Moin,
ich habe natürlich Erfahrungen, so nach über 30 Jahren kommt da einiges zusammen...
Deutschland war schon immer ein Land, wo Schmerzmittel überdurchschnittlich gerne eingenommen wurden...unabhängig von der Stärke
Die Bereitschaft seitens der Ärzte auch Patienten mit starken Schmerzen
ambulant mit stärkeren Mitteln zu versorgen (nicht nur Tumor- sondern z.B. auch Schmerzen im Bewegungsapparat...)
war bis Mitte der 90er Jahre eher zurückhaltend. Erst neue Erkenntnisse und die Schmerztherapie und Etablierung als eigene ärztl. Fachqualifikation brachte mehr Anwendungsfälle, aber auch ein breiteres und abgestuftes Präparatespektrum auf den Markt. Das betraf sowohl Opioide (Schmerzmittel, die "wie" Opiate wirken, aber chemisch unterschiedlich sind) und Opiate, die "Klassiker" mit dem Morphin als Kern-Wirksubstanz und Derivate davon. Ein Großteil ist auf "normalem" Rezept erhältlich...
Alle Schmerzmittel haben den Satz im Beipackzettel:
"Dies Arzneimittel ... kann... die Fähigkeit zur Teilnahme Straßenverkehr.. Bedienung von Maschinen.. beeinträchtigen"...
Aus den Indikationen ergibt sich natürlich auch, daß grade bei chronischen Schmerzen nicht jeder dauerhaft zu Hause ist, sondern arbeitet und für den Weg dahin das Auto nutzt...
Aber es sind nicht nur Schmerzmittel, die diesen Satz (notwendigerweise) mitbekommen... auch andere zum Beispiel:
- div. Erkältung- & Grippemittel (Wick-Medinait...)
- Viele Herzmedikamente z.B. zur Behandlung von hohem Blutdruck... (Betablocker...)
- Allergietabletten...
- Tabletten zur Behandlung von Muskelverspannungen.. (auch typisch für eine Weiterbehandlung nach Wiederaufnahme der Beruf. Tätigkeit...)
Viele dieser Hinweise sind allerdings aus Versicherungsgründen dazu gekommen, meist treten die Nebenwirkungen in Sachen Auto nicht auf...
Wenn die Leute diesen Punkt konsequenter beachten würden, müßten viele auf Öffis umsteigen.
Andererseits bleibt die Frage, wie man den Nachweis führt, daß nun ausgerechnet der Betablocker mit am Unfall schuld war und nun womöglich die Haftpflicht den Fahrer in Regress nimmt.
Das ist da nicht so einfach... Selbst bei den Schmerzmitteln ist ein möglicher Opiatnachweis (analog Drogen..) nicht ohne weiteres dem Drogenkonsum am Steuer gleichzusetzen.
Ein, wie ich finde, zu beiden Seiten hin noch nicht ausreichend betrachtetes Thema...
Fakt ist, es gibt ne ganze Menge berufstätige Mitmenschen, die setzen sich morgens in Ihr Auto, frisch gefüttert mit so allerlei Medikamenten, ohne die sie aber am Berufsleben nicht mehr teilnehmen könnten.
Viele haben nur eher harmlos scheinende Mittelchen, wie die Betablocker intus...
Einige andere aber eben auch "richtige" Schmerzmittel mit allen Einschränkungen, aber auch hier könnten die ohne die nicht arbeiten...