@Caliporter
Ich werde das Getriebe wohl auch mal ausbauen (lassen) muessen.
Auf deinen Bildern sieht es nicht so aus, als ob du z.B. eine Hebebuehne oder aehnliches hast.
Koenntest du vielleicht vielleicht etwas beschreiben, wie du das Getriebe ausgebaut hast. Oder ob du nach einer speziellen Anleitung vorgegangen bist.
Vielen Dank.
Max
Hallo Max,
kann ich gerne machen. Ohne Hebebühne und das Spezialwerkzeug von VW muss man natürlich etwas improvisieren. Den Reparaturleitfaden aus erWin würde ich empfehlen. Die 7 € sind gut investiertes Geld. Ich gehe jetzt eher nur auf die Sachen ein, die sich vom Leitfaden unterscheiden, weil der Rest dort sehr gut beschrieben wird.
Die Räder müssen frei sein, da die Antriebswellen raus müssen. Im RLF steht, dass man die Antriebswellen nur am Getriebe lösen muss und dann hochbindet. Dazu ist aber ohne Hebebühne nicht genügend Platz.
An Werkzeug benötigt man, abgesehen von Standardwerkzeug, eine 9er Zwölfkantnuss passend für einen Drehmomentschlüssel der 22 Nm abdeckt, sowie eine 30er für die Antriebswellen. Ebenso allerlei Spezialwerkzeug wie die Fixierbolzen für den Aggregateträger, ein Werkzeug um die SAC-Kupplung richtig einzubauen, Montagewerkzeug um ggf. Simmerringe zu tauschen. Außerdem einen Kugelgelenkabzieher für die Spurstangenköpfe. Bei dem SAC-Werkzeug sagen einige, dass es auch ohne geht. Ich wollte es aber richtig machen und da kein Risiko eingehen, weil sonst im schlimmsten Fall alles wieder raus muss.
Die Böcke müssen recht hoch sein, weil man das Getriebe sonst kaum unter dem Bus rausbekommt. Man sollte auch bedenken, dass falls es von der Höhe her nicht reichen sollte, man das dann Auto auch nicht weiter anheben kann, da zu diesem Zeitpunkt der Aggregateträger schon entfernt ist. Sehr viel niedriger als die Böcke auf den Bildern würde ich nicht empfehlen.
Da der Motor ca. 10 cm abgelassen werden muss, um das Getriebe raus zu bekommen, ist eine Abfangvorrichtung nötig. Eventuell reicht es auch den Motor von unten abzustützen, aber da der Platz unter dem Auto sowieso schon recht eng ist, habe ich das lieber von oben gemacht. Ebenso scheint die Dichtung der Ölwanne Druckbelastungen nicht allzu gut zu vertragen.
Ich habe mir dafür eine Motorbrücke nach dem originalen Vorbild von VW aus Stahl gebaut. Damit lässt sich die Position des Motors sehr genau kontrollieren.
Die Motorbrücke stützt sich dabei auf den Domlagern und dem Schlossträger ab. Die Halterungen selber bestehen aus Rohren, die ich im richtigen Winkel abgesägt habe und auf die ich einen Deckel geschweißt habe, um die Gewindestangen zu befestigen. In meinem Fall musste man das AGR-Ventil ausbauen, da es sonst duch die Ketten beschädigt worden wäre.
Das Getriebe wiegt inklusive Öl 73 kg und muss präzise in die Kupplungsscheibe eingefädelt werden, ohne diese dabei zu beschädigen. Deshalb bietet sich so eine Konstruktion wie links im Bild an. Die Inspiration dafür habe ich hier irgendwo im Forum in einem anderen Beitrag bekommen. Die drei Wagenheber bieten den Vorteil, dass man die obere Platte in alle Richtungen kippen kann. Ebenso muss der Wagen ziemlich flach sein, da man das Getriebe sonst nicht unter dem Bus rausbekommt. Mit einem Akkuschrauber angetrieben hat das Ganze echt gut funktioniert.
Der Getriebeheber ist auch beim Ausbau des Aggregateträgers sehr hilfreich.
So sah das ganze dann beim Ausbau aus. Im Nachhinein hätte man die untere Platte noch etwas verstärken können. Die hat sich schon ganz gut durchgebogen
Die Folgenden Schritte sind für Dich natürlich nicht erforderlich, wenn Du "nur" das Getriebe ausbauen willst.
Die Schrauben des Zweimassenschwungrades werden mit einem Drehmoment plus einem Drehwinkel angezogen. Hier hat sich so ein Drehwinkelmesser als sehr nützlich erwiesen. Dieser lässt sich auch bei den meisten anderen Schrauben bei dieser Reparatur anwenden.
Im Reparaturleitfaden steht, dass man den Schlauch für den Zentralausrücker mit einer Schlauchklemme abklemmen soll, damit keine Bremsflüssigkeit ausläuft. Das kann je nach Alter des Schlauches zu Problemen führen. Deshalb war es in meinem Fall einfacher, den alten Zentralausrücker an die Leitung anzustecken.
In diesem Zuge habe ich den Simmerring der Kurbelwelle erneuert, da dieser schon etwas Ölverlust hatte. Dazu ist ein dreiteiliges Spezialwerkzeug nötig, ohne das ich es auch nicht probieren würde.
Der Simmerring saß so fest in seinem Sitz, dass ich ihn ohne Werkzeug nicht rausbekommen habe. Natürlich besteht auch immer die Gefahr, die Dichtflächen zu zerkratzen, wodurch Undichtigkeiten entstehen können. Deshalb kommt man um ein Ausziehwerkzeug kaum herum. Ich habe mir dann auf die schnelle ein provisorisches Werkzeug gebaut um den Dichring ohne Beschädigung der Dichtflächen abzuziehen.
Hier sieht man das SAC Werkzeug. Ich habe das von BGS gekauft, da es einen recht hochwertigen Eindruck gemacht hat. Leider hat kein Zentrierdorn aus dem Set in die Bohrung der Kurbelwelle gepasst, weshalb mir netterweise ein Kumpel ein passenden Zentrierdorn aus POM gedreht hat. Dieser ist so kurz, dass das Druckstück des Werkzeugs nicht damit kollidiert.
Die Zeichnung mit den Maßen kann ich gerne noch anhängen.
Ebenso ist zu erwähnen, dass so gut wie alle Schrauben nach dem Lösen ersetzt werden müssen, da viele der Schrauben beim Anziehen plastisch verformt, sprich gelängt werden. Ich weiß nicht mehr ganz genau wie viel die gekostet haben, aber es war in dem Bereich von 200 €.
Rückblickend würde ich sagen, dass solch eine Reparatur ohne Hebebühne auf jeden Fall machbar ist. Ob es auch sinnvoll ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Teilweise war es nicht ganz ungefährlich, da man alles im liegen bewältigen muss und man sich leicht verletzten kann. Wirtschaftlich gesehen lohnt es sich nur bedingt, aber wenn man das als Hobby und Möglichkeit neue Sachen zu lernen sieht, ist das natürlich eher zweitrangig. Selbstverständlich darf man aber nicht vergessen, dass diese Reparatur sehr umfangreich ist und man den Aufand nicht unterschätzen sollte.
Abschließend will ich mich auch nochmal ganz herzlich bei ProfMerlin und Nendoro für eure Unterstützung bedanken, ohne die das in dieser Form nicht möglich gewesen wäre!
Grüße Moritz