Für alle die Trost und neuen Mut benötigen?

j.overberg

Jung-Mitglied
Mein Auto
T5 California
Erstzulassung
04/2005
Motor
TDI® 96 KW
DPF
nein
Getriebe
6-Gang
Antrieb
Front
Ausstattungslinie
Comfortline
Radio / Navi
Delta
Extras
PDC hinten, GRA, Zuziehilfe, Climatronic
Umbauten / Tuning
17 Zoll Alu (Sommer)
Hallo,

nach dem ich mich seit längerem vom T5 Board informieren und unterhalten lasse, möchte ich nun auch mal was zur Unterhaltung anderer beitragen. Mir ist es schon länger ein Bedürfnis, eine kurze Übersicht über meine Erfahrungen mit unserem T5 California preiszugeben, um einmal die unglaublichen Leistungen der VW-Ingenieurskunst zu dokumentieren aber gleichzeitig auch um Mut zum Durchhalten zu machen, was hier naturgemäß zu kurz kommt. (Die Unzufriedenen melden sich nun mal lauter als die Zufriedenen.)

Bevor ich das tue, möchte ich aber vorab erst zwei Dinge los werden: Erstens ist kaum ein Forum so informativ und gleichzeitig unterhaltsam wie dieses und zweitens würde VW sich selbst einen großen Gefallen tun, wenn es – eben deshalb - schnellstmöglich einen Verweis auf das Board in sein T5 Handbuch aufnehmen würde (‚Falls Ihnen weder dieses Handbuch noch unsere Fachkräfte helfen konnten, finden Sie weitergehende Informationen unter www.t5-...’).

Als kindlicher Beifahrer mit dem (T2) Bullifieber infiziert und später dann als ein in Geduld geübter T3 Joker (Bj. 84, 50 PS) Fahrer, wurden Anfang 2006 in unserem Fuhrpark PKW und Wohnmobil gegen den gebraucht erworbenen T5 California (Bj. 2005) getauscht. Vorbei mit dem Rumgebastel und der Pflege von zwei Fahrzeugen! Der Urlaub um Tage ‚verlängert’, Langsamkeit gegen Schnelligkeit getauscht.

Alle Wünsche sind tatsächlich so in Erfüllung gegangen, selbst das mit dem Rumgebastel hat sich erledigt, das machen jetzt andere für mich, oft und intensiv.

Die Leidensgeschichte begann dann gleich am zweiten Tag: Schleifgeräusche beim Öffnen der Schiebetür. Erkenntnis: die Kratzspuren auf dem Tisch stammen nicht vom unkontrollierten Trinkverhalten aus der Bierflasche beim Camping oder von der Kindermalstunde mit Kugelschreiber ohne Blatt und Miene. Neiiiin! Auch der Lack am Kotflügel ist zerstört, Tür schleift an der Karosserie, in Deutschland werden Autos entwickelt und verkauft bei denen Testweise nie die Türen geöffnet wurden!!?? Das gibt es?

An der Stelle stieß ich dann auf das Board und musste feststellen: Ja das gibt es!

Ok, den Rest kennt Ihr im Detail, daher nur eine Übersicht über die Themen mit denen ich beim Freundlichen war:

  • Tischhalterung und Folgen (s.o.)
  • Endstücke Kederschiene weg
  • Verschluss Wassertank weg
  • hintere Stoßstange weg (hier natürlich selber schuld)
  • Kupplung
  • Servopumpe
  • Lenksäule
  • Rückbank
  • Deckel Kühlschrank (letzte Woche begann sich die Halterung des Gasdruckdämpfers nun komplett aufzulösen, mittels aufgenieteter Alu Verstärkung helfe ich mir hier jetzt lieber wieder selber)
  • Achsmanschette
  • Noch mal Kupplung: Schwungscheibe (14 Tage nach Ablauf der Garantie aber 90% Kulanz von VW)
  • Lack weg am vorderen Kotflügel (Verhandlungen mit VW wegen Lackgarantie laufen noch)
  • u. a. Kleinigkeiten
Viele von Euch müssen nun leider sagen: das ist doch gar nichts; aber mir hat das bisher schon gereicht. Erträglich war das Ganze aus drei Gründen. Erstens ist mein Freundlicher wirklich freundlich, kompetent, zuverlässig und bietet einen vorbildlichen Service. Zweitens hat mich das Ganze kaum Geld gekostet. Drittens liegt meine Werkstatt 10 Gehminuten von meinem Arbeitsplatz entfernt.

