Darwin mal anders: Aus Widder wird BlauBär

SchlumpfMobil

Aktiv-Mitglied
Ort
Winti
Mein Auto
T5 Sondermodell
Erstzulassung
03/2010
Motor
TDI® 96 KW
DPF
ab Werk
Motortuning
Mexiko-Mapping
Getriebe
6-Gang
Antrieb
4motion
Radio / Navi
Aftermarket
Extras
Seikel (Maxi HD, -18%, UFS), Diffsperre, Webasto LSH, BFGoodrich T/A KO2 / Cross LX2 225/75 R16
Umbauten / Tuning
Robust+Einfach Camping (Casemaker+Aluprofile), AGM Bordbatterie, Wechselrichter, Lade-Wandler & -Computer, 230V, WWZH, GRA, PDE Keile, Seikel Diesel-Vorfilter & Entlüftungen, Relleum Zyklonfilter & Bergeösen, Webasto Höhenkit, VCDS
FIN
WV2ZZZ7HZ9H14xxxx
Typenbezeichnung (z.B. 7H)
7HB
Servus liebe T5-Gemeinde

Aberhallo, was war’n die letzten Monate doch geil und intensiv – und wieder einmal habt ihr durch eure super-kreativen Ideen, die genauen Beschreibungen und fundierten Diskussionen entscheidend dazu beigetragen, dass ein T5 Novize schnell und umfassend in den Bulli-ismus eintauchen und nach Herzenslust drin plantschen konnte.

Na, eigentlich schon fast zu umfassend... ...denn was hat mir zwischenzeitlich die Birne geraucht von all euren tollen Ausbau-Optionen: Das Wechselbad aus Begeisterung und Ernüchterung, wenn sich gefühlte dreiundfünfzig Hammer-Ideen dann eben doch nicht kombinieren liessen. Aber was erzähl ich euch, ihr kennt das... :)


Ein herzliches und Doppeldaumenhoch-Dankeschön an euch alle! :danke:


Hier meine Geschichte – vielleicht gibt’s auch für euch noch ein paar neue Anregungen. Und weil’s hier im Forum mit der konstruktiven Kritik so super funktioniert (nochmals dickes Danke), freu mich mich über eure Meinungen und Gedanken dazu. Selbstmurmelnd, dass ich sehr gerne Fragen kommentiere.

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Von DoppelBruch zu BlauBär
(Oder: Wie aus einem dummen Umfaller ein wiederentdeckter Lebenstraum wurde)

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Prolog:

17. Juni 2014:
Das entscheidende Quentchen Ignoranz der Newton’schen Gesetze führte zur Trennung von Mensch (= mir) und Maschine (= Mountainbike), gefolgt von einer Bodenprobe mit 44km/h. Diese kinetische Energie wurde vollständig in knirschende Energie umgewandelt – in meinen Handgelenken. Sprich ein 6-wöchiges Stilleben aus Gips an beiden(!) Greifern.

Das Positive: Endlich mal Zeit zum Tagträumen, in Büchern schmökern, die Seele baumeln lassen... ...und Extreme-Internetsurfing.



Erster Akt – Aus Idee wird Realität:

11. Juli:
Im Netz hängengeblieben – am Buch „Wohnmobile selbst ausbauen und optimieren“ von UlrichD.
Und dann der Matrix-Effekt: Extreme Zeitlupe und ein einziger, völlig klarer Gedanke: „Das isses!“.
Jungenderinnerungen von rostig-bunten, rudimentär aber selbstausgebauten T3 Bullis ploppen aus dem Nichts... ...vollgestopft mit Surfbrettern, Campieren in der Ersten Reihe - Schwielen an den Händen, Salz auf der Haut, Lagerfeuer am Strand, knirschender Sand im Schlafsack... FREIHEIT!

