Gummi-Wahrheiten

Parasol

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zwischen Ammer und Lech
Mein Auto
T5 Sondermodell
Erstzulassung
29.06.2006
Motor
TDI® 128 KW
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ab Werk
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Premium-Diesel
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6-Gang
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Volksbus
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RNS 510
Extras
Hab längst den Überblick verloren
Umbauten / Tuning
Wo soll ich anfangen?
Typenbezeichnung (z.B. 7H)
7HM
Liebe Kollegen,

weil doch immer wieder zum Thema Reifen einige Dinge hier kursieren, die nach neuester Erkenntnis nicht oder nicht mehr ganz so stimmen, habe ich mich kürzlich ja schon zum Kapitel "Reifenhaftung" etwas breiter ausgelassen.

Heute quäle ich Euch mal mit den Vorurteilen zu den Themen Rollwiderstand und Breitreifen 8)




Gummi-Wahrheiten


Es gibt einige Weisheiten rund um das Thema Bereifung, die halten sich unter Autofahreren hartnäckig. Und darüber hinaus so lange, dass sie von der Realität längst überholt wurden.


Früher galt zum Beispiel die Devise, dass schmale Reifen im Winter eindeutig Vorteile gegenüber breiteren Formaten haben. "Früher", also vor einigen Jahrzehnten und damit viele, viele Reifengenerationen zuvor, stimmte das sogar: Denn die damals noch sehr grobstolligen Winterreifen hatten im Vergleich zu heutigen Winterpneus so miserable Haftungseigenschaften, dass sie nur aufgrund ihrer kleinen Aufstandsfläche genügend Druck auf den Schnee ausüben konnten. Nur so ließ sich dieser verdichten und bot den damals monströsen Stollen genügend Widerstand, um sich zu verkanten und Vortrieb zu erzeugen. Heute ist das völlig anders: Bis zu zweitausend Griffkanten (die so genannten Lamellen), hochwirksame und kälteunempfindliche Silica-Gummimischungen sowie ausgeklügelte Profile machen es heute möglich, ja geradezu empfehlenswert, im Winter dieselbe Reifenbreite zu fahren wie im Sommer (von Nebenanforderungen wie etwa Schneeketten-Montagemöglickeit mal abgesehen).


"Grüne" Breitreifen? Gibt's nicht!


Noch so ein Vorurteil, bitte? Eines, das vor geraumer Zeit durchaus Bestand hatte, heute jedoch durch andere Prinzipien längst ersetzt wurde? Nehmen wir doch mal die gängige Aussage: "Breite Hochleistungsreifen kosten viel mehr Sprit und können deshalb niemals als "grün" und damit als ressourcenschonend gelten!"
Nun, zum Teil stimmt das, andererseits auch wieder nicht. Und mancher moderne Breitreifen ist viel grüner als sein schmaleres Pendant. Parodox, nicht wahr? :confused: Doch der Reihe nach.


Warum ist ein Reifen überhaupt verantwortlich für den Kraftstoffverbrauch? Es ist doch wohl der Motor, der Benzin oder Diesel verbrennt, und nicht der Reifen! So einfach ist das leider nicht. Ein Auto verbraucht Kraftstoff, weil es beim Fahren eine Menge von Widerständen überwinden muss. Die Kraft dazu liefert der Motor, der sich seine Energie unerbittlich aus dem Tank holt X(. Zu diesen unvermeidlichen und gemeinerweise auch noch gleichzeitig auftretenden Widerständen zählen Reibungsverluste (in allen sich drehenden Teilen, und das sind im Auto nun wirklich viele: Motor, Getriebe, Achsen, Räder, Wellen, Lager...), der Steigungswiderstand am Berg (den kennen und hassen vor allem die Fahrradfahrer unter uns), der Luftwiderstand sowie der Rollwiderstand der Reifen.

Letzterer ist so hoch, dass er auf der Autobahn rund 20, in der Stadt sogar bis zu 30% des Krafstoffverbrauchs ausmacht. Oder anders ausgedrückt: Jede fünfte bis vierte Tankfüllung geht auf das Konto der Reifen :eek: ! Wer hätte das gedacht?


Zugegeben: Dass die meisten Autofahrer das nicht wissen und auch beim Fahren nicht spüren, kann man ihnen kaum verdenken. Unbewusst gibt man nämlich immer so viel Gas, bis die Wunschgeschwindigkeit erreicht ist. Stellt sich die Frage: Was ist denn dieser Rollwiderstand? Wie entsteht er? Kann man den nicht einfach "abschaffen"? Und macht es einen Unterschied, ob ich einen eher "braven" Standardreifen oder einen sportlichen Breiten fahre?