Gebe es 1., 2. und insb. 3. nicht, so würde ich jetzt wohl einen restaurierten T1 oder T2 fahren. Dies waren jedenfalls diskutierte Alternativen bei der Anschaffung des T5, das aber nur so am Rande erwähnt.

Dann endlich in diesem Sommer ist der Geduldsfaden doch gerissen und nun musste es sich entscheiden: bleibt er bei uns oder nicht. Wie die Entscheidung herbeiführen? Lösung: ein für den T5 ‚fieses’ Urlaubsziel aussuchen und hinfahren. Das Ziel war schnell gefunden: das Baltikum wollten wir schon immer kennen lernen und ausreichend autofeindlich ist es dort auch.

Also, Sachen für 2,5 Wochen gepackt und hingefahren. Ja hingefahren, keine verweichlichende Fähre genommen, nein einmal bitte Polen komplett und auch wieder zurück (würde ich aber beim zweiten Mal nicht wieder machen). Die Erwartungen hinsichtlich Schlaglöchern und allgemein schlechten Straßen sind zum Glück bestätigt worden und haben den T5 gefordert, auch wenn zunächst doch Hemmschwellen überwunden werden mussten.

Dann Litauen, Lettland, Estland; die Straßen dort sind (leider) gut bis sehr gut. Aber dank EU wird ausgebaut, auf Teufel komm raus und die Baustellen, eine echte Herausforderung. Schlaglöcher bis zum Anschlag, Umleitungen gibt es nicht, man wird mitten durch die Baustelle geführt und teilt sich diese mit entsprechend großen Baustellenfahrzeugen. In manchen Baustellen ging es bis zu 30 km über Stock und Stein, hinter unglaublich viel Staub aufwirbelnden LKWs hinterher, unter Kranauslegern mit schwebenden Lasten hindurch, mit den vielen Balten und anderen Leidensgenossen im Nacken.

Dann der Aufenthalt im estländischen Lahemaa Nationalpark mit seinen langen und breiten Schotterpisten. Staub ohne Ende, Waschbrettpisten die bei mind. 60 km/h und z. T. erst bei 80 km/h erträglich wurden. Bei geringeren Geschwindigkeiten glaubst du hinten wird randaliert und es zerschlägt dir die Inneneinrichtung. Hierbei das überraschende Driftverhalten dieses Dickschiffs in den Kurven erlebt, Fahrspaß pur. Müsst Ihr ausprobieren aber achtet darauf, dass die Schotterpiste entsprechend breit ist.

Anschließend Gauda Nationalpark, Lettland, enge holprige Waldwege, Flussüberquerung mittels Floß bei niedrigem Wasserstand. Erst der böse Gedanke ‚nun versenke ich ihn’ aber dann kommt doch der Verstand zurück, d.h. man plumpst auf das tiefliegende Floß und quält sich wieder auf der anderen Seite ans Ufer, das Brett als Auffahrhilfe gab es nur einmal, mit viel Gas geht’s.

Hierbei möchte ich es belassen (der Text wird zu lang) aber ich hoffe einen Eindruck von den Torturen für unseren California vermittelt zu haben.

Und jetzt kommt’s: nach 2,5 Wochen wieder Deutsche Autobahn, Vollgas. Geradeauslauf noch da? Unwuchten? Klappern? Was kaputt gegangen? NICHTS!

Nicht einmal ersichtliche Steinschlagspuren, wochenlang Kühlschrank an bei meistens hohen Außentemperaturen aber niemals an der Stromversorgung gehangen, Hubdach auf und zu, 5.000 km lang die Karre ‚gequält’ (wenigstens für europäische Verhältnisse). Mit den Fahrrädern hinten drauf ab in die Tiefgarage. Abgesehen von einem abgerissenen Haltearm des Fahrradträger: NICHTS!

Alles tadellos (soweit ich wenigstens weiß). Mein Fazit: Unser T5 ist im Alltag eine pflegeaufwändige Diva, welche im Outdooreinsatz sich dann ungeahnt robust gibt. Da kommt dann tatsächlich doch das Nutzfahrzeug durch.

Nach den meines Erachtens - gerade bei diesem Preis - unverschämten Nachbesserungen, scheint das Teil nun doch zu funktionieren. Auch hoffe ich, dass mit der aktuellen Laufleistung von jetzt 80.000 km die Einfahrphase endlich beendet ist.