Ja, okay – die letzten 20 Jahre haben wir intensiv die Welt bereist... ...zuerst mit Rucksack, dann mit Mietwagen. Doch einmal die Panamerica runter, mit dem eigenen Bulli, sich open-end treiben lassen – das stand schon immer auf der Bucketlist, wurde jedoch von dem Daily Monster, sprich dem hektischen und kurzsichtigen Alltag zunehmend verdrängt. Aber eben – manchmal werden wir gezwungen, innezuhalten und uns unserer Träume wieder bewusst zu werden. Und dann sollten wir besser darauf hören und es geschehen lassen...

...also gleich mal Google mit allem gefüttert, was auch nur im Entferntesten mit VW Bus zu tun hat (quasi knietief in Suchbegriffen gewatet) – und schon die erste begeisternd-ernüchternde Erkenntnis:
Früher (in meiner Zeitrechnung vor gut 30 Jahren) hiess VW Bus ausbauen: „Man gehe in den Baumarkt, nehme was für kleines Geld zu finden ist, knalle all dies mit ein paar Spax-Schrauben zusammen, Farbe drauf, Vorhänge drüber und ab dafür.“
Heute gibt es so geniale Foren wie das T5-Board, wo ich bereits beim ersten zarten Reinschnuppern auf Kreativ-Gurus gestossen bin, deren Ideen jenseits von Vorstellbar lagen – und selbst jetzt finden sich beim Wühlen immer wieder mächtig Sahnestückchen.

Sprich die Qual der Auswahl.
Dazu kommt: Ich liebe Perfektion und hasse Kompromisse.
Irgendwie eine ziemlich besch...eidene Ausgangslage für schnelle Entscheidungen.


Also wie gelernt hingesetzt und brav das Lastenheft notiert:
- Kurzer T5 (kein T3/T4, weil nada Bock mehr auf Rost in diesem Leben, das Thema hab ich seit einem FIAT durch)
- 4Motion + DiffSperre + Seikel Gedöns (ja, ich war bereits auf der „Der robuste T5“-Droge; ausserdem in Namibia kennengelernt, was ein robustes Fahrwerk wert ist)
- 2.5 TDI / 131 PS (bin absolut scharf auf den Pumpe-Düse-Bums, ausserdem mehr Hubraum gepaart mit weniger Leistung zugunsten längerer Lebensdauer)
- „Keep it simple“ Ausstattung, d.h. möglichst wenig Elektonik-, Verkleidungs- und Sonderausstattungs-Schnickschnack – geht nur entweder kaputt, fängt an zu klapper-quietschen oder brauch ich einfach nicht
- Standheizung, einfache Klimaanlage
- Unauffällige Lackierung als Tarnkappe im Busch oder in der Stadt
- Genügend Potential zum Selbstausbau
- Folglich ein relativ junger 5.1er auf Kombi-/Trapo-Basis mit max. 100‘000km
- Budget max. 25kEUR

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Genau – spätenstens beim letzten Punkt sah ich dann deutlich und endgültig meine Felle davon schwimmen. Denn ein kurzer Blick in die einschlägigen Online-Börsen liess mich Böses vermuten:
Tatsächlich, in einem Punkt hat sich die letzten 30 Jahre leider nix geändert: Die Bullis sind monetär immer noch mächtig heftig.


Doch manchmal lehrt uns das Leben auch, dass gewisse Dinge nicht ohne Grund passieren – damit wir z.B. zur richtigen Zeit die richtigen Ideen haben und am richtigen Ort suchen:
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BINGO!!!
So was von oberhammergeil!!!

Seit dem 21.08. ich bin einer der (zugegeben nicht ganz unstolzen) Besitzer eines Ex-Widders – für mich die perfekte Basis für die Umsetzung meines Traums. Und fast schon unheimlich: Jeder(!) einzelne „Muss“-Punkt, einschliesslich der „Wär schon irgendwie geil“-Ideen auf dem Wunschzettel meines Perfekt-Bullis ist erfüllt – dazu noch deutlich unter Budget :D

Also sollte auch der Import in die Schweiz und die Zulassung wunderprächtig klappen :)
 
Zweiter Akt: Kennenlernen

Tatsächlich verliefen Transfer (geile 768km!) und Einbürgerung aus dem Grossen Kanton routinemässig und der (mittlerweile so benamste) BlauBär bekam seinen Schlummerplatz in der heimischen Garage... ...hier einen dicken Dankesdrücker an unseren Architekten, der wohlwissend ein 2.20er Tor eingebaut hat. Denn mit 2.10m über’m Boden ist das Widderdach nicht wirklich Tiefgaragen-Norm.