Beim Abrollen auf der Straße passiert Folgendes: Jeder einzelne Gummiblock (wirklich jeder) im Reifenprofil wird beim Einlaufen in die Bodenaufstandsfläche von der kreisrunden in eine flache Form auf der Straße gezwungen. Dabei wird der arme Kerl – wie seine Brüder zuvor und die nachfolgenden – gestaucht, verbogen und gezerrt. Gut, dass er nicht seinen schmerzvollen Protest hinausrufen kann ;(. Kurz darauf wird er am anderen Ende wieder "ausgespuckt". Bis nach einer Radumdrehung später das Spiel von vorne losgeht. Bei Tempo 100 etwa 15 mal pro Sekunde.



Unser Beispiel-Gummiblock hat nun aber hat die Eigenschaft, nur einen Teil der in ihn gesteckten Verformungsenergie durch Zurückfedern wieder abzugeben. Der überwiegende Teil wird in Wärme umgesetzt – als Energie für immer verloren :uuups:.


Diese so genannten (Achtung Fachausdruck!) Hysterese-Verluste des visko-elastischen vulkanisierten Gummis sind einerseits natürlich unerwünscht, weil Energie nutzlos an die Umgebung abgegeben wird. Andererseits aber ist die Fähigkeit, Energie aufzunehmen, unverzichtbar, um beim Auftreten von Längs- und Querkräften die Haftung auf der Fahrbahnoberfläche zu sichern. Und darum gilt, so paradox das klingen mag: Ohne Rollwiderstand taugt ein Reifen nichts ?(. Ja, watt denn nu?


Okay, ohne Rollwiderstand läuft also nichts. Reduzieren wir ihn doch dann einfach auf ein Minimum! Im Prinzip wäre das sogar eine blendende Idee – wenn es in unseren Breiten garantiert niemals regnen würde! Denn leider sind niedriger Rollwiderstand und gute Nässehaftung zwei gegensätzliche Eigenschaften beim Konstruieren eines Reifens. Die Entwickler sprechen deshalb zutreffend vom "klassischen Zielkonflikt". Ein maximal rollwiderstandsoptimierter Reifen würde spürbar weniger Kraftstoff verbrauchen. Doch sobald die ersten Regentropfen fallen, müsste das Auto in der Garage beleiben – keine wirklich brauchbare Lösung :help:.


Doch die Lage ist nicht aussichtslos, im Gegenteil: Dank hochmoderner Gummimischungen, die aus dem "Wundermittel" namens Silica und den Wirkbeschleunigern aus der Gruppe der Silane bestehen, bleibt die prinzipielle Feindschaft von Haftung und Rollwiderstand zwar bestehen, doch wird dieser Spagat auf ein sehr, sehr hohes Niveau gehoben. Ergebnis: Diese modernen Gummimischungen, erstmals schon in den Neunziger-Jahren des letzten Jahrhunderts eingesetzt, führen zu einer Reduzierung des Rollwiderstandes um bis zu 30 Prozent, was wiederum einer Senkung des Kraftstoffverbrauchs um bis zu fünf Prozent entspricht.


Gibt es noch andere Einflussfaktoren als die Gummimischung? Allerdings, die gibt es: Hierzu zählen der Reifendruck, die Beschaffenheit der übrigen Reifenbauteile wie Seitenwand oder Karkasse, die Steifigkeit des Gummigemischs, das Federverhalten des Reifens, die Profilgestaltung und die Verteilung des Bodendrucks auf der Straße. Eine große Rolle spielen auch Fahrbahnbeschaffenheit und die Fahrgeschwindigkeit, doch hierauf hat der Konstrukteur aus verständlichen Gründen keinen Einfluss.


Neben der Gummimischung sind das Einfederungsverhalten und die Gestaltung der Bodenaufstandsfläche des Reifens die Haupt-Stellgrößen für den Rollwiderstand. Und so haben es die Ingenieure geschafft, selbst Hochleistungsreifen zu unerwartet guten Rollwiderstandswerten zu verhelfen, sie "grün" zu machen: Die Flanken der sportlichen schnellen Breitreifen verformen sich weniger als die vergleichsweise hohen Seitenwände von Standardreifen. Dabei geht weniger Energie verloren und das spart eben Kraftstoff. Dass diese neueste Generation von Hochleistungsreifen dennoch erstaunlich komfortabel und geräuscharm abrollt, ist das Ergebnis sehr ausgeklügelter und fein aufeinander abgestimmter Bauteile und Mischungen in der Lauffläche und im inneren tragenden Gerüst des Reifens. Manchmal stellt die moderne Technik Althergebrachtes eben auf den Kopf.


