kurz und hart oder lang und sanft - Bremsenverschleiß?

schweineeimer

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Neulich einen kneipenphilosophischen Exkurs in die Kraftfahrzeugtechnik unternommen...
Auch nach Zufuhr etlicher anregender Getränke ist es uns nicht gelungen, folgende Frage endgültig zu beantworten:

Halten Bremsen (Beläge und Scheiben) länger wenn man kurz und stark bremst, oder verschleißen sie weniger wenn man sanfter und dafür auf längerer Strecke bremst?

Kanns hier jemand überzeugend darlegen?

Vielen Dank und allen ein sonniges Wochenende!
 
Kommt drauf an :D
Für lange Passabfahrten und eine betont sportliche Fahrweise gilt: Kurz und heftig.
In der Stadt oder auf der Landstraße gilt: Lang und sanft für eine "harmonische" Fahrweise.
Auf der Autobahn ist beides sinnvoll: Kurzes und heftiges Abbremsen aus hoher Geschwindigkeit (LKW zieht auf die Überholspur), danach langes und sanftes Abbremsen.

Du fragst ja nach dem Verschleiss. Die vernichtete Energie ist unabhängig von der Art des Bremsens gleich. Schädlich ist ein Abstellen des Fahrzeugs mit glühenden Bremsscheiben, Bremsen wollen genauso geschont werden wie eine Kupplung. Extrem wichtig ist der regelmäßige Wechsel der Bremsflüssigkeit.
 
kurz und hart oder lang und sanft


hechel.gif
 
Die Frage lässt sich nur sinnvoll beantworten, wenn man die Randbedingungen klar und vereinfachend festlegt. Passfahrten oder Stadtverkehr oder Autobahn mit und ohne Stau beinhaltet zuviele Parameter.
Generell wird bei dem Bremsvorgang die kinetische Energie des Fahrzeugs über Reibung komplett in Wärme überführt, was dazu führt, dass Bremsscheibe und Beläge erhitzen. Diese Wärme wird durch Fahrtwind abgeführt. Geht man davon aus, das eine höhere Temperatur der Bauteile eine erhöhte Abnutzung bedingen (wovon auszugehen ist), ist eine kurz/hart Bremsmethode materialraubender, da bei der anderen Methode schon während des längeren Bremsvorgangs Wärme abgeführt und somit die erreichte Endtemperatur niedriger gehalten wird. Dafür müssen die Bremsvorgänge aber diskret sein, also deutlich voneinander getrennt sein.
Wenn man saft und lange bremst, kommt aber noch hinzu, dass die Bremswirkung über die Motorbremse einen deutlichen Beitrag leistet, was die Temperatur und damit die Abnutzung an den Bremsen geringer hält.

Klugscheissmodus aus :rolleyes:
 
In der Praxis stellt sich die Frage gar nicht, man bremst einfach situationsgerecht. Kurz und heftig heizt die Bremse weniger lange auf bzw. gibt längere Abkühlungsintervalle. Das ist für die Bremse besser, aber nicht unbedingt für den Hintermann oder für den eigenen Führerschein. Aber: wer später bremst ist länger schnell.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke auch, dass wir in vielen fällen keine Wahl haben und bremsen, wie es die Situation erfordert.
Ansonsten ist vorausschauendes Fahren die materialschonendste Variante. Wenn ich rechtzeitig vom Gas gehe und erst mal die Motorbremse wirken lasse, muss die Fußbremse weniger tun und wird entsprechend weniger abgenutzt..

Was die Materialabnutzung anbelangt, sagt mir mein Bauchgefühl, dass Dinge länger halten, mit denen man sanft umgeht, als die Dinge, mit denen ruppig umgegangen wird.

Gruß
Herby
 
Hallo,

Was den reinen Verschleiß angeht, ist eher wohldosiertes, etwas längeres Bremsen besser. Allerdings ist es so, dass beim ständigen "streicheln" der Bremse, ohne das die mal über die gesamte Reibfläche der Bremsscheibe sauber wird auch nicht gut. Denn dann trägt der Belag nicht mehr auf der ganzen Fläche und die Scheibe läuft ein. Wenn der Rand sich vergrößert und anfängt abzublättern, kann man die Bremse spätestens bei der nächsten HU raushauen, obwohl es von der reinen Belagstärke her noch gegangen wäre. Das kommt Hauptsächlich bei älteren Herrschaften vor, die eher durch vorsichtige Fahrweise auffallen... Denen muss man dann erklären, dass die Bremse auch hin und wieder mal etwas gefordert werden muss, um sauber zu bleiben und insgesamt länger zu halten.

Gruß
Daniel
 
Im Motorsport gilt die Regel kurz und hart bremsen. Da geht es allerdings nicht um den Verschleiß sondern um die Wärmeabfuhr.

Gruß, Marcus
 
Da geht es allerdings nicht um den Verschleiß sondern um die Wärmeabfuhr.