Auch das Strassenverkehrsamt (= Schweizer Zulassungsstelle) liess mir noch fett Zeit zur Aufhübschung – glatte 5 Wochen(!) bis zum erstmöglichen Vorführtermin, d.h. bittere Rumcruise-Abstinenz (...hey – ich war auf Turkey!).
Aber egal, war ja nicht so, dass ich nix zu tun wusste:

(1) Unterboden und Fahrwerk:

Hier hatte ich zugegeben deutliches Bauchweh – denn als gedienter W15er kann ich mich leider mehr als nur schemenhaft an den üblichen Umgang mit militärischen Fortbewegungsmitteln erinnern. Bewahrheitet hat sich tatsächlich, dass mein BlauBär in seiner Jugend ausgiebig im Schlamm wühlen durfte (4.2kg Humus unbekannten Alters im UFS und vom Dreck zerschliessene Gummilager an der HA), jedoch glänzten Unterboden und Fahrwerk nach intensiver FluidFilm-Packung wieder sehr vertrauenserweckend. Noch ein paar frische Geländetreter auf die HA (die alten Schuhe werden für’s Ersatzrad benutzt) und gut war.
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(2) Die Innereien:
Ein taugliches Schienensystem im Boden hat der Widder bereits – was ich jedoch loswerden wollte, waren all die Überbleibsel-Kabel der Feldjäger-Wundertüte. Also Verkleidungen runter (und mir geschworen, dass ich alle Befestigungspunkte durch Nietmuttern ersetzen werde – ich hasse dieses undefinierte Plastikgepfriemel), „tote“ Kabel raus, neue Leitungen für 220V, 12V, Lautsprecher und Solarpanel rein und die Wände mit 20mm Xtrem Isolator verklebt (ein dicker Gummihammer eignet sich übrigens sehr gut zum punktuellen Andrücken des 3M-Kontaktklebers). Damit der Dicke auch soundtechnisch soviel Wumms entwickelt wie der Pumpe-Düse in Sachen Druck nach vorne, sind die Türen alubutyliert und die Lautsprecher durch solche ersetzt, die ihrem Namen gerecht werden.
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(3) Schalten und Walten:
Die Konsole auf dem Armaturenbrett mag Potential für nettes Technikspielzeug bieten – mir war das Ding schlicht zu hässlich und klobig, als dass ich es im Blickfeld haben wollte. Ausserdem sollten die Freisprechanlage und wirklichwichtig Schalter (ESP und Diffsperre) in Griffnähe sein. Die Co-Pilotin muss bequem die Musikbox füttern können, während das Smartphone-Navi (openstreetmaps hatte uns bereits sicher durch Costa Rica und Kuba gelotst) gut sicht- und bedienbar auf der linken Seite thront – beide auf Dauerstrom. Dazu noch ein paar 12V Anschlüsse im Handschuhfach und Fussraum für sonstige USB-Stecker bzw. Kompressor etc. Und weil der Vorderteil eh gerade gestrippt war, wurde dem BlauBär noch eine Bärensperre angelegt.
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…und eigentlich hätte bis jetzt alles die Krankenkasse zahlen sollen. Denn all das Schrauben, Schleifen, Wurschteln und Montieren zeigte Wirkung: Arzt und Physiotherapeut hatten noch nie eine so schnelle Heilung und Mobilisierung der Handgelenke erlebt – „Bulli statt Pillen!“

(demnächst mehr in diesem Kino...)
 
Zuletzt bearbeitet:
....der Qualität der Fotos nach könnte man glauben, ein Produktmanager möchte sein Fahrzeug verkaufen :D

Super Doku - bitte noch um ein Bild vom Einspeisestecker, das etwas mehr vom Umfeld zeigt! (Mich überrascht, das sich das unter der Motorhaube ausgeht. Danke!
 