Und das bedeutet: Moderne Hochleistungsreifen bieten neben den ohnehin überragenden Eigenschaften wie Lenkpräzision, Seitenführungspotenzial oder extrem kurzen Bremswegen auf nassen wie trockenen Straßen auch das gute Gefühl, an mancher Tankstelle vorbeifahren zu können, die man "früher" hätte ansteuern müssen. "Breit = durstig" – diese Formel gilt so nicht mehr. Wenn ein "Breiter" dennoch mehr Kraftstoff verbraucht, dann liegt das am unter Umständen höheren Luftwiderstand. Der Fahrtwind "sieht" eben mehr Stirnfläche, auch kann es sein, dass die Luft ungünstig verwirbelt, was den Widerstand und damit den Verbrauch weiter erhöht.


Alle diese Überlegungen spielen nur bis zu einer Geschwindigkeit von rund 100 km/h eine gewichtige Rolle, oberhalb diesesTempos verliert der Rollwiderstand zunehmend an Bedeutung. Mit weiter zunehmender Geschwindigkeit bestimmt immer mehr und zum Schluss fast nur noch der Luftwiderstand den Gesamtfahrwiderstand. Das liegt daran, dass der Luftwiderstand mit dem Quadrat der Geschwindigkeit wächst. Und das heißt z.B., dass bei einer Erhöhung des Tempos von 100 auf 200 km/h der Luftwiderstand sich nicht verdoppelt, sondern sogar vervierfacht. Diesen Effekt kennen sogar Radfahrer: Geht es bergab, wird das Rad zunächst erfreulich schneller, doch recht bald ist Schluss damit und will der Fahrer noch Tempo zulegen, muss er sogar in die Pedale treten, und das bergab!


Darüber hinauis bleibt der korrekte Luftdruck im Reifen unverändert wichtig. Denn zu niedriger Luftdruck lässt den Reifen wieder mehr walken und das führt, wie oben beschrieben, zu höherem Rollwiderstand. Tipp: Regelmäßig den Reifendruck prüfen, z.B. bei jedem Volltanken. Und: Erhöhen Sie doch mal versuchsweise den Reifendruck (gemessen am kalten Reifen) um 0,2 bar gegenüber dem empfohlenen Richtwert. Wenn danach der Abrollkomfort nicht leidet, haben sie abermals den Rollwiderstand reduziert – zum Nulltarif!

So, genug geschwafelt ;)

LG

Dirk
 
AW: Gummi-Wahrheiten

Chapeau! :danke:
 
AW: Gummi-Wahrheiten

Hi Dirk

Wie "IMMER" ein klasse Beitrag :danke:

Wenn du noch die Winter +8 Grad Regel (die ja eh nicht mehr stimmt für den wechsel) auch so ausführlich hinbekommst - bist du mein HELD

LG Stephan
 
AW: Gummi-Wahrheiten

Hi Dirk

Wie "IMMER" ein klasse Beitrag :danke:

Wenn du noch die Winter +8 Grad Regel (die ja eh nicht mehr stimmt für den wechsel) auch so ausführlich hinbekommst - bist du mein HELD

LG Stephan

Jaja, die Sieben-Grad-Regel...:tongue:. ich weiß zufällig, wie sie entstanden ist, nämlich als der ADAC seinerzeit eher willkürlich einen Wert nannte, als ein "böser" aber wichtiger Journalist (Nein, ICH war's nicht :eek: ) wissen wollte, wann genau man denn nun wechseln müsse. Und weil nun andere "noch viel bösere " Journalisten schon mal beim anderen abschrei... ääh: den Wortlaut nach eingehender Prüfung inhaltlich übernehmen, wurde aus dem Gerücht schnell unumstößliche Wahrheit. Jaja, so war das. Damals.

