Hallo Kalli, danke für dein Interesse an der E-Mobilität. Bevor ich dir Vorschläge mache, ein paar Vorbemerkungen:
Das Thema "Laden" ist (derzeit noch) mit viel Marketing-Gewäsch und Wichtigtuerei seitens der Stromlieferanten und Hersteller von "Elektrotankstellen" verbunden. Es ist absolut kein Wunder, dass du mit dieser (vollkommen berechtigten) Frage ankommst, denn bei dem Durcheinander, das wir momentan erleben, kann man wirklich den Durchblick verlieren.
Im Kielwasser der Informationspolitik der oben erwähnten Akteure (die Hersteller der E-Fahrzeuge gehören teilweise auch noch dazu) bleibt dann beim "Otto Normalverbraucher" mit gesundem Menschenverstand und ebenso gutem Basiswissen rund um die Elektrizität folgendes "hängen":
- "Ein Elektroauto braucht im Idealfall eine spezielle Stromversorgung in Form einer Ladestation",
- "Bei der Stromversorgung (dem "Tankvorgang") kommt es darauf an, dass möglichst viel Strom bereit gestellt werden kann" und
- "Ich sehe an allen Ecken Sondertarife und entsprechende Fördermittel, die ich abgreifen kann, wenn ich nur alles richtig mache".
Auch wenn dir das jetzt so vorkommt, als würde ich mit einer konkreten Antwort auf deine ziemlich konkret gestellten Fragen hinter dem Berg halten wollen – dem ist
nicht so. Deine Fragen zeigen exakt das Muster, welches entsteht, wenn man der "Dauerberieselung" der Medien nur lange genug ausgesetzt war und irgendwann der Punkt gekommen ist, wo man "dicht" macht und "Butter beim Fisch" sehen will.
Hier meine Anregungen und weiteren Beobachtungen zu diesem Thema:
Gefühlte 95% der Leute investieren zu viel Geld in "ihre" Ladestation. Was darf es denn kosten? 1.000 €, 2.000 € oder gar 5.000 € und mehr? Ich behaupte, dass es für weniger als 500 € machbar ist.
Gefühlte 95% der Leute streben eine Lösung an, die allen Eventualitäten gerecht werden soll und verrennen sich dann in Projekte mit Symbolcharakter und horrenden Anschaffungs- und Installationskosten. Ich behaupte, dass es das alles nicht braucht und man insgesamt weniger als 500 € in die Hand nehmen sollte (und muss).
Ohne einen Prozentsatz an der Hand zu haben, gibt es eine Menge Leute, die so denken wie deine Fragestellung aussieht: "Wie liefere ich möglichst viel Strom ins Auto?". Erst viel später merken sie, dass die Frage vollkommen falsch gestellt war und hätte lauten sollen: "Wie kommt es, dass mein E-Auto nicht in der Lage ist, den von mir bereit gestellten Strom aufzunehmen – anstatt in großen Schlucken zu trinken, nuckelt es den Strom wie durch einen Strohhalm in sich hinein. Wie kann das sein – ich habe doch ein "C-Rohr" verbaut, durch das es Saft ohne Ende ziehen kann, warum nutzt es das bereit gestellte Leistungsangebot nicht aus????"
Diese Fragestellung ergibt sich mehr oder weniger automatisch, wenn 1.000 €, 2.000 € oder 5.000 € und mehr durch den Kamin gejagt wurden, um es dem E-Auto schmackhaft zu machen – in Form einer richtig schicken "Ladestation". Und dann schaut man über den Gartenzaun und der Nachbar "tankt" genauso langsam seinen Strom und hat keinen Cent für eine Ladestation investiert. Kann das wahr sein? Es ist leider wahr.
Mein Ratschlag: NYM-Leitung mit 5x2,5 Quadrat als Zuleitung (ab 20 Meter Entfernung vom Sicherungskasten den Querschnitt erhöhen), rote CEE Dose setzen, Wetterschutz drumrum und fertig. Das ist deine "Ladestation" für weniger als 500 € Gestehungskosten. Reicht für 95% der Fälle absolut aus und es sind nur wenige (leider) E-Autos in der Lage, diese bereit gestellte Menge Strom "mit Bordmitteln" aufzunehmen. Warum ist das so?
Die Hersteller sparen gerne an den Kosten. Teuer sind Gerätschaften, die aus Drehstrom Gleichstrom machen können (das sind die in den Fahrzeugen verbauten "Ladegeräte"). Denn ohne Umwandlung auf Gleichstrom geht es nun mal nicht. Die Hersteller hatten dann eine glorreiche Idee: Wir (die Hersteller) sparen an den Ladegeräten (die sind schwer, teuer und aufwändig in der Herstellung wegen der Sicherheitsbestimmungen) und bieten dem Käufer eines E-Autos für 1.000 €, 2.000 € oder 5.000 € und mehr "Lösungen" in Form einer "Ladestation" an, die nichts anderes macht, als den Strom aus einer roten CEE-Dose in Gleichspannung zu wandeln und den dann über einen teuren Spezialstecker an einem teuren Spezialkabel in das Auto zu geben.
Hierbei wird das im Auto verbaute "Ladegerät" umgangen, weil es ja beim Gleichstrom nichts mehr zum Umwandeln gibt. Stattdessen sorgt eine Mess- und Regel-Elektronik im Auto dafür, dass die teure Ladestation über den teuren Ladestecker und das teure Ladekabel Wind davon bekommt, wie es um den Ladestand der Akkus bestellt ist und die Ladestation muss deshalb (im Idealfall) vom selben Hersteller kommen wie die Regelelektronik im Auto.
So geht Elektromobilität, meine Herren!
Ich freue mich auf einen Beitrag von
@dedetto