Sehr schön....Kompliment.
Der Bus gefällt mir sehr gut.

Gruß
Marco
 
Gangschaltsperre ohne Abrißschrauben?
 
sehr schön zu lesen, gute Bilder, was will man mehr!?!

ganz einfach: MEHR DAVON!!! :D :danke:
 
Sehr schöner Bericht bis jetzt, musste die ganze Zeit schmunzeln :) und bin gespannt wie es weiter geht.
Die Bilder von deinem Kabelsalat find ich Mega Klasse , ich liebe sowas:D.
Habe übrigens auch die ganzen Plastikpenümsel durch Edelstahlschrauben und Rosetten ersetzt, sieht aus als kaufen wir beim selben Händler ein;).

Grüsse Frank
 
sehr schön zu lesen, gute Bilder, was will man mehr!?!

ganz einfach: MEHR DAVON!!! :D :danke:
Genau so sehe ich das auch :D
Viel Spass mit dem Neuen Bus, manchmal muss es eben klappen! Toller Bus, toller Preis!
Vielleicht sieht man sich mal schweizer Strassen, "Winti" ist ja nicht so weit weg ;)
gruss coop
 
@alle: Herzlichen Dank für eure Kommentare - freut mich, wenn’s euch freut :)

@Gerhard: Danke der Nachfrage - hier ein paar Pixelz frisch aus der Dunkelkammer:

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Ja, stimmt – Dose und Stecker haben bleibenden Eindruck in der Motorhaubenschallschluckung hinterlassen. Jedoch keinen Abrieb, auch nach 4‘000 km marokkanischem Holterdipolter. Die Dose trägt 1cm auf, der Stecker deren ca. 4einhalb. Beruhigend: Das Kabel passt geschmeidig unter die verriegelte Haube.
(Hehe - und nein, bin eher von der kopflastig-strategischen Sorte, verkaufe also keine realen Produkte, sondern lediglich Konzepte und Ideen :D)


@hp.svobo: Jep, richtig. Da darf man semesterlang die maximalen Drehmomente berechnen, um eben gerade nicht der „Nach-fest-kommt-ab“ Versuchung zu erliegen. Und nichtsahnend wird man dann da draussen mit Abreissschrauben konfrontiert – weia, hat mich das Überwindung gekostet, den Schlüssel immer weiter und weiter und weiter zu drehen… …bei der dritten Schraube hat’s dann beängstigenderweise angefangen Spass zu machen.
Empfehlung: Die Bärensperre erst mal ein paar Tage/ Wochen mit normalen Schrauben montiert lassen, damit auch alles sicher und nachhaltig flutscht.


Beste Grüsse, Roland
 
Dritter Akt: Legalität

10.10.2014: So geil - endlich darf ich auch mitspielen!
Nach anfänglichem Rumgezicke haben die eidgenössischen Behörden den BlauBär doch als für den Strassenverkehr tauglich befunden - obwohl ich doch eh lieber abseits von Strassen… …aber egal ;)

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Für die die’s genau wissen wollen:

In der Schweiz wird die Lärmmessung im 2. und 3. Gang bei je 50km/h durchgeführt. Kleinere Reifen bzw. ein kürzer untersetztes Getriebe führen folglich zu einer Erhöhung der Motordrehzahl und damit des Lärmpegels. Änderungen innerhalb +8% sind gesetzlich erlaubt, Ausgangsbasis ist die Typengenehmigung des Fahrzeugs.