Nee, mal im Ernst: So völlig daneben sind diese sieben Grad auch wieder nicht. Sie sind eine gewisse Orientierungshilfe, mehr nicht, aber immerhin. Und wer sich nun mit Reifen überhaupt nicht auskennt (dazu später mehr), warum soll man dem Mann/der Frau nicht diese Hilfe an die Hand geben? Es schadet ja nicht, weil unter 15°C Winterreifen nicht mehr – wie im Hochsommer – erhöhtem Verschleiß unterworfen sind.

Bei mir hat's grade aktuell 5,7°C draußen, und ich habe bewusst noch nicht gewechselt. damit warte ich, bis erkennbar die erste Kaltfront mit Schnee heranrollt. ich muss allerdings zugeben, dass ich zu den Selbstwechslern gehöre, also sehr spontan reagieren kann. Müsste ich erst einen Termin beim Händler machen, sähe das auch bei mir völlig anders aus.


So, nun zu dem, was ich eben angedeutet habe (das mit der Unkenntnis und dem Unwissen). Hier mein Report anlässlich einer Fachtagung zum Thema "Der Reifen, das unbekannte Wesen"




Nichts dazugelernt?

Der Reifen an sich hat ein grundlegendes Problem: Er funktioniert gut. Zu gut, um es präzise zu formulieren. Und weil das so ist, interessiert sich so gut wie niemand für die vier Gummis auf seinem Auto. Wozu auch? Sie werden im täglichen Fahrbetrieb nicht wahrgenommen, stecken alles klaglos weg, machen nie Ärger. Sie rollen so vor sich hin, lenken, bremsen. Ist doch prima so! Technik, die scheinbar so hervorragend funktioniert, die vergisst man einfach. Paradox? Keineswegs, bekräftigt Alexander Bahlmann, PR-Chef der Conti-Reifendivision, vor Fachjournalisten. „Es ist im Prinzip seit Jahren unverändert: Der Reifen ist ein zuverlässiges HighTech-Produkt, das auf Low Interest trifft“. Oder kurz: Für Reifen interessiert sich praktisch niemand. Trotz ausgeklügelster Profiltechnologien, fein abgestimmter Hochhaftungs-Gummimischungen, maximal hochgeschraubter Aquaplaningperformance, kürzestmöglicher Bremswege. Aber niemand weiß es, niemanden kümmert es. Unerotisch, uninteressant. Uncool.

Reifen – na und? Die sind schwarz und rund seit eh und je, hocken in schmutzigen Radhäusern, sollen bitteschön möglichst wenig kosten. Bestenfalls beim lästigen, aber unvermeidlichen Neukauf alle paar Jahre schenken den Reifen die Autofahrer ein kurzfristig aufflammendes Interesse. „97 Prozent der Autofahrer“, erläutert der Moderator, „wissen etwa nicht, dass die gesetzliche Mindestprofiltiefe eines Pneus bei 1,6 Millimetern liegt und dieser darunter nicht mehr im Straßenverkehr bewegt werden darf“. Bahlmann stützt seine erschreckende Botschaft auf eine repräsentative Studie von mindline energy, die der Hannoveraner Reifenhersteller 2012 in Auftrag gegeben hatte: 1.000 deutsche Frauen und Männer wurden auf ihr Wissen zu Reifen allgemein und zu den Besonderheiten des Winterreifens befragt. Viele Autofahrer sind demnach weder über die bestehenden gesetzlichen Regelungen zu Reifen, die „situative“ Winterreifenpflicht sowie über das Leistungsvermögen ihrer Winterpneus ausreichend informiert. Gerade mal elf Prozent stufen sich als „hoch involviert“ ein, wenn es um ihre Selbsteinschätzung zu Autointeresse und Reifenbewusstsein geht. Die meisten Autofahrer halten höhere Grenzwerte bei der zulässigen Profiltiefe für gültig und entscheiden sich für den Wechsel bei vier oder drei Millimetern Restprofiltiefe. Auch die gesetzlich vorgeschriebene Nutzung von Winterreifen wird noch nicht von allen Autofahrern befolgt: Vier Prozent „Umrüstverweigerer“ waren trotz der Pflicht zur „angepassten Bereifung“ im letzten langen und strengen Winter auf Sommerreifen unterwegs. Und noch eine Zahl: Fünfzehn Prozent vertrauten auf die für wirklich winterliche Straßen (und umgekehrt auch bei hochsommerlichen Verhältnissen) eher bedingt geeigneten Ganzjahresreifen. Ignoranz und Unkenntnis machten aber auch vor den eigenen Reifen der Befragten nicht Halt: Mehr als die Hälfte der Teilnehmer wusste nämlich nicht einmal, wie viel Millimeter ihre eigenen, beim Händler oder im Autohaus eingelagerten Winterreifen noch aufwiesen. Oder wie diese heißen oder welche Größe sie haben.

