Servus Leute,
ich klinke mich, wenn ich darf, hier mal kurz ein, da ich bis vor kurzem noch vor genau derselben Problematik stand wie die meißten hier.
Wir fahren allerdings einen T5.2, ich denke aber, dass der Lösungsansatz analog auf den T6 übertragbar ist.
Verunsichert durch den Thread "Seikel Getriebe und Tempomatfunktion" haben wir bewußt bei der Bestellung unseres Buses auf eine werkseitig verbaute GRA verzichtet und eine Nachrüstlösung z.B. mittels WAECO favorisiert. (WAECO ist übrigens inzwischen "Dometic")
Unser Bus wurde bereits vor Auslieferung auf das Seikel "Torque & Trail" Getriebe, das HD Dessert Fahrwerk und die Reifenfröße 225/75 R16 umgerüstet, so dass uns das Thema mit dem nicht (regelrecht) funktionierendem Tempomaten sehr wahrscheinlich betreffen würde.
Dann ergab sich im Thread "Seikelgetriebe und Tempomatfunktion" jedoch eine überraschende Wendung.
Hier schien plötzlich, eine wie auch immer geartete, Lösung möglich zu sein, so dass das Ganze wieder interessant wurde.
Problematisch sind wohl die verkürzten Getriebe von Seikel mit der Reduzierung des ersten Ganges um 18% bzw. 38%.
Dabei handelt es sich explizit nicht um die "VW Achsübersetzung offroad" mit dem Getriebekennbuchstaben PAR, denn hier funktioniert die GRA und war auch für den "Rockton" bestellbar.
Nicht bestellbar war die GRA hingegen für den "Rockton Expedition", denn dieser hat die "kleine " Achsübersetzung von Seikel verbaut.
Die Unterschiede liegen nur im Detail, haben aber große Wirkung.
Hier kommt ein kurzer Vergleich:
VW Achsübersetzung offroad:
1.-2. Gang 15% reduziert
3.-6. Gang 12% reduziert
Rückwärtsgang 13% reduziert
Seikel "klein":
1.-2. Gang 18% reduziert
3.-6. Gang 10% reduziert
Rückwärtsgang 17% reduziert
Seikel "Torque und Trail":
1. Gang 38% reduziert
2. Gang 18% reduziert
3.-6. Gang 10% reduziert
Rückwärtsgang 17% reduziert
Eigentliches Problem ist das Steuergerät für die GRA, dass die Übersetzung der einzelnen Gänge, also des Orginal Getriebes kennt und zum Schutz des Antriebsstranges eine ständige Plausibilitätsprüfung der Rad- und Motordrehzahl im jeweiligen Fahrbetrieb durchführt, stimmt da etwas nicht, oder ist es für das Steuergerät nicht erklärbar, bzw. einfach nur unheimlich, so wirft es den Tempomaten, im Rahmen einer gewissen Toleranz einfach raus.
Dies ist bei den Seikel Getrieben der Fall.
Das Steuergerät registriert bei verkürztem Getriebe eine erhöhte Motordrehzahl, gleichzeitig ist oft der Abrollumfang der Reifen und damit die pro Radumdrehung zurückgelegte Wegstrecke jedoch erhöht, d.h. der Bus müsste nach Berechnungen des Steuergerätes schneller sein, als er es tatsächlich ist und hält dies dann für unplausibel und lässt die Funktion des Tempomaten nicht zu.
Es ist wohl so, dass es mehrere Hersteller für das STG mit unterschiedlicher Software gibt und es so zu gewissen "Toleranzen" kommt und die Gänge manchmal erkannt werden oder eben auch nicht. Manchmal funktionieren auch nur die Gänge 1-3 oder nur 5 und 6, da gibt es die unterschiedlichsten Variationen (siehe dazu auch o.g. Thread).
Eine Vorhersage ist nicht zu treffen, alles reine Glückssache.
Lösung Nr 1:
Es wird ein Tempomat (z.B. WAECO) nachgerüstet, der die Geschwindigkeit nicht elektronisch, sondern analog abgreift, damit fällt die Plausibilitätsprüfung weg und alles funktioniert tadellos.
Mir persönlich jedoch war die WAECO Nachrüstung zu teuer und nach Erfahrungen eines Boardmitgliedes auch zu umständlich zu bedienen, da gibt es aber überstimmt auch ganz andere Meinungen.
Ich wollte eher eine "originale" Lösung und bin dabei auf einen Händler in Bielefeld gestoßen, der einen original VW Lenkstockhebel mit GRA incl. Kabelsatz, Einbau und Freischaltung für € 249,- anbietet.
Für den Preis, habe ich mir gedacht, kann ich es riskieren und gehe die 50/50 Chance, dass die GRA funktioniert, ein.