Als der Experte (ja, die heissen tatsächlich so…) im Seikel Teilegutachten über die -18% gestolpert ist, gingen demzufolge einige grelle Lichter an, höchstwahrscheinlich untermalt durch irgendwelche Warnhupen. Und er hat das Papier als aussage- und wertlos deklariert, da die reifenabhängige Endübersetzung nicht explizit ausgewiesen ist X(. Ich solle doch auf irgendeine Prüfstelle zur Lärmmessungs-Einzelprüfung… :confused:

Das Schöne und Angenehme in der Schweiz: Man kann über alles nochmals reden :). Also zum Chefexperten - und plötzlich war nicht mehr gefordert als eine detaillierte und nachvollziehbare Berechnung der bei 50km/h im 2. und 3. Gang resultierenden Motordrehzahl, basierend auf der montierten Bereifung. Der Reifenumfang dürfe mit jedem gewöhnlichen Online-Tool berechnet werden... ...und er sei sehr zuversichtlich, dass das alles im gesetzlichen Rahmen bleibt. OK - die Ansage hab ich gehört :D

Also die Getriebelehre-Vorlesung entstaubt, eine professionelle und doch bunte Excel-Tabelle mit Zwischenrechnungen Prädikat „Nachhilfetauglich“ erstellt, hochglanzgedruckt und klarsichthüllenverpackt dem Chefexperten vorgelegt und… …zustimmendes Kopfnicken. Na, geht doch :p

Allerdings nur mit den 225/75er Trekkingstiefeln – hier pendeln sich grösserer Reifenumfang und -18% Getriebeuntersetzung ziemlich knapp unterhalb der +8% Toleranz ein.

Passt - hab mich eh schon in die Grobstoller verliebt :rolleyes:


Grüsse, Roland


PS: Ein ganz dickes Dankeschön an Seikel Schweiz, die mich in der Phase zwischen "Experte" und "Chefexperte" per Telefon-Sehlsorge nicht nur super beraten und unterstützt haben, sondern sicher auch zwei, fünf Gummibärchenfamilytüten vor der sicheren Frustvertilgung... .
 
:ot:Ja ja die Schweizer:p.

Hab vorletztes Jahr mal nen alten Wartburg an einen Freund in der Schweiz verkauft. Der hatte auch nen murds Zirkus bis das Dingen auf die Strasse durfte:D.
Hat den Experten dann irgendwelche Papiere aus Brüssel organisiert und vorgelegt zwecks Ausnahmegenehmigung für Zweitaktmotoren eines bestimmten Bauzeitraums
oder so ähnlich.

Grüsse Frank
 
Danke für diese tolle Berichterstattung!

Bitte mehr davon - Grüße
 
Vierter Akt: 3D Elektro-Tetris

Hmmm - irgendwie war das bisherige Gebastel nicht wirklich heldenhaft. Nichts, was uns einstige Drachentöter zufrieden ins Lagerfeuer starren liesse. Nur logisch, dass das Ego zappelig wurde und nervte:
„Was Eigenes muss her, total kreativ, Castro-mässig-revolutionär und nebenbei noch handwerklich perfekt umgesetzt!“
„Na, super, Ego! Hast keinen Blassen davon, wo hier im Forum die Messlatte hängt!“ (Interessant, dass eine Latte hängen kann… …:uuups: ist das noch moral-konform?)

Gut, dann pick ich mir einfach einen Drachen, der mir bislang in allen Lebensphasen ein fettes, anklagendes Fragezeichen in die Graue Masse gepresst hat… …Elektrotechnik :confused:
Und damit’s nicht nach Zufall, sondern Wunschkind ausschaut, braucht‘s eine einfach nachvollziehbare Kausalkette:
  • Ausgangspunkt: Ich könnt mich reinschmeissen in diese lecker pürierten Früchtemix-Dinger (neudeutsch „Smoothie“ – was für mich eher nach „Warmduscher“ klingt. Aber das bin ich ja bekennenderweise, dazu später mehr)
  • Aus Qualitäts- und Originalitätsgründen bleibt nur Selberquirlen
  • Leistung für den Vitaminhäksler? Beim Mopped hat sich folgende Formel bewährt: „Hubraum kleiner vierstellig = Mofa“ – nö, Mofa-Wechselrichter geht mal garüberhauptnienicht!
  • Also der dicke 1000er!
Während der Budgetverhandlung mit der Regierung in einem geschickt eingebauten Nebensatz die Bemerkung fallen gelassen, dass damit auch ein Reisefön geheizt werden kann - und schon war die Bestellung nur noch Formsache :D