Aber auch die Vorteile von breiteren Reifen im Winter sind immer noch wenig bekannt: 45 Prozent der Autofahrer entscheiden sich nach Conti-Aussagen, einem ungeschriebenen Gesetz aus längst vergangenen Epochen folgend, für schmalere Reifen als in der warmen Jahreszeit oder halten die Reifenbreite generell für unwichtig. Breitere Winterreifen, mit denen sich die Seitenführung und die Lenkpräzision gerade auf festgefahrenen Schneedecken deutlich verbessert und Bremswege deutlich verkürzen lassen, würden gerade ein Drittel der Befragten montieren

Immerhin: Den meisten Autofahrern ist bekannt, dass man mit Winterreifen und erst recht mit Sommerreifen bei winterlichen Bedingungen zwar mit längeren Bremswegen rechnen muss. Conti gibt als „Richtwert“ für diese teilwissende Gruppe zwanzig Prozent an. Viele Teilnehmer der Befragung lagen bei ihren Schätzungen jedoch zum Teil zwischen 40 und 50 Prozent. Weit gravierender ist allerdings, dass eine Vielzahl von Autofahrern sich gar nicht bewusst ist, welches Risiko sie mit (teilweise abgefahrenen) Sommerreifen auf Schnee, Matsch und Eis eingehen. Dass sich der Bremsweg dabei in der Praxis verdoppelt – das wusste nur etwa ein Drittel der Befragten. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer irrte sich dagegen gewaltig und taxierte den Bremsweg viel zu kurz, sprich: zu optimistisch ein. Ein weiteres Indiz für diese geballte Unkenntnis: Die Vorteile von breiteren Reifen im Winter (stabile Seitenführung, hohe Lenkpräzision, kürzere Bremswege) sind ebenfalls nur einer Minderheit bekannt.
Fazit der Conti-Befragung: Es besteht, diplomatisch formuliert, ein unverändert hoher Informationsbedarf bei Autofahrerinnen und Autofahrern zum Thema Reifen. Was unter den Teilnehmern der Roadshow als besonders fatal festgehalten wurde: Gerade weil doch jeder Autofahrer weiß, dass Reifen das einzige Verbindungsglied zwischen Auto und Fahrbahn sind, gebührt ihnen besonders viel Aufmerksamkeit und ein erweitertes Interesse an physikalischen Zusammenhängen. Aber es zu wissen und es zu realisieren sind zwei Paar Schuhe. Nur drei Prozent der Autofahrer kennen sich aus – diese schockierende Zahl stand im Raum, auch als die Diskussion längst zu Ende und die Experten wieder fort waren.

Das wirft auch ganz andere Fragen auf: Hat die informierende und aufklärende Presse versagt, trotz jahrzehntelanger Aufklärungsarbeit? Kommt Herstellern und auch Händlern mehr Verantwortung bei der Vermittlung von Reifenwissen und -bewusstsein zu? Nichts dazugelernt – dieser Vorwurf gilt für alle Seiten. Und die Verpflichtung zu Engagement. Simple Aufklärung, begleitet vom wie bisher erhobenen Zeigefinger, fruchtet offensichtlich nicht. Werbung und Medien müssen andere Wege beschreiten. Drastischer, emotionaler, hartnäckiger. Damit Reifen endlich “cool“ sind.

LG

Dirk
 
AW: Gummi-Wahrheiten

Ja Dirk... ohne Worte

Danke dir - ich würde mich da ehr unter den Informierten einschätzen was Wechsel und Pflichten angeht - aber nicht zu den wissenden was Bremswege in % im Winter.
ich würde ja gerne auch im Winter 18 oder 19" fahren - nur habe ich

a. noch ein Satz Ketten für vorn und eine für hinten
b. müste ich mich erst einmal schlau machen ob es für 19" Ketten gibt, da ich die fast jedes Jahr mind 2x benötige.

Ich hatte oben geschrieben "eine für hinten" wissen sicherlich auch viele nicht - bei Frontkrazern ist ab einem Gewicht von 1900kg eine 3. "führende" Kette empfehlenswert "nein, unsinn, unwichtig" FALSCH
Im Gebirge bei Paßstrassen wenn es Berg ab geht und man langsamm um die Kurve fährt (unter 25km/h) regelt das ESP nicht - das FZ bricht hinten aus.