Also, er - oder besser sie - bleibt bei uns und nun sind wir doch Freunde, wenigstens von meiner Seite her (der Kupplung trau ich irgendwie doch noch nicht, hier könnte sie mir noch was antun).

Und allen die noch nicht so weit sind: gebt ihr noch eine Chance; wobei ich hoffe, dass unsere Geschichte dazu beitragen konnte.


PS

Ich kann das Baltikum als Reiseziel nur empfehlen. Tolle Menschen dort, super interessant, echte Natur mit wirklich romantischen Stellplätzen in den Nationalparks (selbst das Feuerholz liegt dort fertiggehakt bereit und wir hatten tatsächlich mitten im Wald ‚Zimmerservice’; d.h. wurden morgens vom Aufräumen, Harken und Mülltonnenleeren eines Forstmitarbeiters sanft geweckt, unglaublich).

Edit: Schrift auf weiss geändert.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Für alle die Trost und neuen Mut benötigen?

Hallo J. (wie gern hätte ich dich jetzt ganz persönlich angesprochen)
Dein Beitrag ist eine Bereicherung des Forums. Ich freue mich, bald noch viel mehr von dir zu lesen, das Baltikum steht auch auf unserer "Liste", deine Informationen sind ausgesprochen wertvoll.

Vielen Dank sagt
 
AW: Für alle die Trost und neuen Mut benötigen?

Vielen Dank für Deinen super Bericht, es hat echt Spaß gemacht ihn zu lesen.

Deine Beschreibungen der "Testfahrt" waren sehr anschaulich geschrieben. Ich kann mir richtig vorstellen, wie Du mit deiner "Dicken" auf der Schotterpiste gedriftet bist.
 
AW: Für alle die Trost und neuen Mut benötigen?

Super Bericht!


aber habe ich was verpasst?
... oder lebt Deine erste Wasserpumpe noch? :D
 
AW: Für alle die Trost und neuen Mut benötigen?

....tja das gibt Hoffnung. Ich hole meinen Blackmagic Cali am Freitag ab :-)

Grüsse
Christoph
 
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Hi,
wirklich schöner Bericht. Jetzt fehlt nur noch die Galerie ;)
 
AW: Für alle die Trost und neuen Mut benötigen?

Hallo zusammen,

da hier auch nach Bildern gefragt wurde, werde ich am Wochenende mal welche heraussuchen und ein paar Tips fürs Baltikum beifügen.

Die Wasserpumpe ist tatsächlich noch die erste. Unser Cali fährt nur Langstrecke, vielleicht liegt es daran. Aber nervös bin ich diesbezüglich schon, insb. wegen der möglichen Folgeschäden. Ich werde mal bei unserm Freundlichen nachfragen, was ein Wechsel kostet. Vielleicht ist es ratsam dieses vor der Katastrophe machen zu lassen. Was mein Ihr?


Gruß

Jörg
 
AW: Für alle die Trost und neuen Mut benötigen?

Servus j.overberg !
Danke für deinen wirklich interessanten Bericht!
Zur der Erneuerung der Wasserpumpe: Ich stand vor der selben Entscheidung, aber liebe Freunde hier im Forum haben mir dringlich und daher auch erfolgreich zum Tausch geraten. Ich kann dir nur die Worte, die man mir gegeben hat wiederholen, und die haben gewirkt: Das Gefühl in der Pampa zu stehen und nichts geht mehr, wirst du nicht mehr los!!!
Grüße altbeton
 
AW: Für alle die Trost und neuen Mut benötigen?

@j.overberg: wann warst du im Baltikum unterwegs? War zwischen 9.8.u. 7.9. dort (über Slowakei u. Polen hinauf, zurück Fähre Ventspils-Rostock, dann durch Deutschland in einem zurück); waren so 6.500 km in gut vier Wochen. Kann Deine Worte nur voll bestätigen! Fotos folgen demnächst!
Gerald

Wenn jemand genau Infos braucht, bitte PN
 
AW: Für alle die Trost und neuen Mut benötigen?

Hallo J. (wie gern hätte ich dich jetzt ganz persönlich angesprochen)
Dein Beitrag ist eine Bereicherung des Forums. Ich freue mich, bald noch viel mehr von dir zu lesen, das Baltikum steht auch auf unserer "Liste", deine Informationen sind ausgesprochen wertvoll.