Deutlich knackiger waren die sonstigen Randbedingungen:
  • Weil ich keinerlei Elektrokram im Wohnausbau integriert haben will (ja, auch ich träum natürlich von einem modularen, flexibel kombinierbaren, schnell demontierbaren usw. etc. pp. Multifunktionsausbau) bleiben als mögliche Verstecke nur die Bei- und Fahrerkonsole
  • Der bereits verbastelte Bleiakku soll in Rente und einem möglichst dicken zyklen-, rüttel- und hitzefesten Stromspeicher Platz machen
  • Genau… …der liebe Platz: Das 100Ah Modell der gelben, spiralgewickelten AMGs war vom Formfaktor her absolut inkompatibel mit dem Raumangebot der Fahrerkonsole. Zwei kleinere zu je 48Ah schienen allerdings vielversprechend – bestätigt mit flink gebastelten Kartonmodellen
---Einen halben Liter Achselschweiss später--- Passt! =)=)=) Auch für die voluminöse 175A Sicherung, das 10A AMG-Ladegerät und mehrere Plus-Verteiler inkl. Sicherungshalterungen. Ledigliech an der Hinterseite der Konsole musste ein wenig Blech weichen, denn einer Sitzheizung durch Kurzschliessen der Batteriepole gab ich keinen langfristigen Markterfolg. Gelagert und gegenseitig abgestützt sind die Batterien mit XTrem-Isolator-Resten, befestigt mit 3 Spanngurten, die Pole parallel geschaltet mit je zwei 35mm2 Kabeln. Die hintere Plastikabdeckung ersetzt eine Multiplexplatte, befestigt mittels Nietmuttern.

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Der Wechselrichter ist möglichst hoch und auf dem Kopf montiert, damit die Lüfter nicht Staubsauger spielen. Die Befestigungspunkte des vorhandenen Elektronik-Gedöns wurden genietmuttert so verlegt, dass sich gut zugänglich das vorgeschriebene Kästchen für FI-Schalter und 16A Sicherung reinkuschelt. Auch hier die Abdeckung durch Multiplex ersetzt, in der sich eine der einfachmalrichtiggenialen 3-fach CH-Steckdosen (auch passend für 2-polige EU-Stecker), das Wechselrichter-Steuerpanel und zwei 12V Dosen tummeln. Wie auf der Fahrerseite ist alles mit einer ca. 3mm dicken, thermisch verformbaren Kunststoffplatte abgedeckt.

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Ungläubiges Kopfschütteln... ...alles hat im ersten Anlauf funktioniert, also jetzt bloss den Fuss auf’m Gas lassen: Abisolierzange und Aderendhülsenpresse kannte ich mittlerweile bei Vornamen, selbst mit komplexen Schaltplänen war ich per Du - logische Konsequenz: Hurtig den Vorheizer zur WarmWasserStandHeizung aufgepimpt.

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Motivation hierfür? Auch das Thema „Frieren“ ist für dieses Leben definitiv abgefrühstückt, da hält ein die LuftStandHeizung ergänzentes Lagerfeuer-Backup den Blutdruck schön niedrig und die Stimmung der lieben weiblichen Mitreisenden angenehm hoch.


PS: Schön und gut all das – dumm nur, dass die aktuell in Planung befindliche Innenausbau Version 2.0 eine Beifahrer-Safe-Drehkonsole angeworben hat. D.h. Wechselrichter und Stromunterbrecher werden hinter die linke Seitenwand umziehen. Und auch die Parallelschaltung der beiden Batterien ist bezüglich gleich langer Kabellängen suboptimal gelöst, da darf ich nochmals an die Kabelschuh-Quetsche :p
 
Fünfter Akt: Herbstliche Frühlingsgefühle

26.10.2014:
So heimelig eine Bulli-bevölkerte Männerküche (=Garage) auch ist – Erfahrung sammelt man bekanntlich nicht an einem Ort… …und nur durch konkretes Ausprobieren wird aus blosser Information wertvolles Wissen.