Woher habe ich die Weißheit...Bei einer Gesternkaltschorle auf 2300m in einem schönen Skihotel fragte ich mein Kumpel (ehr bester Freund) und Einheimischer da Ösi - warum meine Kiste Berg ab ausbricht.. Er nur ein
"ganz klar" Wir Einheimischen fahren bei Frontangetrieben FZ ab ca. 1900 kg Leergewicht (sprich ab T5 und Konsorten) mit einer 3. Führungskette damit die Kiste auf engen Strassen die Spur hält - ja was soll ich sagen.... Er hat recht

Anmerkung er fährt den T5 als ehrenamtlicher Rettungssanitäter.
 
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Nichts dazugelernt?

Der Reifen an sich hat ein grundlegendes Problem: Er funktioniert gut. Zu gut, um es präzise zu formulieren. Und weil das so ist, interessiert sich so gut wie niemand für die vier Gummis auf seinem Auto. Wozu auch? Sie werden im täglichen Fahrbetrieb nicht wahrgenommen, stecken alles klaglos weg, machen nie Ärger.


Um mal "devil's advocate" zu spielen: wenn das Thema keinen Autofahrer interessiert, warum dann ein so langer Beitrag? Es gibt bestimmt spannendere Themen...nichts fuer ungut.
 
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warum dann ein so langer Beitrag? Es gibt bestimmt spannendere Themen...nichts fuer ungut.

So eine Antwort habe ich in sieben Jahren Board auch noch nicht bekommen... trotzdem danke für Deine Aufmerksamkeit! I

LG

Dirk

P.S.: Deine Frage verdient dennoch eine Antwort: Bewusstseinsschaffung! Das war der Sinn meines langen Beitrags. Das versuchen ich und viele andere schreibende, moderierende und vor der Kamera agierende Journalisten, nämlich den Leuten die Bedeutung der Reifen für die Sicherheit zu vermitteln und etwas mehr Sensibilität für das einzige Bindeglied zwischen Fahrzeug und Straße zu wecken. Das finden manche durchaus interessant, andere eher langweilig.


Spannendere Themen finden sich hier im Board aber auch...
 
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So eine Antwort habe ich in sieben Jahren Board auch noch nicht bekommen... trotzdem danke für Deine Aufmerksamkeit! Ich hätte auch frei nach Dieter Nuhr zitieren können, aber ich bin heute nicht schlecht genug gelaunt ;)

LG

Dirk

P.S.:Eine Frage verdient eine Antwort: Bewusstseinsschaffung. Das war der Sinn meines langen Beitrags. Spannendere Themen finden sich hier im Board aber auch...

Wie ich oben schrieb: erstens: "devil's advocate", zweitens: "nichts fuer ungut".

Insofern wollte ich nur mal kritisch nachfragen, ich hoffe dass dies investigativem Journalismus nicht schadet. Falls dies beleidigend rueberkam, entschuldige ich mich hiermit.

Ich verstehe dennoch nicht warum das Thema trotz offensichtlichem Nichtinteresse der Mehrheit der Leser so viel Aufmerksamkeit verdient. Letztendlich wird ja durch die Aussage "es interessiert niemanden" der eigentliche (sicher sinnvolle) Bericht durch den Autor selbst ad absurdum gefuehrt.
 
AW: Gummi-Wahrheiten

Hallo Beach,

es gibt doch weltweit viele Themen, die zwar ernst oder bedrohlich oder gar aufrüttelnd sein müssten, über die Journalisten berichten. Und dennoch wird dies von breiten Bevölkerungsschichten nicht wahrgenommen oder es interessiert niemanden. Da bräuchte ich nicht mal Afghanistan, Rumänien, Weißrussland oder Kongo zu erwähnen, um es mal auf eine politische Bühne zu heben.

Das Motto aus Deiner Schlussfolgerung lautet nach meiner Interpretation: Was niemanden zu interessieren scheint, ist auch nicht berichtenswert. Das wäre dann im Umkehrschluss der pure Quotenjournalismus, der sich durchsetzt. Hmm, da ist leider viel Wahres dran, wie der tägliche Blick in die mediale Welt beweist.

Hier im Forum scheint diese Uninteressiertheit an der Bereifung nicht vorzuherrschen, denn es ist immer wieder ein Thema, das auch teils lebhaft diskutiert wird.