Ich frag mal ganz doof
:-)
Wieso?
Bei lang und sanft ist der Temp Peak niedriger.
Ist es im Motorsport nicht eher so wie @MarBo sagt? Länger schnell fahren und dadurch weniger Zeit verlieren?
 
Liegt daran, dass die Bremsen zwischendurch mehr Zeit haben abzukühlen.

Außerdem ist das Temperaturgefälle größer wenn es einen hohen aber kurzen Peak gibt. Je größer das Temperaturgefälle, desto mehr Wärme wird abgeführt.

Gruß, Marcus
 
Die Antwort von @MarcusMüller geht in die richtige Richtung, ist aber nicht ganz vollständig.

Für instationäre Wärmeleitungsprozesse ist die Temperaturleitzahl die entscheidende Materialgröße. Nicht zu verwechseln mit der Wärmeleitfähigkeit. Bei einem langsamen Bremsvorgang steigt die Temperatur bis weit im Material bis hin zu dem Effekt der kochenden Bremsflüssigkeit.
Bei einem kurzen Bremsvorgang steigt die Temperatur an der Oberfläche der Scheibe stark an, was einen hohen konvektiven Wärmeübergang durch die Luftströmung begünstigt.

Gruß

Dödel
 
@dödelhans komm zurück.
Nicht erst mit Fachwissen um sich werfen und dann die Frage nicht beantworten ;-)
 
verschleiss ist ja nochmal was anderes. dazu müsste man jetzt die temperaturabhängigen materialkennwerte der scheiben und klötze kennen....wenn man das verschleissthema auf deren abrieb beschränkt.
in der Realität ist wohl aber eher die Sicherstellung der Funktion bei heisser Bremse unter allen Bedingungen das kritische Thema. Da ist dann die Kühlung schon sehr wichtig.

Gruß

Dödel
 
Danke für den Thread, dasselbe hatten wir auch schon ergebnislos am Stammtisch.

Wobei es nur um den theoretischen Verschleiß ging.

Das es in der Praxis anders aussieht, ist ja klar.

Wenn ich das richtig verstehe, ist der Verschleiß bei kurz und hart geringer, weil sich das ganze Bremsgedöns nicht so stark erhitzt und mehr Hitze = mehr Abrieb.
 
Wenn ich das richtig verstehe, ist der Verschleiß bei kurz und hart geringer, weil sich das ganze Bremsgedöns nicht so stark erhitzt und mehr Hitze = mehr Abrieb.

Nicht zwingend. Die Spitzentemperaturen sind für kurze Zeit sogar größer.

Ohne die Kennlinie zwischen Temperatur und Verschleiß zu kennen kann man da nichts zu sagen.

Gruß, Marcus
 
Ihr fahrt eine Karre, die unter 30Kilo nicht zu bekommen ist und unterhaltet euch über Bremsbelagverschleiß?

Gebremst wird der Situation angemessen und wenn die alten Beläge runter sind kommen neue drauf.

Grüße,
Arne
 
Ihr fahrt eine Karre, die unter 30Kilo nicht zu bekommen ist und unterhaltet euch über Bremsbelagverschleiß?

Gebremst wird der Situation angemessen und wenn die alten Beläge runter sind kommen neue drauf.
Hallo Arne,
hier und jetzt hast du natürlich recht!
Aber für die Diskussionsthemen heute Abend am Stammtisch lege ich die Hand nicht ins Feuer...

Gruß
Herby
 
Was mich betrifft, geht es mir NUR um die Theorie.

Neugierde, Interesse an Physik ...

Nenn' es wie Du willst. Sparsamkeit ist es nicht.

Zumal, wer rastet, der rostet. Dann sind die Bremsen bei jedem TÜV neu zu machen und das kommt teurer als verschleißfrei zu bremsen.
 
Hallo Arne,
hier und jetzt hast du natürlich recht!
Aber für die Diskussionsthemen heute Abend am Stammtisch lege ich die Hand nicht ins Feuer...

Gruß
Herby

Nun ja, da hast Du wohl Recht.
Das positive am Stammtisch: Über kurz oder lang werden sich die Beläge in Alkohol auflösen und trotzdem wird alles gut.

Was mich betrifft, geht es mir NUR um die Theorie.

Neugierde, Interesse an Physik ...

Nenn' es wie Du willst. Sparsamkeit ist es nicht.

Zumal, wer rastet, der rostet. Dann sind die Bremsen bei jedem TÜV neu zu machen und das kommt teurer als verschleißfrei zu bremsen.

Was die Theorie betrifft müsste man aber sehr viele Parameter genauer definieren. Zu viele Unbekannte.
Den Rost unterschreibe ich, meine Frau fährt sicher nicht langsam, aber völlig frei von Bremsenverschleiß. Keine Unbekannte.
Die Nutzung der Bremse war allerdings Voraussetzung für das Thema.

Bin gespannt.

Grüße,
Arne
 
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