Guten Abend.
Ich klinke mich als Egolf Fahrer auch mal ein. Um Karotti die Illusion zu nehmen, ich bin mir sicher, ein rein elektrischer Tx mit 1000km Realreichweite wird es nach nie geben. Es macht überhaupt keinen Sinn, so eine riesige, schwere und teuere Energiequelle mitzuschleppen. Elektromobilisten streben in der Regel eine Reichweite von 500km an. Das reicht aber auch.
Mal als vergleich, ein leerer Plastikbehälter in den man eine verbrennbare Energiequelle lagert kostet faktisch nichts. Außerdem wiegt ein leerer Tank fast nichts und brauch kaum Platz. Das und die hohe Energiedichte von Kraftstoffen ist auch der Grund, warum Verbrenner so große Reichweiten haben.
Sicher ist es schön große Autonomie an Board zu haben, aber wichtiger ist ehr ein funktionierendes, preiswertes, großflächiges und engmaschiges Lade/ Batterietausch-Netz. 1000km Reichweite, das wird irgendwann der Vergangenheit angehören. Man wird sich damit anfreunden, genau so wie bei Smartphones die auch keine 10 Tage Akkulaufzeit mehr haben, wie es das gute alte No..a 33xx hatte.
Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich und meine Freundin absolut überzeugt sind von der Elektromobilität, aber auch weil unser Fahrprofil einfach passend ist. Außerdem haben wir die Möglichkeit das Fahrzeug zu Hause zu laden. Das macht es deutlich einfacher und dank PV Anlage relativ Preiswert (aktuell liegen wir bei etwa 3,57 Euro auf 100km ohne Wertverlust und Verschleiß, reine Betriebskosten aus Strom, Steuer und Versicherung bei 12.000 Km jährlich, im Sommer schaffen wir etwa 0,80 Euro). Wir lassen uns voll auf die E-Mobilität ein und haben unseren Fahrstiel drastisch geändert. Wir fahren sehr bewusst und haben freunde am Energie sparen.
Ich habe aber absolutes Verständnis für alle die sagen, das es nichts für Sie ist, weil sie keine Lust haben auf der Autobahn nur 105 km/h zu fahren oder am Rastplatz alle 60 Minuten 25 Minuten nachzuladen. Außerdem sind die Kosten für die Fertigung eines Elektrofahrzeugs extrem und die Fahrzeughersteller haben einen Großteil der Wertschöpfung (Akku) aus der Hand gegeben. Es gibt derzeit keinen Großserienhersteller von E-Fahrzeugen der seine Akkuzellen selbst herstellt, mit Ausnahme von BYD aus dem Reich der Mitte. Tesla ist noch nicht so weit. GM z.B. fertigt an seinem Bolt (vgl. Opel Ampere E) nichts außer die Karosserie. Der komplette Antriebsstrang stammt aller Elektronik und Elektrik fertigt LG. Deshalb glaube ich dass auf absehbare Zeit neue Elektro und Hybrid Fahrzeuge kaum günstiger werden. Sicher gibt es einen gewaltigen Fortschritt was die Leistungsfähigkeit, Reichweite, Haltbarkeit, Gewicht bzw. Energiedichte und Schnellladefähigkeit angeht und somit das Preis-Leistungsverhältnis stimmiger wird. Aber von einem schicken, hochwertigen E-Neuwagen für 20.000 Euro werden wir noch lange träumen (ja ich weis, Renault unterbietet das mir der ZOE, aber den Akku kann man nur Mieten, eigentlich müsste man den zum Kaufpreis addieren).
Zum Egolf 190 kann ich sagen, dass er zu unserem aktuellen Lieblingsfahrzeug geworden ist. Das elektrische Fahren ist wirklich ein Traum und ist für uns schon zur Normalität geworden. Wir bewundern, mit welcher Selbstverständlichkeit der Golf fährt und fragen uns immer wieder, warum das nicht schon immer so gemacht wird... Wir nutzen unseren Golf im ländlichen Franken hauptsächlich im Nahverkehr. Ladepunkte gibt es mittlerweile mehr als Fahrzeuge (zumindestens bei uns). Allein in unserem 3000 Seelendorf gibt es 4 öffentlich zugängliche Ladesäulen mit insgesamt 7 Anschlüssen bei nur 3 Elektro/ Plugin-Hybridfahrzeugen in der ganzen Gemeinde.
Was eine Katastrophe ist, ist das Bezahlen. Einmal kostet es nichts, einmal zahlt man Bar, einmal braucht man eine Ladekarte von X einmal von Y und wieder ein anderes mal geht es über die Mobilfunkrechnung bzw. per SMS oder App. Es gibt auch Säulen an denen benötigt man eine Kreditkarte sowie Ladestationen die Privatpersonen zur Verfügung stellen/ betreiben und dafür nur eine Spende und ein nettes Pläuschen bei einem Kaffee wollen/ anbieten.