LG

Dirk
 
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Es geht ja schließlich um die eigene Haut und da möchte man für sein Geld doch die größtmögliche Sicherheit erwerben;)
 
AW: Gummi-Wahrheiten

Hallo

Um mal "devil's advocate" zu spielen: wenn das Thema keinen Autofahrer interessiert, warum dann ein so langer Beitrag? Es gibt bestimmt spannendere Themen...nichts fuer ungut.

...Respekt! "Dicke Lippe", selber aber nicht in der Lage sich an gewisse Boardetikette zu halten und das bei über 5 Jahren Zugehörigkeit....:evil:
Profil so gut wie nicht ausgefüllt und ein "Hallo" und "Tschüß" wird auch sehr gerne gesehen....falls Du nicht wissen solltest, was gemeint sein sollte! KLICK

Danke Dirk für die sehr interessanten Worte! :danke:

Gecko, sehr gute Info, die kannte ich auch noch nicht.
Auf welcher Seite hast Du die dritte Kette? Aussen?

VG
Andreas
 
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Gecko, sehr gute Info, die kannte ich auch noch nicht.
Auf welcher Seite hast Du die dritte Kette? Aussen?
Hallo Andreas

<Klugscheißmodus an>
da das Büssli hinten in der Mitte kein Rad hat, wird die dritte Kette wohl ausssen sein!:D
<Klugscheißmodus aus>

Im Ernst:
Was bei der Linkskurve innen ist, ist bei der Rechtskurve aussen. Von daher sollte die Seite eigentlich egal sein.

Das mit der dritten Kette höre ich übrigens auch zum ersten Mal - aber es klingt logisch!

Gruß
Herby
 
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Hallo Herby

...hast schon iwie Recht, nur gilt ja meistens der Rechtsverkehr in unseren Gefilden.
Da wäre das äußere Rad das rechte ;)

VG
Andreas
 
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Hallo



...Respekt! "Dicke Lippe", selber aber nicht in der Lage sich an gewisse Boardetikette zu halten und das bei über 5 Jahren Zugehörigkeit....:evil:
Profil so gut wie nicht ausgefüllt und ein "Hallo" und "Tschüß" wird auch sehr gerne gesehen....falls Du nicht wissen solltest, was gemeint sein sollte! KLICK


Lieber Andreas, deine Belehrung kannst du dir sparen. Ich habe hier schon hilfreiche Beitraege verfasst bevor du ueberhaupt einen T5 hattest. Es ist meine Privatsache ob ich mein Profil ausfuelle. Es ist auch kein Verstoss gegen die "Nettiquette" eine kritische Diskussion anzustossen, dazu ist ein Forum ja da.

Also, meine Botschaft an dich, aber nicht in den Worten von Dieter Nuhr:


"Better to remain silent and to be thought a fool than to speak up and remove any doubt" - Abraham Lincoln.
 
AW: Gummi-Wahrheiten

:ot:
Lieber Iceman2312, lieber Beach2008...
Ihr habt Euch jetzt ausgetauscht...;) Und wir lassen's mal unkommentiert...;) Entsprechende Links sind aufgeführt, also "gut is'"...;)=)

Liebe Userschaft,
bitte keine langen Diskussionen jetzt deswegen anzetteln und somit den Fred zerdonnern...
Es wäre schade drum...=)

:danke:
 
AW: Gummi-Wahrheiten

Heute Nachmittag hatten wir hier den ersten Schnee :eek:, zum Glück war's nur von kurzer Dauer und er ging in Regen über. Muss ich wohl doch langsam an den Wechsel der Gummis denken...

Euch allen stets eine gute und vor allem unfall- und stressfreie Fahrt!

LG

Dirk
 
AW: Gummi-Wahrheiten

Oh super, Reifenprofis. :-)

Ich befülle meine Autos schon sehr lange mit im Schnitt 0,5-1,0 bar mehr als angegeben.
Meine Intention ist dabei den Rollwiederstand zu verringern und die Abnutzung der Flanken zu verringern bzw der Lauffläche anzupassen.

Das mit dem Rollwiederstand scheint ja jetzt bestätigt, doch die Abnutzung leite ich bisher aus der Beobachtung ab.
Liege ich damit richtig?

Vielen Dank für den Beitrag.
 
