauerte eine Stunde und führte uns über Wiesen und durch die Wälder der Umgebung. Keine Motorengeräusche - nix. Nur das Zirpen der Grillen und hin und wieder ein Schnauben der Pferde. Cool, wie im Mittelalter. (Im Hintergrund lief die Musik von "Drei Haslenüsse für Aschenbrödel" - neee das ist natürlich Quatsch, aber wer den film kennt, weiss was ich meine.)
Der Ausritt war richtig schön und für 12€ pro Nase auch nicht teuer. Als wir wieder zurück waren habe ich dem Pferdemädchen 50 Kronen Trinkgeld gegeben (ca 2€), und gugge mal an, wie die plötzlich stahlen konnte! Na geht doch!

Anschließend haben wir dort noch gut Mittag gegessen.

Also falls mal jemand zufällig in der Nähe ist, da kann man hin.
 
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