7 Tage im Juli

BauerFloh

Aktiv-Mitglied
Ort
Oberbayern
Mein Auto
T5 Kombi
Erstzulassung
11/2014
Motor
TDI® 103 KW
DPF
ab Werk
Motortuning
nein
Getriebe
6-Gang
Antrieb
4motion
Extras
langer Radstand, Zuziehhilfe Schiebetüre, Sitzheizung, Standheizung, Zusatzbatterie.
Umbauten / Tuning
Wohnmobil, BF Goodrich Reifen, Dachständer
Typenbezeichnung (z.B. 7H)
7HC
Der kroatische Grenzbeamte am Übergang Rupa klopft immer wieder erfolglos auf seine Tastatur und den Bildschirm bis er aufgibt, mir meine Papiere zurückgibt und mich achselzuckend durchwinkt. Freunde und das Internet hatten mich vorbereitet auf Registrierung bei der Einreise wegen Nachverfolgung etc. aber wenn der liebe Computer gerade nicht will, ich darf so einreisen. Langsam kommt es in meinem Kopf an, ich habe 7 Tage frei, nur 7 Tage werden sich jetzt manche denken, aber dieses Jahr ist eben alles anders, sind nach Ausgangsbeschränkung, Schule daheim, Urlaubssperre etc. etwas demütig über Zeit und Reiseziele geworden. Das Velebit Gebirge und der Paklenica Nationalpark sind mein Ziel, für meine persönliche kleine Flucht im Juli 2020.
Kurz hinter Rijeka stellt sich wie immer die gleiche Frage, schnell über die Autobahn Richtung Süden, oder die Küstenstraße mit ihren vielen Kurven nehmen. Ich entscheide mich für die Küstenstraße, einfach die Fahrt genießen ohne Eile. Der Verkehr nimmt zügig ab, auffallend wenig Wohnmobile und Gespanne sind unterwegs, Campingplätze und Ferienhäuser schauen leer bzw. geschlossen aus. Schnell verwerfe ich den Gedanken an bekannten Plätzen frei zu stehen, in diesen Zeiten sollte man die Kroaten unterstützen.
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Der Camping in Starigrad ist auch nur zu Hälfte gefüllt, als ich rechtzeitig zum Sonnenuntergang komme.

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Am nächsten Morgen darf ich feststellen, daß der kleine Bäcker an der Straße geöffnet hat, einem Frühstück am Meer steht nichts im Wege. Ich genieße die Zeit am Wasser im Morgenlicht, nur einige Hundebesitzer sind unterwegs, auf dem Meer sieht man die Fischerboote heimwärts fahren. Ob sie ihren Fang wohl verkaufen können, bei den wenigen Touristen................ Es zieht mich in´s Velebit Gebirge.....
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Der Mali Alan Pass mit seinen schroffen Felsen, bekannt als Drehorte von Winnetou Filmen, im Anschluß eintauchen in die Buchenwälder des Velebit, die wohl schönsten Plätze in Kroatien stehen für mich heute auf meinem persönlichen Plan.
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kurz vor der Passhöhe darf der Bus eine verdiente Pause machen, ich packe nur Obst und Wasser in den Rucksack mache mich auf zu einer kleinen Tour auf den Gipfel.

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Beim Abstieg kommt mir eine kroatische Familie entgegen, wir kommen ins Gespräch, teilen Obst, jeder hat seine Geschichte über das vergangene Frühjahr zu erzählen, wir entdecken viele Parallelen, egal ob Kroatien oder Deutschland, eine Pandemie macht alle gleich............. Sie möchten noch weiter gehen bis zur nächsten Berghütte, ich freu mich schon wieder auf den Bus..................

Fortsetzung folgt..............
 
[QUOTE="BauerFloh, post: 1721587, member: 194338"
.........
Fortsetzung folgt..............
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Jaaaa, biddeeeee!!
 