Vielen Dank sagt


Dem kann ich nur zustimmen. Sehr toll.
 
Moin,
herzlichen Glückwunsch zu dem gelungenen Einstand und der gelungenen Reise. Ist doch schön zu hören, dass man mit dem T5 auch ruppige Reisen riskieren kann. Die Reaktion ist aber auch irgendwie typisch: Sind wir doch stolz wie Bolle, weil unser 50.000 Euro-Auto mit 80tkm auf der Uhr eine längere Strecke ohne Panne übersteht. Man fühlt sich wie in einem Forum für britische 60iger-Jahre Roadster:D.

Zu der Wasserpumpe: Ich bin nicht sicher, ob ein prophylaktischer Austausch dir weitab der Zivilisation ein ruhigeres Gewissen beschert. Wenn du dieses Forum liest, weißt du, was noch alles kaputt gehen kann - ich habe auch einen 05er und sage: kaputt gehen wird. Da wären Turbolader, Abgaskrümmer, Shunt, Koppelstange, Ölkühler, und, vor allem die Antriebswelle rechts. Wenn dir die in einem osteuropäischen Nationalpark wegknackt, dann stehst du wirklich dumm da. Und hast du eigentlich noch das erste RCBR drauf?

Wenn du also alle Baustellen beseitigen willst, kommt das einer ziemlich teuren Generalüberholung gleich. Wahrscheinlich ist es besser, einen wohlmeinenden Gott um Beistand zu bitten (falls du einen findest), eine gute Pannenversicherung abzuschließen und einfach nicht an "waswärewenn" zu denken. Letzteres fällt natürlich schwer, wenn man dieses Forum kennt.:)
Ich drück dir die Daumen I
 
Hallo,

danke für den Bericht.
Bei uns ist die T5 Motivation/Freude werkstattbedingt auf einem Tiefpunkt (Dauernd etwas, zickige Anschlussgarantie und nervige Werkstatt) und da tut so ein Bericht echt gut. Denn eigentlich ist der Bus (Multivan) genau das Fahrzeug, das wir haben wollen. Aber es wird einem mit Kleinkram (Rost, Bremssensoren, Temperaturfühler, DVD-Laufwerk, Abgaskrümmer, ZZH, Parkpiepser,...) das Leben unnötig schwer gemacht. Nachdem ich ein paar Modelle anderer Marken ernsthaft in Autohäusern angesehen/gefahren habe, bin ich jedes mal im MV nach Hause gefahren und fand ihn doch im Paket besser. Außerdem kenne ich kein zweites Forum wie dieses.

Ich freue mich auf Bilder.

Vom T1 oder T2 kann ich da aus Erfahrung als Alternative nur abraten. T1 hat keinen Geradeauslauf und nicht ausreichend Leistung für echte Langstrecken - sehr nett für Ausfahrten etc. T2 kann man fahren aus großer Liebe zum Fahrzeug, aber ist mir inzwischen auch zu unsicher/laut/...
Ab T3 ist es mit einem modernen Fahrzueg zu vergleichen (siehe Bild im Profil). :)
Leider ist der bronzebeige nicht mehr bei uns. Er wurde zu wenig gefahren, da er im Winter kein Salz sehen sollte und im Sommer ein 76er Targa noch mehr Spass macht oder der T5 für den Urlaub mit der Klima etc. noch komfortabler war. Er ist jetzt bei einer befreundeten Familie als glückliches Fahrzeug und nicht mehr wie bei uns als trauriges Steh-zeug. Es tut gut ihn hin und wieder zu sehen.

Viele Grüße
Michael
 
Moin,
schöner Bericht :-).

Eigentlich wollt ich sowas in der Art auch schon länger machen, aber irgendwie hält mich das: Was kommt noch.... immer davon ab.

Unser T5 hat 150 tkm gebraucht um ordentlich eingefahren zu sein, hat doch tatsächlich die letzten 2,5 Jahre keine Werkstatt gesehen und ich hoffe das bleibt auch weiter so :-).

Davor wars allerdings teilweise recht amüsant und auch teuer, um die Ingenieurs und Controllerleistung des VW-Konzerns auszumerzen :-(.

Also, munter bleiben und gerade beim 5 Zylinder immer schön die 9 Liter Öl ordentlich warmfahren ;-).


Gruß, A.
 
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