Meine eigene Ladesäule würde ich liebend gerne der Öffentlichkeit zugänglich machen, das ist aber offiziell mit so vielen Auflagen und Hürden verbunden, dass es quasi nicht möglich ist, außer man ist bereit einige 1000 Euro auszugeben (geeichter Zähler, standardisierte Stecker, häufige Prüfungen nach DGUV, Änderung des Stromanschlusses mit größerer Panzersicherung und einer Netzregelung; etc....) Wenn jemand bei mir laden will, verschenke ich also den Strom das ist immer noch billiger. Aber sinnvoll ist das nicht. Außerdem darf ich die Säule so in keinem Verzeichnis kenntlich machen.
Ich hätte liebend gerne einen T6 als TSI-Hybrid gekauft. Aber es gibt ihn nun mal "noch" nicht. Laut meinem VW Händler in Neustadt an der Aisch (bei dem wir den Golf gekauft haben) wird der T7 definitiv als Hybrid kommen. Allerdings erst zwischen 2019 und 2021. Alleine schon da auf Grund des Flottenverbrauchs Ottomotoren in großen, schweren Fahrzeugen nicht mehr tragbar sind.
Eine Sache noch zum Thema Anhängerkupplung. Bis dato ist das einzige elektrische Serienfahrzeug mit AHK Option der TESLA MODEL X. Der Golf z.B. darf auf Grund des Gefahrenpotentials nicht mit Anhänger gefahren werden. Sollte bei einem Auffahrunfall die Deixel eines Anhängers in den Akku gerammt werden, könnte ein Kurzschluss endstehen der das gesamte Fahrzeug abbrennen lassen könnte. Ein Brand eines Li-Ion Akkus ist nicht löschbar, da die gespeicherte Energie in den Akkuzellen den Brand immer wieder anfacht und durch die Hitze immer mehr Zellen in Mitleidenschaft gezogen werden. Es bleibt in so einem Fall keine andere Lösung als das Akkupack bzw. das Fahrzeug kontrolliert abbrennen zu lassen. Dementsprechend gibt es auch keine Anhängevorrichtung für den Egolf, auch wenn die des "normalen" Golf 7 passen würde. In der ABE der AHK ist der Egolf nicht aufgeführt.
Ein rein elektrischer Tx würde nach meiner realistischen Schätzung etwa 30 kW/h auf 100km verbrauchen (ohne Anhänger). Um also 1000 km Reichweite zu erreichen braucht man 300kW/h Speicherkapazität. Bei aktueller Technologie wiegt so ein Akku etwa 1,6 Tonnen. Das ist natürlich schon möglich beim einem Tx so etwas einzubauen, allerdings bleibt dann keine Zuladung mehr und durch das hohe Gewicht würde die Reichweite wieder schwinden. Zudem läge der Marktpreis für so einen Akku aktuell bei etwa 60.000 Euro, wohlgemerkt ohne Lastmanagement, Gehäuse und ohne dass VW daran etwas verdient. Rechnen wir lieber mal mit 80.000 Euro. Selbst wenn die Effektivität der Fahrzeuge steigt, die Akkus kleiner und billiger werden, die Leistungsfähigkeit weiter zunimmt und der benötigte Bauraum kleiner wird, so eine Reichweite im Tx klingt für mich nach reiner Utopie. Abgesehen davon, dass 300 Kw/h an einem Haushaltsanschluss mit 11 kW Leistung geladen bei einem Verlust von etwa 10% eine Ladedauer von 30 Stunden bedeutet. Akzeptanz?
Als kleines Resume:
Die Elektromobilität steht und fällt mit der Realisierbarkeit eines stabileren und deutlichen ausgebauten Energienetzes. Die aktuell verfügbaren Fahrzeuge sind für alle geeignet, die es sich leisten können, bereit sind sich einzuschränken und einen festen Stellplatz mit Lademöglichkeit nutzen. Man spielt derzeit noch Versuchskaninchen. Wir vergleichen das bei Gesprächen mit Interessierten ganz gerne mit den ersten Internetanschlüssen oder den ersten Mobiltelefonen. Das musste sich auch erst entwickeln, war sündhaft teuer und der Nutzen war am Anfang ehr mau. Dennoch haben sich beide Technologien etabliert und gehören für nahezu 100% der deutschen zum Alltag.
Ich denke ein Rein elektrischer Bulli wird wohl einen 100kW/h Akku bekommen mit einer Reichweite von um die 350 km. Das würde Sinn machen und bezahlbar bleiben. Aber ich bin gespannt wo die Reise hingeht.
Grüße
Jürgen