................über die gut befahrbare Schotterstraße geht es weiter bergauf, im Rückspiegel das Meer, vor mir die Höhenzüge des Velebit Gebierges lass ich die Landschaft auf mich wirken, sogar im Hochsommer gibt es hier noch grüne Almwiesen. Leider werde ich regelmäßig aus meinen Gedanken gerissen, Steintafeln am Wegesrand zeugen von den vielen, die hier während des Krieges gefallen sind, Mali Alan war eine strategisch wichtige, heftig umkäpfte Passhöhe.
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Oben angekommen muß ich immer ein wenig über das Schild schmunzeln, mitten im Nirgendwo der Wegweiser zur Autobahn, ich stelle mir dann immer einen Forstweg bei mir in den heimischen Alpen vor, mit einem Wegweiseser zur A8.
Die Wetterscheide ist erreicht und damit ändert sich auf nur einige Kilometer die Vegetation, vom Karst geht es über in den Buchenwald, der größte Buchenwald Europas liegt vor uns. Ist für mich immer gleichzeitig ein Eintauchen in das völlig andere Kroatien, weg ab vom Tourismus an der Küste.
In vielen Kurven geht es hinab in die Tiefebene rund um Gospic. Die Menschen hier führen ein komplett anderes Leben als an der Küste. Kaum Tourismus, die vorhandenen Gewerbehallen sind verlassen, kleine Landwirtschaft mit einigen Kühen auf der Weide prägen das Landschaftsbild. Große Holzvorräte vor den Bauernhöfen deuten auf harte Winter hier auf dem Balkan.
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Schon seit ca. 2 Jahren suche ich nach einer weiteren Strecke über die Berge vom Hinterland ans Meer, weit ab von der Autobahn und den großen Landstraßen. Oft versucht, leider nie gelungen, möchte ich einen weiteren Versuch starten. Nach kurzer Mittagsrast fahr ich weiter Richtung Gospic, umfahre die Stadt und es geht Richtung Westen, direkt auf die Berge zu. Bei Google maps meine ich eine vielleicht fahrbare Möglichkeit gefunden zu haben..................
Ich lasse die letzen Höfe hinter mir, die einsuprige Asphaltstrasse geht in einen gut befahrbaren Schotterweg über und ich tauche wieder in den Schatten der Bäume ein. Es geht bergauf, die Kompassnadel am GPS zeigt grob Richtung Westen, bis auf einmal der Weg spürbar schlechter wird. Mächtige Baumstämme am Wegesrand deuten auf Holzeinschlag mit großen Maschinen hin und geregnet hat es vor einigen Tagen scheinbar auch.......
Der Verursacher ist schnell gefunden, knall gelb lackiert steht die Rückmaschine im Wald. Die Zugleistung der Winden am Heck sind beeindruckend.......
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Fortsetzung folgt................................
 
sehr schöner Bericht. Tolle Bilder. Bitte weiter so.
 
.......der Holzrückeplatz ist dann schnell pasiert, auf gut befahrbarem Schotter geht es weiter bergauf, in leichten Kurven schlängelt sich der Weg nach oben. Es kommen doch mehr Abzweigungen als Google Maps in der Vorbereitung erahnen ließen, die dichten Baumkronen verdecken fast alles. Jetzt kann ich oft nur erahnen, welches der richtige Weg ist, zu oft wechseln die Wege die Himmelsrichtung. Ich entscheide jetzt fast immer aus dem Bauch raus, irgendwo werde ich wieder rauskommen, wenden ist mit meinem langen Radstand hier keine Option. Zwei bis dreimal tuen sich kleine Lichtungen auf, die mir wenigstens den Blick auf die umliegenden Gipfel ermöglichen.
Auf einmal im Nirgendwo meldet sich die Zivilisation zurück, mein Handy hat wieder ein Netz gefunden, mehrere neue Textnachrichten blinken auf dem Display auf. Und keine 2 km weiter endet der Wald, die ersten hütten tauchen auf, Schafe und Kühe weiden auf Almwiesen. Laut dem rostigen Ortschild bin ich der Ortschaft Baske Ostarije gelandet, ein verlassenes Hotel aus jugoslawischen Zeiten, mehrere Bauernhöfe entlang der Einmündung zur Hauptstrasse zwischen Gospic und Karlobag. Kein Ort zum Verweilen, aber im ersten Strassencafe halte ich und gniesse meinen wohlverdienten Espresso. Ich bin viel zu weit Richtung Süden abgeschweift, der Hauptkamm liegt noch zwischen dem Meer und meinem Standort.
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Ich geniesse die Weiterfahrt auf ruhigem Asphalt nur der viele Verkehr übefordert mich kurz nach der Fahrt durch die Einsamkeit der Wälder. Schnelll liegen die letzen Serpentinen hinter mir, ich bin wieder am Meer. die Hitze des Hochsommers läßt mich den restlichen Nachmittag am Strand und im Schatten verbringen.