Notwendig wird allerdings ein Steuergerät mit der Endnummmer 087 oder höher, ansonsten muss zusätzlich auch noch das Steuergerät nachgerüstet werden.
Steuergeräte mit der Nummer 7E0 937 086 funktionieren leider nicht, hier müssen dann ca. € 339,- für ein neues Steuergerät zusätzlich investiert werden.
Zuvor habe ich jedoch über eine mögliche Lösung des Problems über die Anpassung der Wegstreckenkennzahl (WSK) via VCDS im Steuergerät im Thread "Seikel und Tempomatfunktion" gelesen und mir diese Option als Plan B aufgehoben.
Und was soll ich sagen, der Einbau und die Freischaltung haben problemlos funktioniert, die GRA allerdings nicht, d.h. das stimmt nicht ganz, die Gänge 1-5 waren tadellos, aber der 6. Gang wollte einfach nicht funktionieren und dies ist für mich bei langen Autobahn Etappen der wichtigste Gang.
Also musste Plan B her.
Im www. gibt es genügend Programme zur automatisierten Berechnung des Reifenumfangs in Abhängigkeit der Reifengröße und damit zur Bestimmung der korrekten Wegstreckenkennzahl.
Mann unterscheidet jedoch dynamischen und statischen Abrollumfang, was für mich jedoch nicht ausschlaggebend war.
Hier eine Übersicht der Wegstreckenkannzahlen für unseren Bus T5.2 GP (BJ. 2015), dabei ist die Wegstreckenzahl nichts anderes als die Radimpulse pro 1000m Wegstrecke und damit direkt proportiononal zum Radumfang. Nachzulesen auch im Nachbarbord. Verlinkt über einen Thread hier im Board "Tachoangleich mit VCDS" Page 2, Beitrag #35.
Lösung Nr. 2:
Über VCDS kann man das Kombiinstrument aufrufen und dort über einen Untermenüpunkt die Wegstreckenkennzahl eingeben.
Bei uns war entsprechend der Radgröße 225/75 R16 und Tachoanpassung die Wegstreckenkennzahl 2 kodiert. Unser Tacho ging auf 6-7 km/h genau (Tacho 107 km/h = GPS 100 km/h).
WSK 1 = 20888 (2298 mm)
WSK 2 = 21100 (2275 mm)
WSK 3 = 21312 (2252 mm)
WSK 4 = 21868 (2195 mm)
WSK 5 = 23000 (2087 mm)
WSK 6 = 23232 (2066 mm)
WSK 7 = 23464 (2046 mm)
Je mehr Radimpulse pro 1000 m desto geringer (kleiner) der Radumfang.
Jetzt habe ich im folgenden einen Denkfehler gemacht und die WSK noch genauer an den tatsächlich vorliegenden Radumfang angepasst, was der WSK 1 entsprochen hat, im Glauben, je genauer der Radumfang, desto genauer die Berechnung und damit Umsetzung des STG.
Pustekuchen, mit der WSK 1 ging dann plötzlich gar nichts mehr, die Gänge 4,5 und 6 waren weg.
Also anders herum.
Die Idee dahinter ist, man sagt dem Steuergerät, dass es mit einem wesentlich kleinerem Radumfang rechnen soll, damit wird die Plausibilitätsprüfung des Steuergerätest in Abhängigkeit von Drehzahl und pro Radumdrehung zurückgelegter Wegstrecke wieder sinnvoll und das Steuergerät akzeptiert die GRA.
Dies könnt ihr auch direkt prüfen, ist im Multifunktionsdisplay die Ganganzeige aktiv, d.h. wird der eingelegte Gang angezeigt, dann funktioniert auch die GRA.
Bei mir war nach dreimaligen ausprobieren die WKS 4 die optimalste. Hier funktionieren mit der GRA alle sechs Gänge, gelegentlich fällt der fünfte Mal aus, das ist jedoch für mich erträglich.
Allerdings müsst ihr genau auf die angezeigte und reale Geschwindikeit achten, die tatsächliche Geschwindikeit darf laut Gesetzgeber nie über der angezeigten liegen.
Unser Tacho geht nun sehr genau, das heißt laut Tacho angezeigte 100 km/h entsprechend realen 98 km/h, da ist also nicht viel Toleranz.
Jedoch gewöhnt man sich schnell daran.
Für andere Rad/Reifenkombinationen werden sicherlich ändere WSK notwendig.
Das Ergebnis gilt für unseren T5.2, ich denke aber die Vorgehnsweise lässt sich ebenso auf andere T5 oder T6 übertragen und wäre eine Option zur Lösung des GRA Problems bei verbautem Seikelgetriebe.
So, nun hoffe ich, dass ich euch nicht allzu sehr verwirrt habe und ihr von meinen Erfahrungen eventuell profitieren könnt.
Viele Grüße und immer eine handbreit Schotter unter den Rädern
Holger