CES: Deutschland verliert das Wettrennen ums autonome Fahren
Selbst in den USA wird das autonome Auto nicht so bald den Durchbruch schaffen – und Deutschland ist noch langsamer.
Doch wer nach Jahren der Ankündigungen auf konkrete Serienmodelle gehofft hat, wird enttäuscht.
Das neue Elektro-SUV der jungen Marke Byton beherrscht zwar das autonome Fahren nach Level 4 (von 5), kommt aber erst 2019. Und das auch vorerst nur in China.
Auch Egil Juliussen sieht in den kommenden Jahren keinen schnellen Durchbruch für Robo-Autos. „Die ersten autonomen Fahrzeuge – abgesehen von nachgerüsteten Testträgern – kommen 2019 in den Flotten von fahrerlosen Mobilitätsdiensten“, sagt der Direktor des Automotive Technology Research bei dem Marktanalyseunternehmen IHS Markit.
Seine Prognose: 2021, wenn vollautonome Autos erstmals für Privatkunden käuflich sein werden, geht Juliussen von 51.000 Einheiten aus – weltweit. "Die Vorhersagen von IHS Markit erwarten rund eine Million verkaufter Einheiten im Jahr 2025, die sich über geteilte Fahrzeugflotten und Autos in Individualbesitz verteilen", sagt der Analyst.
Die Entwicklung ist laut Szenario der IHS-Forscher nicht aufzuhalten. 2040 gehen sie von 33 Millionen autonomen Fahrzeugen pro Jahr aus. Mit einer interessanten globalen Verteilung:
- In den USA werden ab 2019 die ersten autonomen Fahrzeuge im Einsatz sein. Nicht nur dank Waymo, General Motors und Uber sind viele Bundesstaaten wie auch die US-Regierung technologiefreundlich gesinnt und dürften das ohnehin bereits offene Regelwerk noch stärker auf autonome Fahrzeuge zuschneiden. In den USA machen die angekündigten Testflotten den Anfang. 2021 kommen hier die ersten Autos für Privatkunden. Volumen 2040: 7,4 Millionen autonome Autos pro Jahr.
- In China werden bald Gesetze für Tests und Entwicklung autonomer Fahrzeuge erwartet. Danach dürfte es schnell gehen: Mobilitätsdienste, die sich bereits heute in chinesischen Großstädten etabliert haben, werden auf autonome Fahrzeuge umstellen. Die Experten gehen davon aus, dass auch die fahrerlose Variante bei der technikaffinen Bevölkerung beliebt ist. Volumen 2040: 14,5 Millionen autonome Autos pro Jahr.
- In Europa ist die regulatorische Lage schwieriger, wie Uber und Co bereits heute erfahren müssen. In dem IHS-Szenario wird Europa also eine andere Entwicklung nehmen als die USA und China. Hier wird die Balance zugunsten autonomer Autos in Privatbesitz kippen – vor allem bei den technologiegetriebenen Premiummarken. Entsprechend geringer fallen die erwarteten Absatzzahlen aus. Volumen 2040: 5,5 Millionen autonome Autos pro Jahr.
- Außerhalb dieser drei Hauptmärkte kann die Entwicklung sehr unterschiedlich verlaufen. In Ländern wie Japan, Südkorea, Australien und Kanada sehen die IHS-Experten durchaus das Potenzial für eine zügige Entwicklung. In anderen Teilen der Welt seien die Bedingungen aber deutlich schwieriger, was die Entwicklung verlangsame. Volumen 2040: 6,3 Millionen autonome Autos pro Jahr.
Autonome Autos auf der CES: Tech-Unternehmen drängen ins Geschäft
Für die etablierten Autobauer kann das entscheidend werden: Derzeit drängen Technologieunternehmen wie die
Google-Schwester Waymo,
Apple und viele andere Konzerne ohne eigenen Autobau in die Branche, vor allem bei technologisch getriebenen Themen wie selbstfahrenden Autos oder Fahrvermittlungsdiensten. Auch die CES-Premiere Byton wird von Tencent aus China und Foxconn aus Taiwan finanziert.
Sprich: Warum sollte ein Nutzer in wenigen Jahren auf seinem Smartphone das Mobilitätsangebot von
Daimler oder
Audi aufrufen, wenn er über
Google eine Fahrt viel günstiger und vermutlich mit geringeren Hürden vermittelt bekommt?
„In den nächsten drei bis fünf Jahren wird sich zeigen, wer das Feld anführt“, sagt Schmidt. „Das Wettrennen wird gewinnen, wer die klügsten Partnerschaften eingeht: Sowohl Tech-Unternehmen wie die Halbleiterhersteller oder klassische Zulieferer, die etwa bei Batterie- und Ladetechnologie wichtige Lücken im Portfolio der Hersteller füllen, sind dafür entscheidend.“
So hat
VW im Vorfeld der CES angekündigt, beim autonomen Fahren mit dem US-Start-up Aurora zusammenarbeiten zu wollen.
Das erklärte Ziel der Partnerschaft: Die Entwicklung selbstfahrender Elektroautos für „Mobility-as-a-Service“-Dienstleistungen.
Autonome Autos auf der CES: 2018 zieht die KI ins Auto ein
Doch bis Privatleute vollautonome Autos kaufen können, vergehen „vermutlich noch ein paar Jahre“.
Deshalb glaubt Schmidt, dass sich der Fokus im Jahr 2018 auf ein anderes Thema legen wird, das bald zum größeren Hype werden könnte: die Vernetzung von Autos mit dem Internet. „Hier entscheidet sich vieles, und zwar sehr bald“, meint er.
Die „in-vehicle-AI“ (Artificial Intelligence, Künstliche Intelligenz), wie Schmidt und Seiberth sie nennen, sei weitgehend marktreif. „Dienste wie Amazons Alexa oder der
Google Assistant bringen KI ins Auto, die dem Nutzer auch zu Hause und bei der Arbeit zur Verfügung stehen“, sagt Schmidt. „Auf diese Weise wird das vernetzte Auto endlich vom Transportmittel zum wirklich nützlichen Mobilgerät.“
„Künstliche Intelligenz revolutioniert das Auto“, sagt auch
VW-Markenvorstand Herbert Diess auf der CES.