Der Plan des ersten Wochenend-Proberitts war eh schon lange eingeloggt und der BlauBär-Triathlon gesetzt:
1. Holländer-Treibjagd über den schneebedeckten Arlbergpass
2. Sternegucken auf 1‘800m bei Latsch im sonnig-warmen Vinschgau
3. Antesten des 4Motion auf südtirolischen Waldwegen

Ähmm, ja… …und trotz bereits etlicher in das Wohnausbaukonzept investierter Kilominuten musste ich dann doch Schlummerplan B ziehen: Guckt ihr Bilder :D:D:D

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Fazit: Sprachlose Glückseeligkeit und pure Begeisterung… …schöner als je geträumt :rolleyes::rolleyes::rolleyes:
 
Sechster Akt: Fangopackung

Was bei mir zu Unzufriendenheit führt? Ganz einfach: Vorhandenes Potential nicht genützt zu haben – sei es aus Angst, Faulheit oder Eitelkeit (nebenbei: Das sind die drei wesentlichen Erfolgsverhinderer, prüft’s mal für euch nach…).

Und woher weiss ich, dass ich die momentanen Möglichkeiten ausgereizt hab? Ebenfalls einfach: Bis ich hängen-stecken-stehen bleib. So passiert im Sand einer namibischen Düne und (ok, nur beinahe…) in den Furten von Costa Rica.

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Im BlauBär auf dicke Hose machen wollte ich Ende Oktober im Offroad-Park Langenaltheim – in einem Spezial-Training für 4x4 Wohnmobile. Nach ein ein bissl Selberwarmrollen am Samstag (guckt ihr
– eher wenig spektakulär, da alleine und lieber Fahren denn Filmen) ging’s am Sonntag wirklich an die Grenzen. Wenn auch eher an meine denn an die des BlauBärs:

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Fazit: Es geht verdammich viel – und ist dann ganz schnell Fertiglustig.

Was dem Bulli fehlt (IMO in dieser Reihenfolge):
  1. Rampenwinkel (insbesondere am oberen Ende von Steigungen
  2. Verschränkung (Verlust von Traktion in welligem Gelände)
  3. Geländeuntersetzung (kontrolliert langsames Fahren in Steigungen und Gefälle)

Was super ist:
  1. Der kleine Wendekreis (die Defender durften im „Grand Canyon“ teilweise mehrmals rangieren)
  2. Krabbeln im Leerlauf mit 4-5km/h (der Instruktor hatte ein paar Tage vorher die Deutsche Bergwacht im Rockton Exp geschult – und war beeindruckt, wieviel besser der 2.5er im Vergleich zum 2.0er leerlaufkraxelt… )
  3. Die geringe Verschränkung ermöglicht ergonomische Reifenwechsel ohne Wagenheber
  4. Die ungläubigen Gesichter und lobenden Kommentare der „echten“ Offroader

Vergleich zum Unimog 1300 (7t) und Iveco Daily 4x4 (5t):
  • Beim Unimog merkt man erst da was, wo beim Bulli bereits SchichtimSchacht ist
  • Der Daily scheiterte trotz super Fahrwerk und bestem Geländegang an der ersten Steigung im Film – aufgrund Sommerreifen
  • Den max. seitlichen Neigungswinkel hatte der Instruktur beim Daily wegen des hohen Aufbaus auf 15° geschätzt – im Bulli haben sich 20° noch sehr entspannt angefühlt

Und wer Spass an plastischer Chirurgie hat:
http://www.kabeleins.ch/tv/abenteuer-auto/videos/vw-t5-rockton-offroad-bus-oder-blender-clip

Beste Grüsse und bis bald
Roland
 
Sehr schöne Beschreibung - Bilder - Ausbicke - Offroad Videos - Suuuper! (Fasse mich mal knackig kurz :D)
 
Ich sage nur WOW...
Spitze....ein toller Threat. Toller Bus.

Gruß
Marco
 
(Hehe - und nein, bin eher von der kopflastig-strategischen Sorte, verkaufe also keine realen Produkte, sondern lediglich Konzepte und Ideen :D)

.....also wenn das nix Reales ist???!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Ich denke wohl, Büroarbeit alleine macht doch nicht glücklich!

:D:D:D
 
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