Am nächsten Morgen lasse ich es ruhig angehen, der Bus hat eine Pause verdient. Ein langer Plausch mit 2 Motorradfahren auf dem Camping und ein Spaziergang in dias Städtchen Starigrad sind die Höhepunkte des Tages.
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Am Abend beginnt der Wind aufzufrischen, kurz danach die ersten Regentropfen, ich muß noch mal raus um meine Sachen in Sicherheit bringen, bin nicht alleine, jeder räumt noch schnell Handtücher, Campingstühle etc. rein, keiner hat Lust am nächsten Tag seinen Hausrat quer über den Platz verteilt zu suchen.
Es kühlt ab, Wind und die Regentropfen auf dem Dach wiegen mich schnell in den Schlaf.

Die Sonne weckt mich am nächsten Morgen, als hätte es kein Gewitter gegeben, nur der Sturm ist geblieben. Die Motorradfahrer hatten mir von Ravni Dabar erzählt, dem neuen Hotspot für Kletterer im Velebit Gebirge. Eine Schotterstrasse soll ganz nah und durch ch die spektakulären Felstürme führen. Zum Frühstück gibt es nur Espresso, ich bin in Sorge dass wegen dem Sturm die Küstenstrasse gesperrt wird und eine Anreise durch das Landesinnere wäre sehr viel länger. Am Ortsausgang von Starigrad sind schon die Verbotstafeln aufgestellt und runtergeklappt, aber nur zum Glück nur für LKW und Wohnwagengespanne.
Prompt fahre ich an dem Abzweig nach Ravni Dabar vorbei, zu klein das Schild, zu unscheinbar die Strasse. Aber genug Platz zum wenden und ich finde mich wieder auf einer kleinen einspurigen Straße die sich in Kurven den Hang entland nach oben schlängelt. Oben angekommen bietet sich mir ein spektatkulärer Blick über die Inselwelt, Sturm und der Regen der Nach lassen alles in einem klaren Licht erscheinen.
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Scheinbar habe ich den höchsten Punkt erreicht , es geht leicht bergab das Tal wird enger, die Felsformation kommen immer näher an die Straße. In engen Kurven schlängelt sie sich durch die aufragenden Felsen, immer wieder muss ich anhalten um Bilder zu machen und zu schauen, so spektakulär erscheint die Landschaft.

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Fortsetzung folgt.............................................
 