AW: Gummi-Wahrheiten

Moin,

prinzpiell ist es in Ordnung, den Reifen mit etwas mehr Luft zu füllen. Die Empfehlungen liegen meistens bei ca. 0,2 bar über Herstellerempfehlung.
0,5 - 1,0 Erhöhung kommt mir sehr stramm vor. Zum einen mußt du beachten, dass du den max load nicht überschreitest. Und zum anderen den Verschleiß sehr genau beobachten.
Bei der Erhöhung würde ich zunächst mal alle 1000 km überprüfen, ob das Profil außen und innen noch gleich ist und gegebenenfalls den Luftdruck korrigieren, bis du einen fahrbaren Druck gefunden hast. Denn was nützen dir ein paar Prozent Spriteinsparung, wenn du die Reifen viel früher ruinierst, als nötig.

Vielfach wird zur Überprüfung des Luftdrucks ja auch die Kreidestrichmethode empfohlen. Ich persönlich halte penibles Messen für viel effektiver.

@ Dirk

Danke für dieses Thema. Es geht um die 4 Fünf-Euro-Scheine die die Verbindung zwischen Auto und Strasse darstellen und wie du so schön schreibst. Die funktionieren mittlerweile so gut, dass sich kein Schwein mehr drum kümmert, außer das sie gut ausschauen sollen :confused:

Gruß Tom
 
AW: Gummi-Wahrheiten

Hallo,

.......da habe ich mir doch ganz unbewusst für den Winter mal was gutes gegönnt =) ........ich fahre nun den 2. Winter mit den gleichen Dimensionen wie im Sommer = 255/40 R19.

Zusätzlich wäre es mal interessant, von den Profis zum Thema "No-Name" bzw. "andere Hersteller" mal ehrliche Meinungen zu entlocken - also keine die von Herstellern gesponsert werden.
Ich würde mich mal nicht als richtiger Reifen Profi bezeichnen, aber ich habe nach nunmehr knapp 600.000KM T5 einige Marken hinter mir.

Und siehe da - selbst die "No-Name" Reifen waren nie schlechter als die teuren Markenreifen.
Zuletzt habe ich mir sogar eine Mischbereifung gegönnt - vorne "No-Name" und hinten Bridgestone - und siehe da, vom Verschleiß her, waren beide Reifen gleich - der Bridgestone hat zum Schluß sogar durch ein laut hörbaren Sägezahn geglänzt.

Grundsätzlich fahre ich meine Reifen nie am Limit - bei Regen entsprechend vorsichtig und vorausschauend - die bekannten "angeblichen" längeren oder kürzeren Bremswege konnte ich selber noch nie nach voll ziehen, wohl aber im Rahmen des Fahrsicherheitstrainings fest stellen, dass die Probleme meist hinter dem Lenkrad sitzen und nicht mit den Radschrauben montiert sind.

Aktuell fahre ich einen Satz Federal Formoza fd2 ........ich habe noch nie einen so leisen 19" gefahren.
Größte Probleme hatte ich bisher egal mit welchem Format mit Dunlop - praktisch jedes Profil hat sich irgend wann in einen Sägezahn verwandelt, egal ob vorne oder hinten - ein Markenreifen !!.

Mein Hinweis weiter oben = gesponsert, kenne ich selber - eine Firma lädt einen ein, das Produkt zu begutachten und wenn das ganze drum herum hervorragend ist, ist auch das Produkt gut:mad:.
Es ist meiner Meinung nach ähnlich, wie wenn über einen Dacia her gezogen wird, weil zu dem Preis kann das ja nix sein - wenn man so ein Auto mal ganz objektiv selber gefahren hat, muss man feststellen ......ups das fährt ja auch und noch nicht mal so schlecht - logischerweise keine Alternative zum T5 - aber es kommt von A nach B.

Gruß
Claus
 
AW: Gummi-Wahrheiten

2.45 Uhr.... da gehört jemand zu den Nachtaktiven. :-)

Wenn ich mich recht erinnere ist der T5 z.Z. vorne um 0,8 und hinten um 0,5 höher im Druck und der PKW bei 0,6 auf allen vieren.
Den Druck passe ich so alle 2 Monate nach der Abnutzung an. Allerdings ohne richtige Messung sondern nur nach optischer Kontrolle.
Beim Wechsel wird dann immer die Achse getauscht, sodass ich bisweilen eigentlich immer ein (meinem Basiswissen und Gefühl entsprechendes) Laufbild habe.
Der EOS wird auch dieses Jahr von Ganzjahresreifen auf ordentliche gewechselt. Diese Sägezähne sind wirklich nervig.
 
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