.............hinter jeder Kurve erwartet mich ein neues Highlight, wie der überhängende Felsen, die engen Tunnels oder nur der Weitblick auf die Bergewelt des Velebit Gebirges.
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Dem aufmerksamen Beobachter sind sicher nicht die Menge an Verkehrsschildern entgangen, im Gegensatz von der Tour der Vortage handelt es sich hier wirklich um eine offizielle Straße, lediglich auf eine Wintersperre wird am Anfang hingewiesen....
Ich könnte weiterfahren, wieder in den Wald eintauchen, entscheide aber anders, wende den Bus an einer geeigneten Stelle und fahre zurück zu einem Wanderparkplatz, ich möchte noch gerne die Landschaft per Pedes erkunden.
Es ist spürbar kühl geworden, hier auf ca. 800m über dem Meer, ich muß erst mal im Bus die richtige Bekleidung für eine Bergtour finden, bevor es los gehen kann.
Ich bin schon seit Jahren begeißtert wie erschlossen das Velebit Gebirge mit Wegen ist. Tafeln mit Routen finden sich an jedem Wanderweg, Wege gut unterhalten und markiert. Touren zwischen 1h und mehrere Tage sind hier überall möglich.
Ich wähle einen Weg auf der zum Meer gelegenen Hangseite, die Inselwelt Kroatiens immer im Blick zu meinen Füßen. Stundenlang könnte ich gehen und nur schauen, so spektakulär und wunderschön ist der Blick in die Ferne.
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Beim Gipfel in einer windgeschützten Senke treffe ich auf 4 Kroatien mit großen Rücksäcken, Väter mit Ihren Söhnen, Sie bieten mir einen Platz an, wir kommen in´s Gespräch, sie sind 4 Tage von Hütte zu Hütte unterwegs durch die Berge. Sie bleiben aber nicht lange, der Weg zur Hütte ist noch weit, und draussen übernachten ist hier, wo Bären und Wölfe leben, keine gute Option. Ich bin wieder alleine in der grandiosen Landschaft und obwohl ich mir geschworen hatte in Corona Zeiten keine Reisepläne mehr zu machen, kommen Gedanken hoch, doch vielleicht im Herbst dem Bus nicht nur stunden- sonder tagweise eine Pause zu gönnen...........natürlich nichts ahnend das Kroatien keine 4 Wochen später zum Risikogebiert erklärt wird......................

Ich verbringe noch 2 ruhige Tage am Meer, überlege mir wie ich den Bus weiter ausbaue, viele Cafe Besuche und mache mich schließlich wieder auf dem Heimweg, nach 7 Tagen in Kroatien.

Ich hoffe einigen von euch haben Text und Bilder gefallen und ich habe euch etwas von dem unbekannten Kroatien zeigen können. Manche haben ja gleich reagiert, vielen Dank dafür. Ich habe mich kürzlich erst registriet, das hier ist vielleicht so was wie ein Einstand. Als reisebegeißterten Menschen haben mir hier im Forum etwas die Reiseberichte (natürlich mit Bus) gefehlt, darum habe ich jetzt einfach mal angefangen. Werden sicher noch welche folgen.
 
:danke: für diesen schönen Reisebericht
 
Hi, danke für den tollen Bericht. Den Mali Alan Pass hab ich vor Jahren schon mal mehr durch Zufall gefunden. Damals noch mit einem "normalen" Auto, da war die ausgewaschene Straße doppelt spannend 😉

Die Straße nach Ravni Dabar sieht auch sehr toll aus. Wo geht dir los? Zweigt die von der D25 ab oder von der Küstenstraße? Auf Google Maps erschließt sich das für mich nicht...
 
Hi, danke für den tollen Bericht. Den Mali Alan Pass hab ich vor Jahren schon mal mehr durch Zufall gefunden. Damals noch mit einem "normalen" Auto, da war die ausgewaschene Straße doppelt spannend 😉

Die Straße nach Ravni Dabar sieht auch sehr toll aus. Wo geht dir los? Zweigt die von der D25 ab oder von der Küstenstraße? Auf Google Maps erschließt sich das für mich nicht...

Guten Morgen,

genau, auf die D25, Karlobag-Gospic. Von Karlobag kommend gibt es zwischen 2 Serpentinen Abschnitten eine längere Gerade, dort ist linker Hand der Abzweig nach Ravni Dabar. Ist beschildert, auffällig und auch bei Google nicht zu übersehen, direkt beim Abzweig ist ein großer holzverarbeitender Betrieb. Hallen, Baumstämme, große Maschinen.
Wie geschrieben, bin bald nach Ravni Dabar wieder umgedreht, als der Wald losging, wäre interessant wie es weiter geht, bzw. welche Abzweigmöglichkeiten sich noch ergeben. Bin gespannt, wer von uns beiden eher wieder da ist.

Floh
 
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